1103 - Aussenseiter der Armada
Zeit. Wenn er seine „Schicht beendete und den Wohnbereich aufsuchte, wählte er stets denselben Weg.
Ich wartete auf ihn.
In einer Nische hielt ich mich verborgen. Die Vorbereitungen waren abgeschlossen. Ich wollte ihn überraschen und so knapp vor ihm auf den Flur hinaustreten, daß er keine Gelegenheit mehr fand, der Begegnung auszuweichen. „Man braucht dich nur anzusehen, um zu wissen, daß du mit mir nichts zu tun hast..."
Diesmal würde er es nicht sagen können. Es gab kein Argument mehr, mich nicht wenigstens anzuhören. Er würde sich dem Kontakt stellen müssen, wenn er vor sich selbst glaubwürdig bleiben wollte.
Denn heute sah ich aus wie alle anderen Helkiden auch.
Meine Erscheinung würde ihn verwirren, verunsichern und ungläubig machen - aber er würde sie akzeptieren. Diesmal blieb ihm keine Wahl. Mein Manko existierte nicht mehr.
Ich besaß das Siegel!
Als violett strahlender Ball schwebte es zwanzig Zentimeter über meinem Kopf.
Die Armadaflamme - ich hatte sie mir besorgt!
In einiger Entfernung vernahm ich Schritte. Er kam allein, wie immer. Seit er unverrichteter Dinge mit mir vom Armadasiegelschiff zurückgekehrt war, mied er die Gesellschaft anderer, weil er sich zurückgesetzt, gestraft und verachtet fühlte. Das Bewußtsein, einen Pseudoarmadisten geboren zu haben, verkraftete er nie. Obwohl ihm selbst keinerlei Nachteile daraus entstanden, brachte er es nicht mehr fertig, derselbe zu sein wie vorher.
Aus meiner Position vermochte ich ihn noch nicht zu sehen, aber ich hörte, wie er seinen Schritt verlangsamte, als ahnte er, was ihm bevorstand. Ich verkrampfte mich innerlich.
Sicher war es Einbildung, aber ich meinte, er ginge nur zögernd weiter Wenige Meter, bevor er die Nische erreichte, blieb er stehen. Sein Atem ging schwer, mitunter keuchend.
Er wußte, daß ich da war! dachte ich beunruhigt. Er merkte es! Ei spürte sein eigen Fleisch und Blut!
Ich zitterte wie in einem böser Rausch. Plötzlich war ich mir selbs1 nicht mehr sicher. Etwas trieb mich aus meinem Versteck. Ein unerklärlicher Zwang beherrschte mich, al: ich auf den Korridor trat.
Schuldbewußtsein überkam mich Mein Eiter stand reglos vor mir und starrte mich aus großen Augen an Warum versuchte ich ihn zu tau sehen?
Aber trug er an meiner Handlungsweise nicht selbst Schuld Warum akzeptierte er mich nicht so wie ich war? „Sieh her!" brachte ich stammelnd hervor. Kurz legte ich den Kopf ii den Nacken und machte eine nicken de Bewegung nach oben. „Ich trag" jetzt eine Armadaflamme."
Er blickte abwechselnd auf da; leuchtende Siegel und in mein Ge sieht. Seine Hände verkrampften sich.
Er durchschaute mich! „Ich bin ein vollwertiger Armadist!" sagte ich schnell. „Du brauchst dich meiner nicht mehr zu schämen Du kannst mich bei dir aufnehmen!
Er ließ sich nicht irreführen. „Du... du Mißratener!" krächzt er gequält. „Zu aller Schande, die di schon über mich gebracht hast, belügst du mich noch ...!"
Ich schrie vor Enttäuschung und Wut. Tränen schössen mir in die Au gen. Mein Eiter wandte sich brüsk ab, kehrte mir den Rücken zu. Dam lief er davon.
Ich blieb allein, und ich begriff, dal ich für immer einsam sein würde Müde griff ich unter meinen Umhang und riß den kleinen Projektor aus dem Gürtel. Heftig warf ich ihn gegen die Wand. Er zerbrach - und die gefälschte Armadaflamme über meinem Kopf erlosch.
Es dauerte lange, bis ich wieder einigermaßen klar denken konnte. Mit großer Zuversicht hatte ich der Begegnung mit meinem Eiter entgegengesehen, doch das Warten hatte sich nicht gelohnt. Meine Hoffnungen zerbrachen zu einem kläglichen Häuflein spitzer Scherben.
In diesen bitteren Minuten faßte ich den Entschluß, in nächster Zukunft das Armadasiegelschiff aufzusuchen und mir eine echte Armadaflamme zu beschaffen. Ich ahnte noch nicht, daß ich dort eine weit schmerzlichere Enttäuschung erleben würde, die meinen Status als Außenseiter endgültig bekräftigte.
9.
Lichter der Gegenwart Manchmal, wenn das Stahlrheuma ihn plagte und schmerzhafte Stiche durch den Fettbuckel sandte, haßte Jercygehl An seine Aufgabe. Dann wünschte er sich an einen stillen, verschwiegenen Ort, wo er alleine sein und nachdenken konnte. Vielleicht wäre er dann zufriedener mit sich selbst gewesen und hätte sein Leiden geduldiger ertragen.
Aber auf Jercygehl An ruhte die Last einer Verantwortung, der er sich nicht entziehen konnte und von der ihn niemand entbinden würde. Er war
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