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11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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können.
    »Und die Verkehrsverbindungen sind erstklassig«, hatte Alice Nkata ergänzt. »Untergrundbahnhof Brixton, Busse, Züge - das reicht mir vollkommen, Herzblatt, und deinem Vater auch.«
    Also waren sie geblieben. Und er mit ihnen. Eine eigene Wohnung konnte er sich von seinem Gehalt noch nicht leisten, und selbst wenn er es gekonnt hätte, wäre er bei seinen Eltern geblieben. Er war für sie eine Quelle des Stolzes, und das war er gern.
    Sein Wagen stand unter einer Straßenlampe, sauber gewaschen vom Regen. Er setzte sich hinein und gurtete sich an.
    Die Fahrt dauerte nicht lange. Schnell war er in der Brixton Road und folgte ihr in nördlicher Richtung nach Kennington. Er parkte vor dem Gartencenter, wo er noch einen Moment im Auto sitzen blieb und durch den strömenden Regen, den der Wind durch die Straße peitschte, zu Yasmin Edwards' Wohnung hinüberschaute.
    Zum Teil hatte ihn die Einsicht, dass er sich geirrt hatte, nach Kennington getrieben. Er hatte sich einzureden versucht, dass er dieses Unrecht aus den richtigen Gründen getan hatte, und er hielt das eigentlich auch für wahr. Er war ziemlich sicher, dass Inspector Lynley Yasmin Edwards und ihrer Freundin gegenüber ähnliche Tricks angewendet hätte, und absolut überzeugt davon, dass Barbara Havers sogar noch einen mehr gewusst hätte. Aber ihre Absichten wären natürlich im Gegensatz zu seinen eindeutig und sauber gewesen, und hinter ihrem Handeln hätte nicht diese starke unterschwellige Aggression gesteckt.
    Nkata war sich nicht sicher, woher bei ihm diese Aggression kam und was sie über ihn als Polizeibeamten aussagte. Er wusste nur, dass er sie hatte und loswerden musste, um wieder mit sich selbst ins Reine zu kommen.
    Er stieg aus, sperrte den Wagen sorgfältig ab und rannte über die Straße zur Siedlung. Die Aufzugtür war geschlossen. Er hob die Hand, um bei Yasmin Edwards' Wohnung zu klingeln, aber dann hielt er inne, überlegte einen Moment und klingelte bei der Wohnung darunter. Als eine Männerstimme wissen wollte, wer da sei, nannte er seinen Namen, sagte, man habe ihn wegen Vandalismus auf dem Parkplatz angerufen, und fragte, ob Mr. - er warf einen schnellen Blick auf die Klingelschilder - Mr. Houghton bereit wäre, sich ein paar Fotos anzuschauen, um festzustellen, ob er aus einer Gruppe Jugendlicher, die man in der Gegend festgenommen habe, jemanden erkenne. Mr. Houghton stimmte zu und betätigte den elektrischen Türöffner für den Aufzug. Nkata fuhr mit schlechtem Gewissen zu Yasmin Edwards' Wohnung hinauf und nahm sich vor, hinterher bei Mr. Houghton zu klingeln und sich zu entschuldigen.
    Die Vorhänge vor Yasmin Edwards' Fenster waren geschlossen, aber an den unteren Ritzen schimmerte Licht durch, und hinter der Tür waren Fernsehgeräusche zu hören. Als er anklopfte, fragte sie vorsichtig, wer da sei, und als er seinen Namen nannte, ließ sie ihn endlose dreißig Sekunden warten, während sie überlegte, ob sie öffnen sollte oder nicht.
    Als sie sich entschieden hatte, zog sie die Tür nur einen Spalt von höchsten fünfzehn Zentimetern auf, gerade so weit, dass er sie in Leggings und einem voluminösen Pulli sehen konnte, der rot war, so rot wie Mohn. Sie sagte kein Wort, sah ihn nur völlig ausdruckslos an, was ihn wieder daran erinnerte, was sie war und immer bleiben würde.
    »Kann ich reinkommen?«, fragte er.
    »Wozu?«
    »Reden.«
    »Worüber?«
    »Ist sie da?«
    »Was glauben Sie?«
    Er hörte, wie ein Stockwerk tiefer eine Tür geöffnet wurde, und wusste, dass es Mr. Houghton war, der sich wunderte, wo der Polizist blieb, der ihm die Fotos zeigen wollte.
    »Es gießt«, sagte er. »Eiskalt. Ich bleib nur 'ne Minute, wenn Sie mich reinlassen. Höchstens fünf. Ich schwör's«
    Sie sagte: »Dan schläft schon. Ich möchte nicht, dass er aufwacht. Er hat morgen Schule -«
    »Ich bin ganz leise.«
    Sie brauchte noch einmal einen Moment, um zu überlegen, aber dann trat sie endlich zurück. Sie ging von der Tür weg zum Sofa, wo sie gesessen hatte, als er angeklopft hatte, und überließ es ihm, die Tür weiter zu öffnen und dann leise hinter sich zu schließen.
    Sie schaute sich einen Film an, in dem gerade Peter Seilers sich anschickte, übers Wasser zu wandeln.
    Sie nahm die Fernbedienung zur Hand, schaltete aber das Fernsehgerät nicht aus. Sie stellte nur den Ton leiser und fuhr fort, die Geschehnisse auf dem Bildschirm zu verfolgen.
    Er verstand, was sie damit sagen wollte, und nahm es ihr nicht übel.

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