1123 - Brutstätte der Synchroniten
ziehen."
Dam-Krasseur konnte sein Glück kaum fassen. Wie im Traum trippelte er zu ihr, nahm ihr den Mantel ab und befestigte ihn an der schmucklosen Wandhalterung. Er entledigte sich seiner eigenen Ahnendecke und befestigte sie neben der ihren. Dann ging er hinter sie, stemmte sich auf seinem hinteren Beinpaar hoch und stützte die vier anderen Beine auf seine Oberschenkel, um genügend Halt zu haben, wenn er sich weit nach vorne über sie beugte. Er senkte seinen Kopf dem ihren entgegen, so daß sich ihre Stirnpunkte fast trafen und sie einander gleichzeitig in alle vier Augen sehen konnten.
Eine Welle von Zärtlichkeit überkam ihn, und er ergriff ihre behaarten Arme, die so schwarz waren wie das Gewand von Armadaschmieden. Ihre achtfingrigen Hände fanden sich und kosten einander.
Sie entzog sich seinem Vier-Augenkontakt, ohne das Fingerspiel zu unterbrechen, indem sie den Kopf senkte und über den Stirnpunkt den Blick auf die beiden Ahnendecken richtete.
„Sieh hin, Dam", forderte sie ihn auf. „Wäre es nicht wunderbar, unsere beiden Ahnenreihen auf einer Decke vereint zu sehen? Sieh dir die beiden Ahnengalerien genau an. Soweit man es zurückverfolgen kann, haben sich unsere beiden Familien noch nie zuvor getroffen. Nicht einmal auf einer Nebenlinie. Wir wären ein ideales Paar. Ich könnte mir keine bessere Kombination als die unserer beiden Gene vorstellen."
Dam-Krasseur hatte sich gewisse Chancen bei Ama ausgerechnet, aber nicht im Traume daran gedacht, daß sie sich für eine festere Bindung interessierte.
„In der Tat", stimmte er mit vor Erregung heller Stimme zu, „ich habe selbst schon gewisse genetische Berechnungen angestellt und befunden, daß unsere Erbanlagen miteinander harmonieren könnten."
„Ich möchte ein Kind von dir, Dam", sagte Ama-Taroon geradeheraus. „Es muß ein Sohn sein. Er soll überwiegend meine körperlichen Fähigkeiten bekommen und dein geistiges Gut. Er muß eine Schönheit werden und ein Genie. Es darf nichts dem Zufall überlassen bleiben. Wir werden seine Zukunft vom Augenblick der ersten Zellteilung an bestimmen.
Bist du einverstanden, Dam?"
„Ich wüßte nicht, was ich mir lieber wünschen würde", gestand der Zytologe. „Ich habe auch nichts gegen eine Retortengeburt und eine gezielte Gen-Steuerung ... du weißt, wie fortschrittlich ich denke. Meine Arbeit für die Armadaschmiede beeinflußt nicht meine Privatsphäre ..."
„So ergeht es uns allen", sagte Ama-Taroon. „Wir könnten nicht anders existieren. Wir müssen unseren Dienst vom Privatleben strikt trennen. Wir können aber sehr wohl unsere beruflichen Erfahrungen für das Wohl unseres Volkes nutzen. Das sind Binsenweisheiten.
Ich verstehe nur nicht, was du ausdrücken willst."
„Ich möchte einen Sohn mit dir", sagte Dam-Krasseur fest. „Und ich möchte mit dir eine perfekte Gen-Züchtung haben, einen Sohn, der die wertvollsten Eigenschaften von uns beiden in sich vereinigt. Aber ein solcher Schritt will vorbereitet und reiflich überlegt sein."
„Was ist das für ein Unsinn, Dam", schalt sie ihn. „Wir brauchen jeder nur eine Körperzelle zu spenden, um davon eine exakte Gen-Analyse machen zu lassen.
Laserabtastung, fraktionierte Zerlegung in Zellbestandteile mittels Ultrazentrifuge, Insertion radioaktiver Atome und andere Reizimpulse... das ist doch alles nur Routine. Die Auswertung dauert nur einen Tag. Und wenn wir für die Erstellung eines Gen-Programms für unseren Sohn zwei Tage veranschlagen, kann in spätestens drei Tagen alles klar sein.
Wenn wir den Wachstumsbeschleuniger einsetzen, kann unser Kind in drei Wochen den Brüter verlassen."
„Ich habe Bedenken anderer Art", sagte Dam-Krasseur. „Das Armadaherz schweigt. Wir blicken in eine Ungewisse Zukunft. Wir wissen nicht, was aus unserem Volk wird. Wir sind Unfreie, und je mächtiger die Armadaschmiede werden, desto deutlicher wird unser Status der von Sklaven. Ich möchte nicht, daß unser Sohn als Sklave unter Sklaven geboren wird."
„Gut, dann keine Wachstumsbeschleunigung", sagte Ama-Taroon. „Wir können ihn auch in einem Inhibitor wachsen lassen und diesen Prozeß auf Jahre ausdehnen. Solange wir wollen. Bis zu jenem Tag, da wir ein freies Volk sein werden. Aber wir dürfen uns die Chance nicht entgehen lassen, ein solches Genie in die Welt zu setzen, wie es unser Sohn wäre. Und glaube mir, Dam, es wird nicht mehr lange dauern, bis wir wieder ein freies Volk sind und eine eigene Armadaeinheit bilden
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