1120 - Grauen hinter Gittern
nicht erfreuen konnte, denn er musste konzentriert weiterfahren.
»Wir sind gleich da!« meldete sich Master.
Suko schaute nach rechts. Er sah nur die grauen Wände, die allerdings an einer Stelle zurücktraten und plötzlich aufbrachen, so dass eine Lücke entstand.
Breit genug, um als Straße gelten zu können, in die Suko den Chrysler hineinlenkte. Die Straße war nicht staubig gewesen, im Gegensatz zu diesem Weg, auf den der Wind den Staub und auch den Sand geweht hatte. Sie hatten das Tal mittlerweile verlassen, befanden sich jetzt hoch über dem Meer, das noch nicht in Sicht kam. Der Wagen war von einer Wolke umweht, die sich jedoch senkte, als Suko das Ende der Strecke vor sich sah und über einen Boden fuhr, der mit dichtem, aber leicht von der Hitze verdorrtem Gras bewachsen war.
Kein Staub mehr. Dafür der freie Blick.
Er sah das Meer, das vor ihm wogte, als wollte es in die Unendlichkeit hineingleiten. Es war einfach wunderbar, diesen Ausblick genießen zu können und das Gefühl der Freiheit zu spüren. Suko hätte es gern getan, nur nicht an diesem Tag, denn da waren andere Dinge wichtiger. Wie die Festung.
Master hatte nicht gelogen. Sie stand dort wie ein Relikt aus alter Zeit. Ein gewaltiger Steinbau, der selbst Bomben zu trotzen schien und bei dem auch das Sonnenlicht es nicht schaffte, den Hauch von Düsternis zu vertreiben.
Die Festung oder das Sanatorium wurde nicht bewacht. Es gab keine Außenposten. Es waren auch keine Wachtürme zu sehen, keine Warnanlagen, es gab nur diesen viereckigen Bau, der als Dom des Schreckens in die Einsamkeit gebaut worden war und zur normalen Straße hin durch die Berge geschützt wurde.
In diese Ecke der Feriengegend verirrte sich kaum ein Mensch. Sicherlich war den meisten nicht einmal bekannt, dass die Festung existierte, und große Lust, sie näher zu untersuchen, hatte wohl auch keiner.
Suko rollte auf den Bau zu. Er fuhr praktisch im Schritttempo. Je näher er kam, um so kleiner kam er sich vor. Da wuchsen die düsteren Mauern scheinbar, und die schon tief am Himmel stehende Sonne sorgte bereits für die ersten Schatten, in die er den Chrysler hineinlenkte, um ihn dann zu stoppen.
Die klimatisierte Luft hatte seine Haut kühl werden lassen. Dennoch fühlte er sich durchschwitzt, als er sich auf dem Fahrersitz drehte und nach hinten schaute.
Master sagte nichts. Er saß bewegungslos neben Abe Douglas und lächelte jetzt.
»Ist das der Ort, an den ihr mich hinbringen wolltet?« fragte Abe mit leiser Stimme.
»Ja.«
»Und da hätte ich für alle Zeiten verrotten sollen – oder?« Er hatte sich nur mühsam in der Gewalt und wäre Master am liebsten an die Kehle gefahren.
»Ich weiß nicht, ob es für alle Zeiten gewesen wäre. Das hätten andere entschieden.«
»Wer?«
»Ich habe keine Ahnung.«
Es war klar, dass er seine Vorgesetzte nicht verraten wollte, und Abe fragte auch nicht weiter. Suko war inzwischen ausgestiegen und hatte die hintere rechte Tür geöffnet. Er hörte noch Abes Kommentar. »Ich wäre bestimmt hinter diesen Mauern gekillt worden.«
»Das kann passieren.«
»Auch mit John Sinclair?«
»Ich weiß es nicht.«
Abe gab ihm einen Stoß. Mit noch immer gefesselten Händen stieg der Agent aus. Er blinzelte gegen die Sonne und stieß die Luft aus.
Hier kannte er sich aus, und hier fühlte er sich sicher. Er hatte seinen Kopf gedreht, um auf die dunkle Festung zu schauen. Dort passierte nichts. Es war keine Bewegung zu sehen. Auch nicht hinter den vergitterten Fenstern. Der Bau wirkte wie von allen Lebewesen verlassen, abgesehen von einigen Ratten und Insekten.
Suko kam auf die echten Probleme zu sprechen. »Wo werden wir die Wächter finden?«
Master grinste. »Es gibt keine.«
»Bitte?«
»Die Festung bewacht sich selbst.«
»Das müssen Sie mir erklären.«
»Es sind die Eingelieferten, die auf sich Acht geben. Sie machen es. Sie haben wo etwas wie eine Infrastruktur gebildet. Sie leben nur in ihrem Gebiet.«
»Dort essen, trinken und schlafen sie auch.«
»Ja.«
»Wovon ernähren sie sich denn?«
»Dafür wird gesorgt.«
»Wer tut es? Und wie geschieht es?«
»Einmal in der Woche wird Nachschub gebracht.« Abe Douglas regte sich auf. Auch deshalb, weil Master bei seinen Antworten gegrinst hatte. »Verdammt noch mal, der will uns doch nur auf den Arm nehmen.«
»Ich glaube nicht.«
»Okay.« Abe stieß Master die Hand in den Rücken. »Und wie kommen wir in dieses nette Haus hinein?«
Master lächelte. »Es
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