1114 - Der Fluch der Kosmokratin
sich gab.
Der donnernde Knall ließ ihn auffahren. Die Helmanlage hatte ihn trotz Dämpfung deutlich übertragen. Glühende Metallsplitter pfiffen durch die Luft und schlugen klatschend in den Trümmerhaufen. Das gegnerische Feuer ließ schlagartig nach. Rag bekam wieder etwas zu sehen. Zwei Kampfroboter schwebten vor ihm, keine fünf Meter entfernt. Wo war der dritte? Er schoß und erzielte einen Treffer. Im Hintergrund erschien ein leuchtendes Gebilde. Voll ungläubigen Staunens erkannte Rag die Umrisse einer SERUN-Montur, die in einen Feldschirm gehüllt war. Aus der Waffe des Unbekannten löste sich ein sonnenheller Energiestrahl und faßte nach dem letzten Roboter. Die Maschine verging, wie es die erste getan hatte, in einer Serie puffender, zischender Detonationen.
Rag richtete sich auf. Die schwebende Gestalt kam langsam heran.
„Wer bist du?" schrie Rag.
„Da willst du noch fragen?" antwortete eine vertraute Stimme. „Sapr Vistoy, wer sonst?"
*
Die Erleichterung überkam Rag so nachhaltig, daß ihm die Knie zitterten.
„Mensch, Sapr!" rief er. „Wie kommst ausgerechnet du hierher?"
„Wer sonst hätte kommen sollen?" fragte Sapr. Er war inzwischen nahe genug heran, daß Rag sein grinsendes Gesicht hinter der Helmscheibe sehen konnte. „Ich wußte, daß Lissa und du in Gefahr waren, und setzte mich von den anderen ab, bevor die Boote starteten. Sie wollten mich nicht gehen lassen, aber ich setzte mich durch. Ich hatte gehofft, schnell zu dir auf schließen zu können. Aber die Debatte nahm etliche Zeit in Anspruch. Als ich dir vom Hangarraum aus folgte, warst du längst verschwunden."
„Warum hast du dich nicht über Radiokom gemeldet?"
„Hör zu, mein Junge: Das habe ich ein einziges Mal versucht. Eine halbe Sekunde später hatte ich einen Roboter am Hals, der mich mit einem Brenngerät umbringen wollte.
Ich nahm an, daß er mich per Radiokom geortet hätte, und hielt von da an den Mund.
Dafür hörte ich dich um so lauter schreien, und das war gut. Denn mit Hilfe deines Geschreis konnte ich dich anpeilen. Frage mich nur, wieso die Roboter nicht auch auf dich aufmerksam geworden sind."
Rag wies auf die glühenden Überreste der zerstörten Kampfmaschinen.
„Nicht aufmerksam geworden? Wie meinst du das?"
Die Helmempfänger übertrugen eine matte, weibliche Stimme.
„Mein Gott, wie lange wollt ihr noch dastehen und die Zeit nutzlos verschwätzen?"
Sie wandten sich um. Lissa hatte begonnen, sich aufzurichten. Ihr Gesicht war immer noch bleich, aber da war ein freundlicher Schimmer in ihren Augen.
„Ich danke euch beiden", sagte sie. „Ich hatte schon mit allem abgeschlossen. Der SERUN hielt mich am Leben, aber der Cybermed funktionierte nicht mehr richtig. Es war nur eine Frage der Zeit, wann ..."
Tränen rannen ihr über die Wangen. Rag nahm sie in die Arme - so gut man eben in einer unförmigen, aufgeblasenen Schutzmontur jemand umarmen kann.
„Alles in Ordnung, Mädchen", tröstete er sie. „Jetzt müssen wir nur noch zusehen, daß wir hier herauskommen."
Sie machten sich auf den Weg. Lissas Zustand verbesserte sich von Minute zu Minute; der Cybermed war unablässig an der Arbeit. Sie brauchte keine Hilfe bei der Fortbewegung. Rag hatte die Kopplung mit ihrem Gravo-Pak längst gelöst. Sie verließen das verwüstete Gebiet und drangen durch die Gänge, die Rag sich freigeschossen hatte, in Richtung des zentralen Kontrollraums vor. Sapr machte die Vorhut, während Rag sich an Lissas Seite hielt. Rag war zuversichtlich. Er konnte sich nicht vorstellen, daß es an Bord des Montageballons mehr als fünf Kampfroboter gegeben haben solle.
In der Nähe der Kontrollzentrale wurden sie von einer Maschine angegriffen, aber es handelte sich um einen primitiven Arbeitsroboter, der nichts besaß, was man ernsthaft als Waffe hätte bezeichnen können. Er wurde ohne Mühe beseitigt.
Vor dem Kontrollraum bogen sie in den Korridor ab, der zum Hangar 778 führte. Rags schlimmste Befürchtungen bewahrheiteten sich nicht. Die Wände der Hangarhalle waren eingestürzt, aber es blieb noch genug Raum für drei „Fußgänger", den Ausflugstollen zu erreichen, durch den die vierzehn Boote das Fahrzeug verlassen hatten.
Rag schwieg über seine letzte Begegnung mit Belice. Es hätte zu nichts geführt, Lissa und Sapr darüber zu erzählen. Lissa war inzwischen völlig wiederhergestellt. Rag prüfte sein Chronometer und nahm zur Kenntnis, daß das Abenteuer, das so gut wie hinter ihnen lag,
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