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1129 - Das Blutmesser

1129 - Das Blutmesser

Titel: 1129 - Das Blutmesser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Richtung lief sie ebenfalls, und an John Sinclair dachte sie nicht mehr…
    ***
    Es gab Michelle Maron hier oben nicht mehr, und es brachte mich auch nicht weiter, wenn ich mir Vorwürfe machte. Sie war den falschen Weg gegangen. Ich hatte das Band der beiden Geschwister unterschätzt. Als er erschien, war ich so etwas wie das fünfte Rad am Wagen.
    Daß sie sich noch im Haus aufhielt, konnte ich mir nicht vorstellen, obwohl ich kein Zuschlagen der Haustür gehört hatte. Ich war trotzdem vorsichtig und ging die Treppe sehr wachsam hinab. Es erwartete mich niemand am Fuß der Treppe.
    Das leere Haus war düster geworden. Ich hätte die Räume noch hier unten durchsuchen können, aber ich verließ mich lieber auf mein Gefühl und ging der Haustür entgegen.
    Sie war zu, aber nicht abgeschlossen. Der Nebel wehte mir sehr schnell entgegen. Er hatte die Umgebung hier draußen zu einem großen Teil verschwinden lassen und trieb auch über den Jaguar hinweg, der für mich aussah wie der lange Schatten eines lauernden Raubtiers.
    Jedenfalls war sie nicht mit dem Fahrzeug verschwunden, was ich als Vorteil für mich wertete.
    Also zu Fuß weg!
    Wohin?
    Ich überlegte, und es gab eigentlich für mich nur eine Lösung. Sie mußte, ob sie wollte oder nicht, dorthin gegangen sein, wo sie auch ihren Bruder finden konnte. An die Rückseite des Hauses.
    Schon oft habe ich über den Nebel geflucht, und diesmal ärgerte er mich besonders. Ich hatte noch in Erinnerung, wie sich diese Wesen vor der Scheibe im grauen Dunst bewegt hatten, und ich stellte mich innerlich darauf ein, gegen all diese Feinde kämpfen zu müssen. Freiwillig würden sie Michelle nicht hergeben. So etwas ließ einer wie der lebende Tote einfach nicht zu.
    Es war mein Glück gewesen, daß ich schon einen Blick auf die rückwärtige Seite des Grundstücks geworfen hatte. Auch wenn sich der Nebel jetzt verdichtet hatte, so ging ich davon aus, daß ich es schaffte, mich zurechtzufinden.
    Zu hören war leider nichts. Keine Schreie, kein Ruf und auch keine Stimme wiesen mir die Richtung. Es blieb einfach nur diese wattige Stille, die alles Fremde in sich einsaugte.
    Ich machte den Test und strich mit den Fingern über mein Kreuz hinweg.
    Das Metall hatte sich nicht erwärmt, also hielt sich hier niemand auf, der mir direkt gefährlich werden konnte.
    Meine Füße bewegten sich über weichen Boden. Die grauen Geister umgaben mich wie Schlieren oder feuchte Tücher, die an meinem Gesicht vorbeistrichen.
    Als ich die Rückseite des Hauses erreicht hatte, blieb ich für einen Moment stehen. Der Nebel war hier so dick wie an der Vorderseite.
    Ich wünschte mir einen guten Wind, der hin und wieder böig in die Nebelwand hineingefahren wäre, um sie an verschiedenen Stellen zu zerreißen. Aber die Natur stand diesmal nicht auf meiner Seite, ich mußte mich auch weiterhin anstrengen, um überhaupt etwas erkennen zu können.
    Ich ärgerte mich, weil ich das Verhältnis der Geschwister so unterschätzt hatte. Vielleicht wäre es besser gewesen, Michelle das Kreuz zu zeigen oder zu geben, damit auch sie ein Vertrauen aufbauen konnte.
    Ich hatte es nicht getan, mein Fehler, aber wer hätte auch diese Veränderung ahnen können?
    Keine schwachen Umrisse von sich bewegenden Gestalten. Kein Laut, der an meine Ohren drang. Dafür ein dunkler Baum, der vom Dunst umflort wurde wie ein einsamer Wachtposten mitten auf der Wiese. Mal raschelte Laub unter meinen Schuhen, mal rutschte ich über den feuchten Rasen.
    Michelle war und blieb verschwunden.
    Irgendwann war ich es leid. Sie sollte wissen, daß ich sie suchte, und deshalb rief ich sehr laut ihren Namen. Der Schall wurde vom Nebel teilweise verschluckt, und so strengte ich mich vor dem nächsten Ruf noch einmal an.
    Es blieb wie beim erstenmal. Niemand gab mir eine Antwort. Nur die Stille war da und drückte auch gegen mich. Keine Fratzen, die in der grauen Suppe erschienen, keine Geister mit spitzen Hüten oder was immer sie auch waren, ich bewegte mich allein in der Gegend, in der es für mich keine sichtbaren Grenzen gab.
    Es ist wirklich ein dummes Gefühl, durch den Nebel zu laufen.
    Zumindest ich hatte den Eindruck, immer ins Leere zu gehen. Die einzigen Anhaltspunkte waren die dunklen Bäume, doch auch hinter ihren Stämmen hielt sich niemand verborgen.
    Ein weites, ein dichtes Feld, und ich dachte auch an die Pferde auf der Koppel. Meinem Gefühl nach mußte ich sie bald erreicht haben. Noch war kein Zaun vor mir

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