1120 - Grauen hinter Gittern
das er mir unbedingt mitteilen wollte. Aber das schlechte Gefühl in mir hatte sich schon verstärkt, und das Misstrauen hatte sich längst in mir festgesetzt.
Die Flugbegleiterin gab mir den Weg zum Cockpit frei. Sie lächelt auch jetzt. Allerdings kam mir ihr Lächeln leicht verkrampft vor.
Möglicherweise bildete ich es mir auch nur ein.
Wie jedes Cockpit war auch dieses recht klein. Mein Blick aber fiel nicht nur auf den Piloten oder den Copiloten. Viel wichtiger waren die beiden Männer, die sich dort ebenfalls aufhielten. Sie sagten nichts, sie sahen aber auch nicht harmlos aus, und plötzlich fühlte ich mich umzingelt, denn ich sah einen Mann im hellen Jackett und dunkler Hose, den ich bei der Kontrolle vor dem Einstieg in die Maschine entdeckt hatte. Ich erinnerte mich, dass einer der Uniformierten ihm zugenickt hatte. Für mich war dieser Typ nicht koscher.
Der Chefpilot übernahm trotzdem das Sagen. Er fühlte sich nicht wohl in seiner Haut, das war ihm anzusehen. »Bitte, was ist der Grund meines Hierseins?« fragte ich. »Entschuldigen Sie, Mr. Sinclair, aber die beiden Herren möchten etwas von Ihnen.«
»Danke.« Ich schaute sie an.
»Sie werden New York nicht verlassen«, sagte der Mann im hellen Jackett.
Mit etwas ähnlichem hatte ich gerechnet, zeigte mich aber trotzdem überrascht. »Können Sie mir einen Grund nennen, warum Sie mich nicht starten lassen?«
»Wir werden Ihnen alles erklären.«
»Sie wissen, wer ich bin?«
»Natürlich.«
»Darf ich fragen, wer Sie sind?«
»Es wird sich alles klären.« Nichts würde sich klären, das wusste ich. Und ich wusste auch, dass diese beiden Typen nicht zu Abes Kollegen gehörten. Also kein FBI. Dafür eine andere Organisation.
NSA – National Security Agency. Für mich gab es keine andere Lösung, und ich konnte nicht sagen, dass mir dieses Wissen gefallen hätte, weil ich schon verdammt schlechte Erfahrungen mit dieser Gruppe gemacht hatte.
»Können wir das nicht hier erledigen?« fragte ich.
»Nein, es dauert länger.«
»Dann startet die Maschine ohne mich?«
»Sie haben es erfasst, Mr. Sinclair.«
Der zweite Mann trug einen dunklen Anzug. Er stand einfach nur da und schaute. Bei seinem breiten Mund glänzten die Lippen.
Schweiß und Speichel hatten dort eine Schicht hinterlassen. Sein Haar war blond und sehr kurz geschnitten. Das war einer, den man auch in einen Wrestling-Ring stellen konnte.
Der Typ im hellen Jackett wirkte glatt und ölig. Er war um die und besaß ein nichts sagendes Gesicht. Selbst die Augen wiesen kaum eine Farbe auf. Ebenso wie das Haar, das auf dem Kopf glanzlos nach hinten gekämmt war.
»Bitte, Mr. Sinclair, der Pilot möchte starten.«
»Natürlich.«
Ich ging mit den beiden. Zuletzt fiel mir das Gesicht der Flugbegleiterin auf, die mich ins Cockpit gebeten hatte. Sie lächelte nicht mehr. Es kam mir vor, als hätte sie Angst.
»Nehmen Sie seine Waffe an sich?« fragte der Kapitän.
»Ja, geben Sie her.«
So wie ich musste sich jemand fühlen, der zum Schafott geführt wurde…
***
Es war alles vorbereitet. Auf dem Flugfeld wartete eine dunkle Limousine auf mich. Ich kam mir vor wie jemand, der in einem Film mitspielte, doch es war kein Film, sondern die harte Realität. Sie hatten mich geholt, und ich würde ihnen nicht entkommen.
Ich musste mich nach hinten setzen. Zusammen mit den beiden Abholern, die mich in die Mitte nahmen. Gelenkt wurde das Fahrzeug von einem Typen, den ich nur von hinten sah. Er sprach auch kein Wort und fuhr an, sobald die Türen geschlossen waren.
Wohin wir rollten, wusste ich nicht. Zunächst einmal glitten wir seidenweich auf ein großes Gebäude zu, über dem soeben ein Flugzeug zur Landung einschwebte. Hinein in den Wagen konnte wegen der getönten Scheiben niemand sehen. Ich schaute nach draußen, während meine Hände auf den Knien lagen.
Man hatte mich geholt und abgeführt wie einen Gefangenen, und genau das traf zu. Ich war ein Gefangener. Da spielte es keine Rolle, welchem Beruf ich nachging. Wenn es um höhere Dinge von staatspolitischer Bedeutung ging, war alles andere Nebensache. Hier galten eben andere Gesetze.
So weich wie der Wagen gefahren worden war, so stoppte er auch.
Allerdings nicht im Freien. Wir waren durch ein weit geöffnetes Tor in einen Bau hinein gefahren, der mir vorkam wie eine offene Garage. Hinter uns fiel die Tür wieder zu.
Da es genügend Licht gab, brauchte der Fahrer die Scheinwerfer nicht einzuschalten. Vor einer Treppe,
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