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11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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war am Leben, als du gingst, du gingst, du gingst. Ich habe sie hinunter gedrückt ins Wasser, ins Wasser. Ich war es, der sie ertränkt hat, der sie ertränkt hat. Nicht du, Gideon, mein Sohn, mein Sohn.
    Ins Unendliche wiederholten sich die Worte, aber sie beschworen ein Bild herauf, das etwas anderes sagte. Er sah seine eigenen Hände auf den schmalen Schultern seiner Schwester. Er spürte, wie das Wasser sich um seine Arme schloss. Und lauter als die endlos wiederholte Behauptung seines Vaters hörte er die Schreie der Frau und des Mannes, dann das Geräusch eilender Schritte, das Knallen von Türen, die zugeschlagen wurden, und die anderen heiseren Schreie, dann das Heulen der Sirenen und die laut hervorgestoßenen Befehle der Retter, die ihre Arbeit taten, wo Rettung nicht mehr möglich war. Und alle wussten es außer den Rettern selbst, denn sie waren darauf gedrillt, nur eines zu tun: Leben zu erhalten und zurückzuholen, allen anderen zum Trotz, die das Leben auslöschen wollten.
    Aber: Um Gottes willen, ich habe es getan, ich habe es getan, ich habe es getan. Glaube mir, was ich sage, ich sage, ich sage.
    Gideon suchte verzweifelt nach einer Erinnerung, die es gestatten würde, dies zu glauben, aber immer sah er nur dasselbe Bild wie zuvor: seine Hände auf ihren Schultern und dazu jetzt noch der Anblick ihres Gesichts, ihres Mundes, der sich öffnete und schloss und öffnete und schloss, und ihres Kopfes, der langsam vor und zurück glitt.
    Sein Vater behauptete, das wäre ein Traum, denn sie hat gelebt, als du gingst, als du gingst. Und wichtiger noch, denn: Ich habe sie hinunter gedrückt ins Wasser, ins Wasser.
    Doch der einzige Mensch, der diese Geschichte hätte bestätigen können - war selbst tot. Und was bedeutete das? Was sagte ihm das?
    Dass sie selbst die Wahrheit nicht gewusst hat, insistierte sein Vater, während er an Gideons Seite durch Wind und Regen schritt. Sie wusste sie nicht, weil ich es nie zugegeben habe, damals nicht, als es zählte, als ich einen anderen, weit einfacheren Weg sah, die Situation zu bereinigen. Und als ich es ihr endlich sagte - Da hat sie dir nicht geglaubt. Sie wusste, dass ich es getan hatte. Und du hast sie getötet, um zu verhindern, dass sie mir das sagte. Sie ist tot, Dad. Sie ist tot, sie ist tot.
    Ja. Richtig. Deine Mutter ist tot. Aber ich bin schuld an ihrem Tod, nicht du. Sie ist an dem zugrunde gegangen, was ich sie glauben machte und was ich sie zu akzeptieren zwang.
    Und was war das, Dad, was?, fragte Gideon.
    Du weißt die Antwort, erwiderte sein Vater. Ich habe sie glauben gemacht, du hättest deine Schwester getötet. Ich sagte: Gideon war hier drinnen, hier drinnen im
    Badezimmer Er hat sie unter Wasser gedrückt. Ich habe ihn weggezogen von ihr, aber, mein Gott, mein Gott, Eugenie, sie war tot. Und sie glaubte mir. Darum stimmte sie der Vereinbarung mit Katja zu, weil sie glaubte, dich damit zu retten. Vor einer Untersuchung. Vor einem Jugendgericht. Vor einer entsetzlichen Schuld, die dich dein Leben lang belasten würde. Du warst Gideon Davies! Sie wollte dich vor dem Skandal bewahren, und das habe ich ausgenützt, Gideon, um uns alle zu schützen.
    Außer Katja Wolff.
    Sie war damit einverstanden. Für das Geld.
    Sie glaubte also, dass ich - Ja, sie glaubte, sie glaube, sie glaubte. Aber sie wusste nichts. Nicht mehr als du in diesem Augenblick. Du warst nicht im Raum. Du wurdest fortgebracht, und sie wurde nach unten geholt. Deine Mutter telefonierte. Und ich war allein mit deiner Schwester. Siehst du nicht, was das bedeutet?
    Aber ich erinnere mich - Du erinnerst, was du erinnerst, weil es so geschah: Du hast sie untergetaucht. Aber sie untertauchen und hinuntergedrückt halten, das ist nicht dasselbe. Und das weißt du, Gideon. Das weißt du.
    Aber ich erinnere mich - Du erinnerst dich an das, was du getan hast, soweit du es getan hast. Den Rest habe ich getan. Allein ich bin all der Verbrechen schuldig, die begangen wurden. Ich bin schließlich der Mann, der seine eigene Tochter Virginia nicht in seinem Leben haben wollte.
    Nein, das war Großvater.
    Großvater war nur der Vorwand, den ich benutzte. Ich habe sie aus meinem Leben verbannt, Gideon. Ich habe so getan, als sei sie tot, weil ich mir ihren Tod wünschte. Vergiss das nicht. Vergiss das nie. Du weißt, was es bedeutet. Du weißt es, Gideon.
    Aber Mutter ... Mutter wollte mir sagen - Eugenie hätte die Lüge fortbestehen lassen. Sie hätte dir gesagt, was ich sie seit Jahren glauben

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