Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
Ton, in dem er darüber sprach. Sie sagte:
    »Geh ruhig rauf. Du hast doch nichts dagegen, wenn ich hier unten weitermache?«
    »Überhaupt nicht«, versicherte er und floh. Er ließ sich Zeit auf dem Weg nach oben, knipste, im obersten Stockwerk des Hauses angekommen, das Licht im Labor an und fand den Computer dort, wo St. James ihn bei seinem Besuch abgestellt hatte. Er zog den Stecker heraus, nahm das Gerät in beide Arme und trug es hinunter. Unten stellte er es neben die Haustür und überlegte ernsthaft, ob er nicht einfach mit einem munteren »Gute Nacht« das Weite suchen sollte. Es war spät, und das Gespräch, das er mit Deborah St. James führen musste, konnte warten.
    Aber noch während er über weiteren Aufschub nachdachte, kam Deborah an die Tür des Arbeitszimmers und betrachtete ihn aufmerksam. »Irgendetwas stimmt doch nicht, Tommy«, sagte sie.
    »Ist mit Helen alles okay?«
    Da wusste er, dass er nicht länger ausweichen konnte, auch wenn er es noch so sehr wünschte. Er sagte: »Mit Helen ist alles in Ordnung.«
    »Da bin ich froh«, meinte sie. »Die ersten Schwangerschaftsmonate können scheußlich sein.«
    Er öffnete den Mund, um zu antworten, fand aber einen Moment lang keine Worte. Als er sich wieder gefasst hatte, sagte er:
    »Du weißt es also.«
    Sie lächelte. »Weshalb denn nicht? Nach - wie viele sind es mittlerweile? - sieben Schwangerschaften? Ich habe ein ziemlich gutes Gespür für die Symptome entwickelt. Ich selbst bin ja nie weit gekommen - mit den Schwangerschaften, meine ich ... nun, das weißt du ja -, aber doch so weit, dass ich das Gefühl hatte, die Übelkeit würde nie aufhören.«
    Lynley schluckte. Deborah kehrte ins Arbeitszimmer zurück. Er folgte ihr, fand sein Whiskyglas, wo er es stehen lassen hatte, und suchte im Whisky Zuflucht. Dann aber gab es kein Ausweichen mehr, und er sagte: »Wir wissen, wie sehr ihr euch ein Kind wünscht ... und was ihr alles versucht habt ... du und Simon ...«
    »Tommy«, sagte sie ruhig, »ich freue mich für euch. Ihr dürft nicht glauben, dass meine Situation - Simons und meine ... nein, doch nur meine - mich daran hindern würde, mich mit euch zu freuen. Ich weiß, was das für euch beide bedeutet, und dass ich kein Kind bekommen kann - na ja, natürlich tut es weh. Aber ich will doch nicht der ganzen Welt meine Enttäuschung aufbürden. Und ganz bestimmt wünsche ich keinem das gleiche, nur damit ich Gesellschaft habe.«
    Sie kniete inmitten ihrer Fotografien nieder, als wäre das Thema damit für sie erledigt. Aber Lynley konnte es nicht dabei belassen, denn das für ihn entscheidende Thema hatten sie noch nicht berührt. Er setzte sich ihr gegenüber in den Ledersessel, den St. James zu benutzen pflegte, wenn er im Raum war, und sagte: »Deb?«
    Sie blickte auf.
    »Da ist noch etwas.«
    Ihre grünen Augen verdunkelten sich. »Was denn?«
    »Santa Barbara.«
    »Santa Barbara?«
    »Der Sommer, als du achtzehn warst. Als du dort am Institut gelernt hast. Das Jahr, als ich viermal hinübergeflogen bin, um dich zu sehen: im Oktober, Januar, Mai und Juli. Ich denke besonders an den Juli, als wir die Küstenstraße nach Oregon gefahren sind.«
    Sie sagte nichts, aber ihr Gesicht wurde einen Hauch blasser, und das verriet ihm, dass sie wusste, worauf er hinaus wollte. Selbst jetzt noch wünschte er, es würde etwas geschehen, das ihn am Weitersprechen hinderte, damit er nicht vor ihr eingestehen müsste, was er sich selbst kaum eingestehen konnte.
    »Du sagtest damals, es läge an der langen Fahrt«, fuhr er fort.
    »Du wärst so viel Autofahren nicht gewöhnt. Oder vielleicht sei es das Essen, meintest du. Oder der Klimaunterschied. Oder die Hitze, wenn es draußen heiß war, oder die Kälte, wenn es drinnen kalt war. Du wärst dieses Hin und Her zwischen Klimaanlage und natürlicher Temperatur nicht gewöhnt, und es sei ja absurd, wie abhängig die Amerikaner von ihren Klimaanlagen sind. Ich hörte mir jede deiner Entschuldigungen an und gab mich mit ihnen zufrieden. Aber die ganze Zeit ...« Er wollte es nicht aussprechen und hätte alles darum gegeben, es vermeiden zu können. Aber im letzten Moment zwang er sich, zuzugeben, was er lange Zeit einfach verdrängt hatte. »Ich wusste es.«
    Sie senkte den Blick. Er sah, wie sie nach der Schere und dem Packpapier griff. Sie zog eines ihrer Fotos zu sich heran, aber sie arbeitete nicht weiter.
    »Nach dieser Reise habe ich darauf gewartet, dass du es mir sagen würdest«, sprach er

Weitere Kostenlose Bücher