1100 - Die Hölle von Sodom
zur Waffe, zog sie aber noch nicht hervor.
»Bleib ruhig liegen, John!« hörte ich die wispernde Stimme meines Freundes Suko.
»Okay, da war was.«
»Ja, oben.«
»Bill…«
»Er ist nicht mehr allein.«
Unsere Stimmen waren nicht mehr als ein Hauch gewesen. Wir hatten uns soeben noch verstehen können. Jetzt hieß es warten und die Nerven behalten.
Irgendwie war unsere Rechnung aufgegangen. Der verdammte Leonidas hatte schon reagiert und die Stunden nach Mitternacht genutzt, um seine Leute loszuschicken. Trotz seiner Nervosität war Bill nicht wachsam genug gewesen, aber es gab noch uns, und mit uns würde man nicht so leichtes Spiel haben.
Noch war es ruhig, doch das änderte sich. Wir hätten die Geräusche wohl nicht gehört, wenn, wir nicht so gespannt gewesen wären, so aber konnten wir uns darauf konzentrieren und warteten darauf, wie der Plan weiter durchgeführt werden sollte.
Über uns versuchten zwei Personen, sehr leise aufzutreten. Sie schafften es nicht ganz. So bekamen wir genug mit, daß sie sich dem Fahrerstand näherten und sehr bald den Weg unter Deck finden würden.
Ich schielte hinüber zu Suko.
Er lag auf seiner Pritsche steif wie ein Brett. Das Leben schien aus ihm gewichen zu sein, aber mein Freund war äußerst konzentriert. Dafür kannte ich ihn gut genug.
Wieder die Schritte.
Jetzt schon etwas lauter, denn die Distanz zwischen uns war geschmolzen.
Dann waren sie am Beginn des Niedergangs. Eine Sekunde später erschienen die ersten Schatten.
Der Beinbereich war zu sehen, und wir entdeckten vier Beine.
Der Niedergang war zu schmal, als daß sie nebeneinander hätten hergehen können. Deshalb mußten sie hintereinander gehen.
Wir wiegten sie in Sicherheit und hielten den Atem nicht an. Wir machten ihnen etwas vor und atmeten wie Schlafende. Sehr leise und gleichmäßig, ohne allerdings irgendwelche Schnarchgeräusche zu produzieren.
Sie gingen weiter.
Steif und vorsichtig. Noch hatten sie nichts bemerkt. In der bläulich schimmernden Dunkelheit glichen sie zwei Schatten, die irgendwann eintauchen würden, um völlig mit der Außenwelt zu verschmelzen.
Einer ging vor. Der andere wartete an der Treppe. Ich hatte die Augen beinahe geschlossen und konnte erkennen, wer uns da besucht hatte. Zwei Froschmänner ohne Atemgerät. Sie trugen glatte Neoprenanzüge, hatten Gürtel um die Hüften geschlungen und dort ihre Waffen hineingesteckt.
Dazu gehörten zwei lange Tauchermesser und zwei offene Taschen.
Die Waffen, die eigentlich dort hätten stecken sollen, hielten sie in der Hand. Klobige Gegenstände, die aussahen wie Pistolen, aber keine richtigen waren.
Der erste gab seinem Kumpan mit dem Kopf ein Zeichen. Dann trat er zur Seite, damit der zweite die Treppe verlassen konnte und auch Platz hatte.
Wir waren zu zweit, sie waren zu zweit, und sie richteten ihre Waffen auf uns. Sie würden in den folgenden Sekunden abdrücken, aber wir reagierten schneller.
Ob sie erschraken oder nicht, war nicht genau festzustellen, jedenfalls zogen wir zugleich unsere Pistolen und ließen die Männer in die Mündungen schauen…
***
Damit hatten sie nicht gerechnet. Unsere Aktion hatte ihren schönen Plan zerstört, und sie selbst drückten auch nicht ab, sondern standen vor uns wie zwei Ölgötzen.
»Fallen lassen!« flüsterte ich, während sich Suko aufrichtete und seinen Gegner unter Kontrolle hielt.
Ein Grunzlaut war die Antwort.
Auch ich richtete mich auf.
Noch in der Bewegung bekam ich mit, daß der Kerl, der auf mich zielte, seinen Finger bewegte.
Was immer aus der Waffe hervorzischte, es konnte tödlich sein.
Ich ließ mich von der Pritsche fallen, behielt die Schußrichtung meiner Beretta bei und drückte ab.
Der Kerl stand so nahe vor mir, daß ich ihn nicht verfehlen konnte. Die Kugel traf ihn irgendwo in der oberen Körperhälfte. Die Wucht schleuderte ihn zurück bis an die Treppe. Er stolperte über die letzte Stufe und kippte nach hinten.
Noch jemand schoß.
Ich sah den fahlen Mündungsblitz vor Sukos Waffe. Ich sah, wie es den zweiten Froschmann herumriß, er gegen die Ecke an der Treppe prallte, weiter nach vorn gehen wollte, es jedoch nicht mehr schaffte. Vor den Stufen brach er zusammen. Mit der Hälfte seines Körpers blieb er bäuchlings darauf liegen.
Ich gab Suko ein Zeichen. Dann sprang ich über die beiden leblosen Körper hinweg und jagte mit zwei langen Sprüngen und tief geduckt den Niedergang hoch.
Auch rechnete ich damit, noch mehr dieser
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