1117 - Das Gedankenmonster
daß er für lange Zeit unfähig gewesen war, an einen Versuch zu denken, die Herrschaft über den Merg-Coolafe-Körper zurückzugewinnen.
Kaum hatte er sich halbwegs davon erholt, mußte er die nächste Bluttat Mergs miterleben. Er war so erschüttert gewesen, daß er erst dann, als Merg sich kalt duschte, auf den Gedanken kam, die Körpertemperatur könnte so angestiegen sein, daß er die Oberhand zu gewinnen vermochte. Aber da war es bereits zu spät gewesen.
Und jetzt plante Merg Coolafe einen dritten Mord!
Ellert zweifelte nicht daran, wer diesmal das Opfer sein sollte. Mergs Drohung, Verräter, lebten nicht lange, war eindeutig gegen seinen Bruder Yamisch gerichtet gewesen.
Allerdings begriff Ellert nicht, warum Merg plötzlich nicht einmal vor der Ermordung seines eigenen Bruders zurückschreckte. Merg mußte von einer Art Blutrausch erfaßt worden oder sonst wie durchgedreht sein.
Du mußt verrückt sein! schickte er ihm gezielt einen Gedanken zu.
Merg antwortete nicht. Ob er über die Gedankenbotschaft nachdachte, vermochte Ellert nicht zu erkennen, da er nur die Gedanken seines Gegenspielers empfing, die ausdrücklich für ihn bestimmt waren.
Er entschloß sich dazu, vorerst zu schweigen. Es würde eine ganze Weile dauern, bis Merg erfahren hatte, in welchem Hotel sein Bruder abgestiegen war. Anschließend mußte er hinkommen - und ihm standen nur die öffentlichen Verkehrsmittel zur Verfügung, was zeitraubender war, als das Ziel mit einem Taxigleiter direkt anzusteuern. Die Benutzung eines Taxigleiters aber war für Merg nicht möglich, da man dazu eine ID-Karte brauchte, deren Speicherdaten, wie beispielsweise die Daten der individuellen Zellkernstrahlung, mit den persönlichen Gegebenheiten übereinstimmen mußten.
Irgendwann in dieser Zeitspanne würde sich eine Gelegenheit ergeben, Merg durch neue Gedankenbotschaften so zu verwirren, daß er einen Fehler beging, der ihn verriet, hoffte Ellert...
*
„Homer ist spurlos verschwunden, große Teile der öffentlichen Verkehrsmittel mußten wegen gefährlicher Manipulationen Befallener stillgelegt werden, in den letzten zehn Stunden gab es über zwanzig Selbstmorde und mehr als dreihundert Selbstmordversuche allein in Terrania, auf vielen Plätzen der Stadt haben sich - insgesamt rund zwei Millionen Menschen zusammengerottet und stehen in dumpfem Brüten herum - und wir haben noch immer keine Spur von Coolafe-Ellert", berichtete Galbraith Deighton in seinem Büro im HQ-Hanse gegenüber Julian Tifflor und Reginald Bull.
„Kurz gesagt, wir stehen wieder einmal vor einer Katastrophe globalen Ausmaßes", stellte Tifflor fest.
Bulls Gesicht war grau geworden, doch der alte Freund Perry Rhodans hatte nichts von seiner Entschlußkraft eingebüßt.
Er schob das Kinn vor und sagte: „Das Problem muß also binnen kürzester Frist gelöst werden - so oder so. Da wir nichts erreichen, wenn wir an den Symptomen herumdoktern, müssen wir die Ursache selbst beseitigen. Wir müssen das Plasma vernichten."
Deighton und Tifflor zeigten keine Überraschung. Da sie Bulls direkte Art kannten, hatten sie einen solchen Vorschlag erwartet.
„Es sieht so aus, als hätten wir keine Wahl", meinte Deighton.
„Natürlich nicht", erwiderte Tifflor bitter. „Nach NATHANS Berechnungen müßten wir in spätestens zwölf Tagen mit einem totalen Chaos rechnen, in dem Millionen Menschen sterben würden. Das gilt es erst einmal abzuwenden. Danach können wir nur hoffen, daß Vishna in absehbarer Zeit nicht angreift."
„Und daß wir Coolafe-Ellert finden und mit Ellerts Unterstützung eine Neuauflage von Projekt Zweiterde starten können", ergänzte Deighton.
„Vielleicht...", gab Tifflor gedehnt zurück.
„Wieso vielleicht?" fragte Deighton erstaunt.
„Weil wir nicht noch einmal das gleiche Resultat riskieren können", erklärte Bully.
„Entweder kann Ernst uns klipp und klar sagen, wie der Hase läuft und wodurch ein positives Resultat garantiert wird, oder es gibt keinen neuen Versuch. Ganz abgesehen davon, daß wir nicht noch einmal Millionen Menschen dazu bringen würden, sich freiwillig zur Verfügung zu stellen, wenn wir ihnen vorher nicht genau erklären, warum es beim erstenmal schiefging und weshalb es beim zweitenmal gelingen wird."
„Ich verstehe", erwiderte der Gefühlsmechaniker bedrückt. „Ja, natürlich." Er seufzte.
Bully stand auf, durchquerte zweimal das Büro und blieb dann vor Deighton stehen.
„Ich mache mir Sorgen um Homer.
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