1117 - Das Gedankenmonster
Teil der Plasmawolke schimmerte bleich.
„Feuer frei nach Programmierung!" befahl Waringer.
Im Vakuum des Alls blieben die Desintegratorstrahlen unsichtbar. Ihre Wirkung allerdings blieb es nicht - normalerweise.
Diesmal war nichts davon zu bemerken, obwohl der computergesteuerte Bildschirm von Daten gespeist wurde, die überlichtschnell von den Hypertastern hereingeholt worden waren.
Im nächsten Moment verriet ein Aufschrei von Muai von Kappon, der Feuerleittechnikerin, daß noch etwas anderes nicht stimmte. Die Akonin war mit verzerrtem Gesicht aus ihrem Kontursessel hochgefahren. Ihr Mund bewegte sich lautlos, dann fiel sie zurück. Ihre Glieder zuckten. Es ging schnell vorüber, doch dafür fuhr ihre rechte Hand plötzlich zu den Feuerschaltungen und berührte die Sensorleiste, die der Aktivierung und Deaktivierung der Desintegratorgeschütze diente.
Die Kommandantin sprang auf.
„Muai...!"
„Ruhe bewahren!" mahnte Waringer.
„OK an Geoffry!" sagte der Operationskoordinator. „Alle Einheiten haben das Feuer eingestellt."
Der Springer Uchzan eilte von seinem Platz zu Muai und sprach beruhigend auf sie ein.
Die Akonin zitterte an allen Gliedern.
„Medo-Roboter!" sagte Iridia Starkid. „Zu Muai!"
Eine der ständig in der Zentrale anwesenden kegelförmigen Maschinen schwebte lautlos zu Muai von Kappon und fuhr eine Antigravtrage aus. Sensorbestückte Tentakel streckten sich nach Muai.
Die Akonin wich vor ihnen zurück, so gut sie es in ihrem Sessel konnte.
„Nein!" schrie sie. „Ich will nicht!" Waringer hatte sich unterdessen eine aus dem OK ragende Kommunikationsspange über den Kopf gestreift und sprach sowohl mit dem Koordinationscomputer als auch mit den Kommandanten der anderen Verbandseinheiten.
Als er die Spange wieder abstreifte, war sein Gesicht maskenhaft starr geworden.
„Überall ist das gleiche geschehen wie hier", berichtete er. „Das Plasma hat den Beschuß irgendwie abgewehrt und dann zurückgeschlagen, indem es die Feuerleittechniker zwang, ihre Geräte zu deaktivieren. Wie geht es Muai?"
„Muai von Kappon hat einen schweren Schock erlitten", antwortete der Medo-Roboter.
„Klinische Behandlung wird empfohlen."
Waringer atmete kaum merklich auf. Er war erleichtert, denn er kannte die Formulierungen der Medo-Roboter. Ware Muai auch nur geringfügig geschädigt worden, hätte die Maschine eine klinische Behandlung als „dringend erforderlich" deklariert.
„Was machen wir jetzt?" fragte Iridia, die sich wieder gesetzt hatte.
„Impulsgeschütze!" sagte Astrogator Uchzan. „Ich melde mich für den Feuerleitstand."
Waringer schüttelte den Kopf.
„Wir nehmen die Narkosestrahler", entschied er. „Maximale Intensität."
Uchzan setzte sich hinter die Feuerleitschaltungen.
„An die Kommandanten aller Einheiten!" sagte Waringer in die Mikrophone des Operationskoordinators. „Narkosestrahler auf Zielgebiete ausrichten! Auf meinen Befehl Dauerfeuer mit maximaler Intensität eröffnen. Die Feuerleittechniker von zwei Mann flankieren lassen und daran hindern, den Beschüß vorzeitig abzubrechen!"
Uchzan lächelte unbehaglich.
„Wir brauchen doch nur auf, sagen wir, zehn Minuten Dauerfeuer zu programmieren und auf „unwiderruflich" zu schalten, dann kann nichts und niemand den Beschuß abbrechen."
„Eben!" meinte Waringer. „Es widerstrebt mir, etwas Unwiderrufliches zu tun, wenn ich nicht weiß, was es auslösen wird. Wenn dich zwei Mann festhalten, ist das jederzeit rückgängig zu machen."
Iridia nickte beifällig.
„Dolü! Ranor!"
Dolü Kwifoy, der Funker und ebenso langer wie dürrer Blue sowie Rano Euer, der Psychologe des Schnellen Kreuzers, verließen ihre Plätze und stellten sich links und rechts neben Uchzan auf, der schon dabei war, den Feuerleitcomputer zu programmieren.
Nach knapp zehn Minuten war er fertig damit und blickte abwartend zu Waringer.
„Wir hätten die Finger davon lassen sollen", flüsterte Matthew Creek bedrückt.
Wieder meldete sich der Operationskoordinator. Er teilte Waringer mit, daß die Narkosestrahler aller Einheiten auf ihre Zielgebiete ausgerichtet waren.
„Feuer!" befahl der Hyperphysiker tonlos.
Uchzans Rechte schnellte zu der Sensorleiste, berührte sie und zuckte gleich wieder zurück. Die Lippen des rotbärtigen Springers preßten sich zusammen. Er rutschte im Sessel ganz nach hinten und umklammerte mit den Händen die Armlehnen.
Als er sich aufbäumte, schrie Duty schrill und anhaltend. Earl schnaufte
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