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1100 - Die Hölle von Sodom

1100 - Die Hölle von Sodom

Titel: 1100 - Die Hölle von Sodom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ihretwegen auf den verdienten Schlaf verzichtete. Außerdem war es ihr Problem. Johnny war ihr Sohn, und es war auch ihr Leben.
    Sie konnte sich in keinem Zimmer länger aufhalten. Mal ging sie ins Wohnzimmer, schaute auf den Bildschirm, hatte aber den Ton abgestellt, weil sie sich ohnehin nicht darauf konzentrieren konnte, mal ging sie in die Küche, trank Saft, hörte Radio oder verschwand in Johnnys Zimmer, um dort die Vergangenheit zurückzuholen. Sie wollte sich an die schönen Stunden innerhalb der Familie erinnern und nicht an das Böse denken.
    Das schaffte Sheila nicht.
    Die Gedanken an das Böse kehrten immer wieder zurück.
    Die nahen Erinnerungen waren es, die sie so fertigmachten. Mal wallte die Hitze in ihr hoch, dann wieder strömte die Kälte durch ihren Körper, als wollte sie das Blut zu Eis werden lassen.
    Nichts lief gut. Nichts klappte mehr optimal. Die andere Seite hatte einen Riß innerhalb des Familienbundes hinterlassen, und Sheila wußte nicht, ob er je gekittet werden konnte.
    Manchmal erschrak sie heftig über ihre eigenen Gedanken. Sie waren bereits darauf ausgerichtet, daß ihr Sohn Johnny nicht mehr lebte. So wollte sie auf keinen Fall denken. Es mußte einfach eine Chance geben, auch wenn sie noch so gering war. Sheila akzeptierte die Grausamkeit des Lebens einfach nicht.
    Bill, Suko und John waren gefahren. Sie hielten sich in Griechenland auf.
    Unerreichbar für Sheila. Aber sie war informiert. Sie hatten ein Boot gechartert und wollten mit seiner Hilfe Johnny aus den Klauen dieses Wahnsinnigen befreien.
    Nicht jetzt. Dafür in den frühen Morgenstunden. Sheila befürchtete, daß es zu spät sein könnte. Mit jeder Minute, die verstrich, verstärkte sich die Angst.
    Vor der Tür zu Bills Arbeitszimmer fand sie sich wieder. Sheila wußte nicht einmal so recht, wie sie an diesen Ort gekommen war. In der Nähe hing ein Spiegel an der Wand. Zwar war das Licht nicht besonders stark, sie konnte sich trotzdem darin erkennen und stellte fest, daß sie abgespannt und um Jahre gealtert aussah. Die letzte Zeit hatte Spuren in ihrem Gesicht hinterlassen. Ränder zeichneten sich unter den Augen ab. Die Nasenfalten in den Wangen schienen auch tiefer in die Haut eingegraben zu sein.
    Sie schloß die Augen, lehnte sich nach links und drückte, ohne es zu wollen, mit dem angewinkelten linken Arm auf die Türklinke, die sich sofort nach unten bewegte, so daß Sheila die Tür aufstoßen konnte und fast in das Zimmer hineingestolpert wäre.
    Es brannte kein Licht. Nur die indirekte Beleuchtung des Computers sorgte für eine fahle Helligkeit.
    Die Umgebung lag eingehüllt in die Schatten, vor denen sich Sheila ebenfalls fürchtete, obwohl sie völlig normal waren.
    Dann blieb sie stehen.
    Wieder kam sie sich vor wie aus einem Traum erwacht. Sheila konnte sich auch jetzt nicht daran erinnern, diesen Weg gewählt zu haben. Es war einfach passiert.
    Der Computer - Internet - E-Mail, das schoß ihr durch den Kopf. Am letzten Begriff blieb sie hängen, denn die E-Mail bedeutete gleichzeitig eine Nachricht.
    Lange hatte Sheila keine mehr bekommen. Sie wunderte sich darüber. Leonidas war jemand, der seinen Triumph nicht gern verbarg. So zumindest schätzte sie den Griechen ein. Warum nahm er keinen Kontakt mit ihr auf? Warum berichtete er nichts über Johnny? Er brauchte ihr doch nur zuzusenden, daß der Junge noch lebte und daß es ihm den Umständen entsprechend gutging. Dann wäre sie doch schon viel ruhiger gewesen.
    Es kam nichts…
    Sheila trat mit dem rechten Fuß auf einen am Boden liegenden Schalter und sorgte für eine bessere Beleuchtung. Nahe des Bücherregals erhellten sich zwei Laternen, die Bill einmal von einer Reise mitgebracht hatte.
    Sie schaute in das Licht. Ihre Beine waren schwer, der Körper ebenfalls.
    Es wäre besser gewesen, wenn sie sich hingelegt hätte, doch Sheila konnte sich nicht dazu überwinden. Sie beschäftigte der Gedanke, daß bald, sogar sehr bald, etwas passieren würde.
    Ihr wurde übel. Urplötzlich kam es in ihr hoch. Sie rannte in das schmale Gäste-WC in der Nähe des Eingangs, fiel vor der Schüssel in die Knie und übergab sich.
    Schweiß brach ihr aus. Sie konnte nicht mehr. Das Herz schlug schneller. Der Kreislauf spielte verrückt, und sie erhob sich schließlich wie eine alte Frau, unter deren Fleisch gläserne Knochen lagen.
    Mit kleinen, zittrigen Schritten ging sie wieder den Weg zurück zum Arbeitszimmer. Mit einer Hand hielt sie sich an der Wand fest, um

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