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1124 - Das Armadafloss

Titel: 1124 - Das Armadafloss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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blieb er von dem zermürbenden Gravitationseffekt verschont, und langsam schwebte er nach oben. Mit der linken Klaue packte er die Ballenkante und zog sich auf den Vanadiumblock.
    Auf dem Stahlgrau des Metalls hockte der Floßparasit.
    Crduun wußte, daß es der Parasit war.
    Das Geschöpf bestand aus einem etwa siebzig Zentimeter durchmessenden, träge pulsierenden Ball, der giftgrün phosphoreszierte. Rings um den Ball wogte es wie Seidengespinst; ausgedehnte, hauchdünne Schleier, die im Sternenlicht glitzerten und funkelten. Manche der Schleier waren zwanzig oder dreißig Meter lang und ebenso breit, und sie tanzten im Vakuum wie im Griff einer milden Brise.
    Möglicherweise diente das Gespinst dazu, das Licht der Sterne einzufangen und photochemisch in Energie umzuwandeln; jene Energie, die der Parasit zur Erzeugung des Schwerkraft- und Hitzefelds benutzte.
    Oder er bezog seine Energie aus anderen Quellen.
    Crduun wußte es nicht.
    Seine ganze Aufmerksamkeit war auf den Stachel des Floßparasiten gerichtet.
    Der Stachel war der einzige Vorsprung am sonst makellos glatten Zentralkörper des Floßparasiten. Einen Meter lang, an der Basis zehn Zentimeter dick und vorne spitz wie eine Nadel.
    Der Stachel war ein Mordinstrument.
    Dazu gedacht, den Flößer aufzuspießen.
    Das ist das Kalte Böse, dachte Crduun benommen. Dort sitzt es in leiblicher Gestalt, und es hat mich zum Opfer auserkoren.
    Die Angst machte Zorn Platz; heiße Wut auf den Floßparasiten, die verräterischen Kaufsöhne und vor allem auf Enklich Fain erfüllte ihn. Enklich Fain, eine Ausgeburt des Kalten Bösen wie der Floßparasit. Fain hatte an allem Schuld. Dieser undankbare Bastard hatte ihn in diese Lage gebracht.
    Haßerfüllt hob Crduun Biß und ...
    Er wollte die Waffe heben. Sein Gehirn erteilte seinem Greif arm den Befehl, aber sein Arm reagierte nicht. Schlaff hing er an seiner Seite. Und seine Beinpaare ... Ohne sein Zutun setzten sie sich in Bewegung.
    Schritt für Schritt, mit quälender Unausweichlichkeit, näherte sich der Flößer der tödlichen Spitze des Stachels.
    Der Floßparasit wartete. Mehr brauchte er nicht zu tun; er mußte nur warten, bis sich Crduun die Spitze des Stachels in die Brust rammte, bis die Luft aus dem Raumanzug entwich und der Flößer elend erstickte.
    Falls der Stachel nicht zuvor seinen Brustpanzer durchbohrte.
    „Nein!" stieß Crduun verzweifelt hervor. Sein Ruf war nur ein zittriges Zirpen, so leise, daß er ihn selbst kaum hörte.
    „Crduun!"
    Eine krächzende Stimme gellte aus Crduuns Funkempfänger. „Halte aus, geliebte Wartekönigin, der Herold rettet dich!"
    Der Herold!
    . Und schon sah Crduun einen Schatten heranschnellen, nur eine verschwommene Silhouette im Schwarz des Weltraums.
    Das Schwerkraftfeld - der Parasit hatte es abgebaut, weil er sich seiner Beute sicher wähnte! Und auch die Hitzefäden waren verschwunden!
    „Herold!" zirpte Crduun.
    Die verkümmerte Gestalt raste genau auf den Floßparasiten zu. Wie ein Geschoß durchschlug sie einen der wehenden Schleier, zerfetzte das Gespinst und kollidierte mit dem Kugelleib des Parasiten.
    Crduun spürte, wie der hypnotische Bann von ihm abfiel. Er konnte sich wieder frei bewegen. Automatisch glitt seine Waffenhand in die Höhe.
    „Weg da, Herold", schrie Crduun. „Weg da!"
    „Kann nicht...", röchelte der Herold.
    Etwas blitzte im Sternenschein; der spiegelnde Lauf einer Strahlpistole.
    „Ich liebe dich, Crduun", flüsterte der Herold.
    Der Herold schoß.
    Und die Welt verwandelte sich in eine Hölle aus Licht und Hitze. Crduun wurde von den Beinen gerissen, schlidderte haltlos über die glatte Oberfläche der Vanadiumstange und fühlte, wie sich ein mörderischer Druck auf seine Brust, seine Glieder legte. Er konnte nicht mehr atmen, nicht mehr sehen. Schmerz flackerte in ihm auf. Er schrie. Alles wurde schwarz um ihn.
    Der Flößer wußte nicht, wie lange er bewußtlos gewesen war. Als er wieder zu sich kam, schlug er hoch über dem Floß große Pirouetten und sank gemächlich der Oberfläche entgegen.
    Schräg unter ihm lag der Vanadiumballen.
    Sein Stahlgrau wirkte wie glasiert. Hier und da klafften Löcher. An einigen Stellen befanden sich dunkle Flecke.
    Von dem Floßparasiten und dem Herold war nichts übriggeblieben.
    Trauer schnürte Crduun den Atem ab.
    Der Strahlschuß des Herolds mußte zu einer explosionsartigen Freisetzung der gespeicherten Energie des Floßparasiten geführt haben. Die Explosion hatte beide getötet und

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