1118 - Zwischen Himmel und Hölle
Schatten entstehen. Ich öffne damit eine Grenze und bewege mich so in der Welt zwischen Himmel und Hölle. Ich habe es einfach geschafft, mich aufzulösen. Das ist der ganze Trick.«
»Also habe ich nicht Ihren anderen Teil des Zweiteiligen Körpers gesehen?« fragte ich.
»Genau.«
»Gibt es ihn überhaupt?« Allmählich fragte ich mich, ob er mich nicht reinlegen wollte.
»Natürlich. Es gibt ihn. Sie haben ihn nicht gesehen. Seien sie froh, dass dies passiert ist, denn der zweite Teil ist schlimmer als ich. Ich kann ihn leider nicht kontrollieren. Sie wissen selbst, dass zwei Seelen in der Brust eines Menschen wohnen, wie schon der große Dichter Goethe gesagt hat. Auch ich mache da keine Ausnahme. In meiner Brust existieren ebenfalls zwei Seelen. Es gibt also zwei Ichs. Und ein Teil davon ist böse.«
»Dann sind Sie gut?« fragte ich spöttisch.
»Auf meine Art schon.«
»Da brauche ich mir nur meine Frau anzuschauen oder an Sarah Goldwyn zu denken, um zu wissen, dass sie uns hier etwas vom Pferd erzählen wollen.« Bill hatte mit lauter Stimme gesprochen. Er war sichtlich erregt, denn seine Sorgen um Sheila wuchsen. Sie wirkte noch immer wie eine starre Puppe.
»Es musste so sein«, erklärte der Hellseher. »Wer meine Kreise stört, den muss ich aus dem Weg schaffen. Ich bin dabei, mir etwas Besonderes aufzubauen. Ich habe sogar mit der Polizei zusammengearbeitet. Das kann Sinclair bestätigen. Doch man hat mich nicht gelassen. Man wollte mehr wissen, und Neugierde, das wissen Sie selbst, kann sehr schnell zum Tod führen.«
Mir waren seine Pläne im Prinzip egal, denn ich dachte mehr an andere Dinge. »Warum?« fragte ich ihn. »Warum und wieso haben sie das alles geschafft?«
»Ich bin auserwählt.«
»Aufgrund des Amuletts und dem Gegenstand, der sich in ihrem Kopf befindet?«
»So kann man es sagen.«
»Woher haben Sie das Amulett?«
Er senkte seinen Blick und schaute das Pentagramm an. »Es ist wunderschön, nicht wahr? Es leuchtet golden. Ich habe lange nach ihm gesucht und es in einer alten Moschee in der Türkei gefunden. Dorthin hat man es geschafft und gut versteckt, denn man wusste um die sehr alte Kraft des Amuletts, das vor sehr langer Zeit von einem teuflischen Rabbi getragen wurde. Es war der namenlose Rabbi. So zumindest nenne ich ihn. Er war sehr fromm. Er zog durch Europa, um seine Lehren zu verbreiten, aber er hatte oft keinen Erfolg. Er wurde älter und älter, und er sah, dass sein Leben allmählich dahin glitt. Deshalb hat er sich auf die andere Seite gestellt und den schwarzen Künsten gefrönt. Er weihte das Amulett der Hölle und nahm es mit in den Tod, dem er nicht entrinnen konnte. Aber der Teufel oder wer auch immer hat ihm versprochen, dass irgendwann jemand erscheinen wird, der dieses Amulett findet und es im Sinne des alten Rabbi einsetzen wird. Das bin ich gewesen. Ich habe lange gesucht. Die Türken haben es bei ihren Raubzügen gefunden und mit zurück in ihr Land genommen. Sehr bald merkten sie, welche Kraft von ihm ausging. Sie haben es nicht zerstört und nur in einer Moschee versteckt, wo ich es dann gefunden habe. Es hat mich viel Geld und noch mehr Zeit gekostet, aber jetzt besitze ich es, und ich bin glücklich damit. Ja, ich kann sagen, dass es sich gelohnt hat. Das Amulett hat auf mich gewartet, denn so hat sich das Versprechen des alten Rabbi noch nach Jahrhunderten erfüllt. Ist das nicht wie ein Wunder? Ich bin stark geworden. Ich bin mächtig. Ich darf an seinen Kräften teilnehmen, und das genau macht mich glücklich. Ich kann mit der Zeit spielen, Sinclair. Ich habe den alten Zauber übernommen. Ihnen brauche ich nicht zu sagen, dass viele Menschen früher bei bestimmten Dingen schon weiter waren als wir es heute sind.«
»Da haben Sie recht, Taske.«
»Sie glauben nicht, wie glücklich ich war. Wenn ich es berühre, dann durchläuft es mich wie ein Strom. Da werden Grenzen eingerissen, und ich kann tatsächlich Dinge sehen, die anderen verborgen bleiben. Ich habe Ihren Kollegen geholfen. Ich wusste, wo sich gesuchte Verbrecher verbargen und ich war dabei, mich unentbehrlich zu machen. Dann sind Sie aufgetaucht und haben meine Kreise gestört. Das konnte ich einfach nicht hinnehmen. Sie hätten es vielleicht geschafft, mich zu besiegen, nur dafür hatten sie früher bei mir sein müssen. Jetzt bin ich zu stark für Sie, denn nun habe ich all seine Kräfte ausloten können. Es gehört zu mir wie Ihr Herz zu Ihnen. Für mich ist es fast noch
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