112 - Magos Höllenschädel
»Einer, der nicht mehr lange zu leben hat, wenn du…«
»Dämonen sind falsch und verschlagen, hinterhältig und gemein. Jeder, der ihnen vertraut, ist entweder verrückt oder lebensmüde. Ich bin beides nicht.«
»Und ich würde niemals die Hand gegen meinen Herrn erheben«, versicherte Kayba. Es klang wie ein Schwur.
Ein Diener, der für mich durchs Feuer geht, wäre nicht schlecht, überlegte Frank Esslin. Ich könnte ihn die Schmutzarbeit tun lassen.
Und wenn Gefahr droht, könnte ich ihn vorausschicken – wie ein Minenräumkommando.
»Warum entscheidest du dich nicht endlich?« drängte Kayba ihn jammernd. »Wie lange sollen mich diese verfluchten magischen Wurzeln noch aussaugen?«
Frank Esslin nickte langsam. »Na schön, ich will es mit dir versuchen.«
»Du wirst es nicht bereuen«, versicherte ihm der bärtige Riese.
»Das wird sich erst herausstellen. Sollte ich dahinterkommen, daß du falsch spielst, werde ich dich auf der Stelle töten!«
Der Söldner der Hölle machte einen Schritt vorwärts.
»Vorsicht, Herr!« rief Kayba.
Esslin hörte ein leises Zischen und Knistern. Er senkte den Blick und sah grüne Flämmchen und Blitze, die vor seiner Schuhspitze aus dem Boden zuckten.
»Das ist eine magische Linie, Herr«, sagte Kayba. »Sie wurde gezogen, damit niemand an mich heran kann.«
»Wer hat sie gezogen?« wollte Frank Esslin wissen.
Die grünen Flammen wurden länger, die Blitze größer. Sie
»bissen« nach Frank Esslins Bein. Er mußte zurückweichen. Aus der magischen Linie war eine 50 Zentimeter hohe Hürde geworden, die ständig in Bewegung war.
Frank Esslin sah ihr die Feindseligkeit an, die sie ihm entgegenbrachte. Sie reagierte aggressiv auf seine Nähe, aber er besaß Tony Ballards Ring, und er traute sich zu, diese gegnerische Kraft zu durchbrechen.
Er preßte die Kiefer zusammen. Sein Gesicht drückte harte Entschlossenheit aus. Mit vorgestreckter Faust näherte er sich dem magischen Hindernis.
»Vorsichtig, Herr!« rief Kayba. »Bitte sei vorsichtig. Wenn dir etwas zustößt, bin ich verloren!«
Der Söldner der Hölle konzentrierte sich auf das grüne Knistern und Flackern. Er murmelte eine schwarzmagische Formel und nahm den Blick nicht von dem Hindernis.
Esslin wob uralte Worte aus der Dämonensprache ein. Er war selbst zwar kein Dämon, aber er hatte einen Teil von deren Sprache gelernt.
Das magische Hindernis duckte sich, als hätte eine riesige unsichtbare Hand daraufgeschlagen. Frank Esslin erkannte Risse in der Linie. Der Zusammenhalt der feindlichen Kraft zerbröckelte.
Diesen Umstand machte sich Esslin zunutze.
Er stieß die Faust vor, traf das Hindernis mit dem magischen Ring, und als der schwarze Stein Kontakt hatte, sauste die grüne Linie nach links und rechts davon.
Es sah so aus, als würde sie auf beiden Seiten blitzschnell aufgerollt. Es gab kein Hindernis mehr.
»Ich wußte, daß du damit fertigwerden würdest, Herr«, stieß der bärtige Koloß erleichtert hervor. »Ich wußte sofort, daß du etwas Besonderes bist. Es wird mir eine große Ehre sein, dir zu dienen, Herr.«
Frank Esslin trat auf ihn zu. Aus nächster Nähe betrachtet, sah Kayba noch viel riesiger aus. Durfte Esslin ihm trauen?
Der Söldner der Hölle setzte seinen Ring an die saugenden magischen Wurzeln. Sie schnellten pfeifend zurück und gaben den bärtigen Dämon frei.
Dunkle Striemen bedeckten Kaybas Körper. Als Frank Esslin die letzte Wurzel entfernt hatte, wankte Kayba von der Felswand weg.
»Mein Leben gehört nun dir, Herr«, sagte der Riese. »Ich werde dir ewig dankbar sein.«
»Dämonen kennen keine Dankbarkeit!« erwiderte der Söldner der Hölle kühl.
»Ich schon. Vielleicht bin ich eine Ausnahme. Ich werde es dir beweisen.«
»Kennst du dich in diesem Gebiet aus?« fragte Frank Esslin.
»Ich bin hier aufgewachsen«, sagte Kayba.
»Sieh einer an. Vorhin nanntest du eine andere Gegend, aus der du angeblich hierher gekommen bist«, sagte Frank Esslin mißtrauisch.
»Nicht angeblich, Herr. Es ist wahr. Ich lebte lange Zeit hier. Dann ging ich fort, und kürzlich kehrte ich hierher zurück.«
»Das wäre dir beinahe zum Verhängnis geworden«, sagte Frank Esslin. »Du hättest bleiben sollen, wo du warst.«
»Dann wäre ich nie auf dich getroffen«, sagte Kayba. »Die Vorsehung hat uns zusammengeführt, Herr. Wir sollten zusammenbleiben.«
»Ich werde Coor bald verlassen.«
»Egal, wohin du gehst, Herr. Ich werde dich begleiten, wenn du es mir
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