110 - Im Reich der Seehexen
wir uns nieder. Ich fühlte mich nicht wohl in meiner Haut, denn ich glaubte, das Mädchen und die Rovere-Brüder im Stich gelassen zu haben.
»Besser, es sind nur drei von uns gefangen, als wir befinden uns alle wieder in der Gewalt der Gladiatoren«, sagte der Ex-Dämon.
»So habe ich dich noch nie reden hören«, erwiderte ich, während ich meinen Colt Diamondback nachlud.
Der Hüne zuckte mit den Schultern. »Ich bin gezwungen, etwas kürzerzutreten.«
»Muß ich mir um dich Sorgen machen?« fragte ich.
Mr. Silver schüttelte den Kopf. »Ich erhole mich langsam wieder. Aber ich muß mich vor Camenus’ Flammenpeitsche in acht nehmen, sonst schwächt er mich damit so sehr, daß ich das Sternbild des Trogis nicht entdecken kann…«
»Immer diese Kettenreaktionen«, sagte ich unwillig und ließ die geladene Trommel einrasten. »Immer kommt eins zum anderen. Als ob wir nicht schon tief genug im Dreck stecken würden.«
»Hör auf zu jammern, Tony. Die Sache hätte schlimmer ausgehen können. Renata, Giuliano und Carmine haben eine Hoffnung, und die sind wir. Sie wissen, daß wir nicht ohne sie ins zwanzigste Jahrhundert zurückkehren werden, Sie wissen, daß sie sich auf uns verlassen können.«
»Trotzdem werden sie nun im Würgegriff der Angst stöhnen«, sagte ich. »Das hätte ich ihnen gern erspart.«
»Es war nicht möglich«, sagte Mr. Silver nüchtern. »Glaub mir, Tony, wir haben das Richtige getan.«
»Sie werden sie wieder in den Kerker werfen,«
Mr. Silver nickte. »Und wir werden sie rausholen. Gib mir ein wenig Zeit, neue Kräfte zu sammeln, dann schlagen wir zu,«
»Und wenn sich uns Camenus mit der Flammenpeitsche in den Weg stellt?« fragte ich.
»Dann ergeht es ihm wie Varcus«, sagte Mr. Silver grimmig.
***
»Steve… Wieso…?« stammelte Elliott Hyams. »Ich begreife das nicht… George sagte doch, du wärst… tot… Er kann sich doch nicht so irren… Meine Güte, Steve, du lebst… Du ahnst nicht, wie sehr ich mich freue… Was war los dort unten? Was hast du erlebt?«
Steve Strode beantwortete keine einzige Frage.
»Du siehst entsetzlich aus«, sagte Elliott Hyams. Er fuhr sich mit der Hand über die Knollennase. »Totenbleich! Wissen James und George schon, daß du noch lebst? George soll sich sein Lehrgeld zurückgeben lassen. Was ist denn das für ein Arzt, wenn er nicht einmal feststellen kann, ob jemand lebt oder tot ist?«
Strode stand reglos da und sah Hyams mit seinen blicklosen Augen an.
»Komm, wir gehen zu James und George«, sagte Elliott Hyams. »Mann, die werden Augen machen…«
Er machte einen Schritt auf den Zombie zu. Strode rührte sich nicht von der Stelle. Seiner Kehle entrang sich ein tierhaftes Knurren, Hyams blickte ihn verwirrt an. »Was ist los, Steve? Hast du Schmerzen? Vielleicht ist es besser, wenn du in deine Kajüte zurückkehrst. Ich hole George. Er kann dir eine Spritze geben und…«
Wieder knurrte Strode; diesmal aggressiv.
Elliott Hyams zuckte zusammen. »War ja nur ein Vorschlag, Junge. Reg dich nicht auf. Du mußt schließlich selbst wissen, was du dir zumuten kannst… Aber warum läßt du mich nicht raus?«
Zuerst war Elliott Hyams erschrocken, als er Steve Strode sah. Dann hatte er sich gefreut, daß dieser noch lebte. Doch nun bekam er es allmählich mit der Angst zu tun.
Strode benahm sich so sonderbar. War sein Geist verwirrt?
Ein ziemlich verrückter Gedanke ging Hyams durch den Kopf. Er hatte schon mal von lebenden Toten gehört. Zombies nannte man die wohl. Angeblich konnten Voodoo-Priester Tote aus dem Grab holen, nachdem sie sie mit ihrem Zauber zu neuem Leben erweckt hatten.
Und es sollte auch noch andere magische Tricks geben, Tote wiederzubeleben.
Der Seelenlose hob die Hände. Elliott Hyams wich sofort ängstlich zurück.
»Steve, was… was hast du vor?« krächzte Hyams.
Strode sagte nichts. Er handelte. Hyams bekam von ihm einen Stoß, der ihn gegen das Funkgerät warf. Diese Kraft, dachte Hyams verstört. Diese enorme Kraft! Er war noch nie so stark! In ihm befindet sich die Kraft der Hölle!
Panik befiel Hyams. Er wollte raus aus der engen Funkkabine, doch der Zombie ließ ihn nicht an sich vorbei.
Strode griff nach den Kopfhörern und schlang Hyams das Kabel um den Hals…
***
»Ich glaube, wir sollten aufgeben!« sagte James Wallace und wischte sich mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn. »Sieh mich an. Ölverschmiert von oben bis unten, aber den Fehler kann ich nicht finden. Vielleicht hat
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