1117 - Das Gedankenmonster
erschrocken, als eine unsichtbare Kraft ihn tief in den Kontursessel stauchte. Marge Flinders und Matthew fuhren auf, taumelten und stürzten auf die Knie. Dolü und Ranor packten Uchzans Arme, zogen den Astrogator aus dem Sessel und ließen ihn plötzlich wieder los.
Geistesabwesend stierten sie mit glasigen Augen geradeaus. Uchzans Körper prallte polternd auf den Boden.
Waringer wirkte für Sekundenbruchteile wie erstarrt, dann rief er: „Abbrechen! Sofort den Beschuß abbrechen!"
Als niemand darauf reagierte, sprang er auf und wollte zum Feuerleitpult eilen. Doch dann blieb er stehen, während sein Gesicht einen ratlosen Ausdruck annahm. Er fuhr sich mit den Händen über die Augen, schüttelte den Kopf und versuchte dann, sieh mit vorgestreckten Händen in Richtung Feuerleitpult zu bewegen.
„OK an Geoffry!" sagte der Operationskoordinator. „Auf allen Einheiten des Flottenverbands herrscht Chaos unter den Besatzungen. Hauptpositroniken fragen an, ob sie den Beschuß mit Notimpulsen unterbrechen sollen."
In Waringers Augen glommen Hoffnungsfunken auf.
„Ja, sofort unterbrechen!" antwortete er mit spröder Stimme. „Und Paratronschirme aktivieren!"
„Beschuß wurde unterbrochen", meldete der OK im nächsten Augenblick.
„Paratronschirme sind aktiviert. Korrektur: Aktivierungsschaltungen für Projektoren der Paratronschirme wurden betätigt, aber die Paratronenergie verschwindet spurlos."
„Paratronschirme abschalten!" befahl Waringer. „Rückzug aller Schiffe um zwei Lichtsekunden in gerader Richtung, danach abwarten!"
„Verstanden", antwortete der OK. „Vollzug läuft an!"
Abermals rieb sich Waringer die Augen, dann blickte er sich um - und diesmal schien er im Unterschied zu vorher seine Umgebung wieder so zu sehen wie sie war. Das traf aber nicht auf die anderen Anwesenden zu. Sie schienen völlig verstört oder geistesabwesend zu sein.
Waringer holte tief Luft.
„Ich bin mentalstabilisiert; das macht den Unterschied", sägte er zu sich selbst, dann ging er zur Funkzentrale, um Reginald Bull den Fehlschlag der Operation mitzuteilen.
*
Merg Coolafe stand in der subplanetarischen Halle einer Pneumotrain-Station und wurde von Sekunde zu Sekunde nervöser. Ständig kontrollierte er die Temperaturanzeige seines Vielzweck-Armbandgeräts.
Ein Glück, daß die wenigsten Terraner so wärmebedürftig waren wie Springer und Arkoniden! Dadurch waren die Klimaanlagen der Stationen und Verkehrsmittel ausnahmslos auf Temperaturen unter fünfundzwanzig Grad Celsius eingestellt. Er brauchte also nicht zu befürchten, daß sein Körper unter die Kontrolle Ernst Ellerts geriet.
Dennoch fühlte er sich unbehaglich. Seit zwanzig Minuten stand er hier, eingekeilt in eine Menge aus entweder stumpf vor sich hinstierenden oder erregt miteinander diskutierenden Menschen. Auf der anderen Seite des Bahnsteigs fuhren die Trains planmäßig alle fünf Minuten, aber hier hatte sich noch keiner blicken lassen. Merg begann zu ahnen, daß die paranormale Disharmonie sich zu einem Bumerang für ihn entwickeln konnte. Falls Vishna nicht bald erschien, würde er Statthalter über einen Scherbenhaufen werden.
„Achtung! Achtung!" ertönte eine Lautsprecherdurchsage. Die Stimme gehörte selbstverständlich einem Computer. „Train in Richtung Fuggerville hat Einfahrt."
In die Menschen kam Bewegung. Bei dem Gedränge hätte leicht jemand vor den Train gestoßen werden können, wäre nicht das federnde Prallfeld gewesen, das Bahnsteig und Lineartrasse trennte, bis der Train hielt.
Mit leisem Fauchen schoß der hellblaue, fensterlose, zirka sechzig Meter lange Train aus der Pneumoröhre, deren Paßform und energetisches Gleitfeld jeglichen Verlust des komprimierten Antriebsmittels Luft verhinderten. Innerhalb des Bahnhofs schaltete sein Computersystem auf Kontakt mit der Trassenschiene um, deren linear verlaufenden Magnetfelder ihn abbremsten und später wieder beschleunigen würden.
Merg kämpfte sich unter skrupellosem Gebrauch seiner Ellenbogen zum Prallfeld durch.
Die Befallenen reagierten teilnahmslos, während er von den anderen Menschen empörte und wütende Zurufe erntete. Er kümmerte sich nicht darum. Wichtig war nur, daß er so schnell wie möglich nach Fuggerville kam.
Endlich stand der Train. Die Türen öffneten sich. Menschen und einige Extraterrestrier stiegen aus. Noch mehr Personen drängten hinein. Merg ließ sich schieben, nachdem er erst einmal eine Tür erreicht hatte. Irgendwo hinter
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