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1117 - Das Gedankenmonster

Titel: 1117 - Das Gedankenmonster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sein vorschnelles Handeln bewirkt, das seinen Plan durchkreuzen konnte.
    Doch er war nicht gewillt, davon abzulassen. Er trat nach dem Toten, um etwas mehr Abstand zwischen ihn und sich zu bringen, warf einen Blick auf den Etagenanzeiger und beschloß, auf jeden Fall bis zur siebenhundertsten Etage durchzufahren. Der Schuß hatte wahrscheinlich Rabans Kollegen oder einen Computer alarmiert, aber es würde einige Zeit dauern, bis jemand in diesen einen von vielleicht hundert Antigravlifts blickte und feststellte, daß in ihm ein Toter schwebte.
     
    9.
     
    In der Siebenhundertsten Etage schwang Merg Coolaf esich aus dem Liftschacht. Unter ihm schwebte der Tote immer tiefer. Dieser Umstand würde die Suche nach ihm selbst erschweren, je länger er anhielt.
    Merg las die Zimmernummern an der Wand, sprang auf ein Transportband und lief darauf, um noch schneller sein Ziel zu erreichen.
    Endlich hatte er es geschafft.
    „Siebenhundertdreiundsechzig!" las er triumphierend und sprang vom Band. Er holte noch einmal tief Luft, dann berührte er die Sensorleiste des Türmelders.
    Es dauerte keine Sekunde, da glitt die Tür zur Seite.
    „Nur herein!" hörte er die verhaßte Stimme von drinnen rufen.
    Sein Gesicht verzerrte sich. Er trat ein.
    Der Verräter erhob sich lächelnd von einem Sessel. Im nächsten Moment weiteten sich seine Augen.
    „Merg!" rief er strahlend. „Ich hatte eigentlich jemand von TERRA-INFO erwartet, aber so ist es um so besser. Glaub mir, alles wird gut werden."
    Ja, versuche nur, mich in Sicherheit zu wiegen!
    Er hob die Waffe.
    Yamisch erschrak, aber er konnte die Waffe nicht gesehen haben, denn er starrte in Mergs Gesicht.
    „Das ist ja Blut!" stammelte er.
    „Gleich wird es dein Blut sein, Verräter!" schrie Merg und schoß, bis ein Klicken anzeigte, daß die Trommel leergeschossen war.
    Yamisch war bis an die hintere Wand zurückgeschleudert worden. Dort saß er, die Hände auf den Leib gepreßt. Aber er atmete schon nicht mehr, und seine Augen brachen.
    Die ungeheure Anspannung Mergs ließ rapide nach, als er sein Ziel erreicht hatte. Damit schwand auch die fanatische Besessenheit, die ihn verblendet und zu seiner Tat getrieben hatte - und zu der vorhergegangenen, ebenso sinnlosen Tat.
    Merg Coolafe wurde wieder zu dem eiskalt berechnenden Geschäftemacher - und sein Bewußtsein wurde sich der Tatsache bewußt, daß er soeben ein schlechtes Geschäft gemacht hatte. Anstatt sich seines Bruders als Werkzeug zu bedienen, um die Verantwortlichen der Hanse über seine wahren Absichten zu täuschen und seine Spuren besser verwischen zu können, hatte er ihn getötet.
    Ich hätte in meinem Versteck bleiben sollen! Dort hätte man mich niemals gefunden.
    Statt dessen habe ich eine Spur gelegt, die so breit ist, wie der Trampelpfad einer Saurierherde. Man wird wissen, daß ich es war, der Yamisch tötete.
    „Und nur du bist daran schuld!" schrie er den Toten mit erneut aufwallendem Haß an.
    „Du hast mich hier hergelockt!"
    Er griff sich mit den Fingern unter den Hemdkragen, als er spürte, wie ihm heiß wurde.
    Sein Blick verschleierte sich, dann spürte er nur noch den zornigen Ansturm des fremden Bewußtseins und kaltes Entsetzen, als er die Kontrolle über seinen Körper verlor...
     
    *
     
    Ernst Ellert versuchte, nicht an das Blut zu denken, das die Hände dieses Körpers, dessen er sich bediente, vergossen hatten. Er durfte an nichts anderes denken als daran, schnellstens in einen Raum zu kommen, in dem die Temperatur mindestens fünfundzwanzig Grad Celsius betrug.
    Aber er würde sehr viel Glück haben müssen, um einen solchen Raum zu finden, denn überall, wo Merg Coolafe zuvor im Besitz dieses Körpers gewesen war, hatte sie darunter gelegen. Das bedeutete, daß die Klimaanlage des Hotels generell auf unter fünfundzwanzig Grad eingestellt war. Manche Gäste, beispielsweise Arkoniden, mochten die Thermostaten ihrer Zimmer auf höhere Werte eingestellt haben, aber danach konnte er nicht suchen. Schon spürte er, wie die durch den Zornesausbruch Mergs hochgetriebene Körpertemperatur wieder sank. Sie hatte überhaupt nur deshalb so hochschnellen können, daß sie die niedrigere Raumtemperatur vollständig kompensierte, weil der Körper an einer fieberhaften Erkältung litt, die sein Temperaturregelungssystem destabilisiert hatte.
    Irgendwie hatte der unterbewußte Teil seines Bewußtseins ihn dazu bewogen, den nächsten abwärts gepolten Antigravlift zu nehmen. Als er fast ganz unten

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