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11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Glauben lassen, dass ich mich an das Versprechen gehalten habe. Aber im letzten Juni ... dieser Fall, in dem du ermittelt hast, als das kleine Mädchen ums Leben kam ... Danach musste ich einfach Gewissheit haben, Tommy. Ich weiß nicht, warum - ich war einfach so erschüttert von ihrem Tod. Von der Sinnlosigkeit. Dieses Elend, diese Vergeudung von Leben ... dass dieses unschuldige kleine Leben einfach so ausgelöscht worden war ... Da bin ich noch einmal zum Arzt gegangen. Aber Simon weiß nichts davon.«
    »Deborah«, sagte Lynley leise. »Es tut mir unendlich Leid.«
    Ihre Augen wurden feucht. Energisch drängte sie die Tränen zurück und schüttelte ebenso energisch den Kopf, als er sie berühren wollte. »Nein. Es ist in Ordnung. Es geht mir gut. Ich meine, mir fehlt nichts. Die meiste Zeit denke ich nicht daran. Und wir versuchen ja, ein Kind zu adoptieren. Wir haben Unmengen von Formularen ausgefüllt ... dieser ganze Papierkrieg ... so dass wir auf jeden Fall ein Kind ... früher oder später. Und wir versuchen es auch im Ausland. Ich wünschte um Simons willen, es könnte anders sein. Es ist selbstsüchtig, und ich weiß, es ist narzisstisch, aber ich habe mir so gewünscht, wir könnten zusammen ein Kind erschaffen. Ich glaube, er hat sich das auch gewünscht, aber er ist zu rücksichtsvoll, um das direkt zu sagen.« Und dann lächelte sie trotz einer Träne, die sie nicht zurückhalten konnte.
    »Du darfst nicht glauben, es ginge mir nicht gut, Tommy. Es geht mir gut. Ich habe gelernt, dass alles stets so kommt, wie es kommen muss, ohne Rücksicht darauf, was wir uns wünschen. Darum ist es das Beste, wenn wir im Wünschen bescheiden sind und unserem guten Stern, dem Glück oder den Göttern danken, dass wir haben, was wir haben.«
    »Aber das spricht mich nicht frei von meinem Anteil an dem, was geschah«, sagte er. »Damals. In Santa Barbara. Ich meine, dass ich ohne ein Wort abgereist bin. Von dieser Schuld spricht mich das nicht frei, Deb.«
    »Nein, das nicht«, stimmte sie zu. »Aber ich, Tommy, glaub mir.«
    Helen hatte auf ihn gewartet. Sie war schon im Bett, mit einem aufgeschlagenen Buch auf dem Schoß. Aber sie war beim Lesen eingeschlafen, und ihr Kopf ruhte auf den Kissen, die sie hinter sich aufgestapelt hatte, dunkles Haar auf weißem Grund.
    Leise trat Lynley ans Bett und blickte auf sie hinunter. Sie war Licht und Schatten, unglaublich stark und rührend verletzlich. Er setzte sich auf die Bettkante.
    Sie schreckte nicht hoch, wie manche das vielleicht getan hätten, wenn sie plötzlich durch die Nähe einer anderen Person aus dem Schlaf gerissen werden. Sie öffnete die Augen und war sofort wach, den Blick mit einer Art intuitiven Verstehens auf ihn gerichtet. »Frances ist endlich zu ihm gefahren«, sagte sie, als hätten sie sich die ganze Zeit unterhalten. »Laura Hillier hat mich angerufen, um es mir zu sagen.«
    »Wie gut, da bin ich froh«, erwiderte er. »Das war notwendig für sie. Wie geht es ihm?«
    »Unverändert. Aber sein Zustand ist stabil.«
    Lynley seufzte und nickte. »Nun, es ist jedenfalls vorbei. Wir haben den Mann festgenommen.«
    »Ich weiß. Barbara hat mich angerufen. Ich soll dir ausrichten, dass an ihrem Ende der Welt alles in Ordnung ist. Sie hätte dich auf dem Handy angerufen, aber sie wollte sich erkundigen, wie es mir geht.«
    »Das war nett von ihr.«
    »Sie ist überhaupt eine nette Person. Sie hat mir übrigens auch erzählt, dass Hillier vorhat, Winston zu befördern. Wusstest du davon, Tommy?«
    »Ist das wahr?«
    »Sie sagt, offensichtlich wollte Hillier es ihr unter die Nase reiben. Aber immerhin hat er sie vorher gelobt wegen ihrer Arbeit in diesem Fall. Er hat euch beide gelobt.«
    »Tja, das ist typisch Hillier. Er schafft's nicht, einem etwas Nettes zu sagen, ohne einem gleichzeitig den Teppich unter den Füßen wegzuziehen, damit man nur ja nicht übermütig wird.«
    »Sie hätte gern ihren früheren Rang wieder. Das weißt du ja.«
    »Ja, und ich besäße gern die Macht, ihn ihr zurückzugeben.«
    Er ergriff das Buch, in dem sie gelesen hatte, drehte es herum und sah sich den Titel an. Eine Lektion vor dem Tod, wie passend.
    Sie sagte: »Ich habe es bei den Romanen in der Bibliothek entdeckt. Weit bin ich allerdings noch nicht gekommen. Ich bin eingeschlafen. Wieso bin ich ständig so müde? Wenn das neun Monate lang so weitergeht, werde ich am Ende der Schwangerschaft zwanzig Stunden am Tag schlafen. Und den Rest der Zeit werde ich über der

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