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1129 - Das Blutmesser

1129 - Das Blutmesser

Titel: 1129 - Das Blutmesser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatte. An der Treppe blieb sie stehen und schaute nach unten.
    Auch dort brannte kein Licht. Schatten hatten sich ins Haus gestohlen und das Innere in Besitz genommen. Es gab nur das graue Zwielicht, das wie ein seichtes Gewässer unten an der Treppe lauerte und darauf wartete, Menschen fangen zu können.
    Sie lief die Holzstufen hinab. Leider nicht lautlos, denn jeder Schritt verursachte ein Klatschen, was nur Michelle hörte und nicht John, denn er verfolgte sie nicht. Unten angekommen, atmete sie durch. Michelle hatte sich verändert. Sie wirkte jetzt wie eine Getriebene, und sie hatte auch alle Warnungen ihres Beschützers vergessen.
    Wichtig war Alain.
    Über ihren Mund huschte ein freudiges Lächeln, als sie an ihn dachte.
    Ohne daß es ihr richtig bewußt gewesen wäre, stand sie schon an der Haustür, die nicht verschlossen war.
    Michelle Maron zog die Tür auf, blieb aber nicht stehen und lauschte in die Höhe.
    Von dort war nichts zu hören. Sinclair verhielt sich ruhig. Er mußte ihr Verschwinden wohl noch nicht bemerkt haben.
    Michelle zog die Tür weiter auf und warf einen ersten Blick nach draußen.
    Die Natur hatte ein anderes Gesicht erhalten. Der Nebel hielt sie unter seinen Tüchern begraben. Die Straße war schon nicht mehr zu sehen und auch die Bäume wirkten wie dunkle Gespenster, die ihre zahlreichen Arme ausgestreckt hatten.
    Es war eine Welt voller Wunder geworden, die aber hinter dem Nebel verborgen waren.
    Alain erwartete sie nicht an der Haustür. Auch die anderen waren nicht da. Michelle wußte, wohin sie zu laufen hatte, und sie lächelte wieder bei dem Gedanken.
    Sie zog die Tür zu. Ihr kam der Gedanke, daß sie das Haus hier nicht mehr betreten würde und mit diesem Kapitel ihres Lebens abgeschlossen hatte. Seltsamerweise empfand sie dies nicht als schlimm. Es gefiel ihr sogar, denn nun lag etwas anderes vor ihr. Eine neue Zeit, eine neue Welt, die sie zusammen mit ihrem Bruder durchschreiten wollte. Hand in Hand mit einem Toten.
    Der Gedanke faszinierte sie. Michelle beschleunigte ihre Schritte. Sie spürte keine Kälte und auch nicht die Nässe des Bodens, auf dem sich feuchtes Laub verteilte. Zum Teil wirbelte sie es in die Höhe, und ihre Schritte wurden noch länger, als sie die Querseite des Hauses erreichte.
    Dort wartete sie.
    Nein, es war nichts zu hören. Nicht von draußen und auch keine Stimmen mehr in ihrem Kopf. Michelle beeilte sich noch mehr, um an die Rückseite zu gelangen. Ein Gefühl in ihr befahl ihr, jetzt keine Pause mehr einzulegen.
    Und plötzlich war er da!
    Es war alles so schnell gewesen, daß sie erschrak. Alain stand vor ihr, und sie hatte nur Augen für ihn, nicht aber für die anderen Wesen.
    Er sah so aus, wie sie ihn gefunden hatte. Einfach gut, auch mit der Wunde. Aber das übersah sie einfach.
    Wichtig war Alain und sein gehaltenes Versprechen.
    Sie sah auch nicht, ob er bekleidet war. Sie lief den letzten Rest der Strecke auf ihn zu.
    Sein Name wehte als leiser Schrei von ihren Lippen. Michelles Augen glänzten wie im Fieber, und sie hatte die Hände und die Arme ausgestreckt, um ihn umarmen zu können.
    Die Geschwister trafen zusammen. Widerstand war so gut wie nicht vorhanden, und jetzt fiel ihr auch die ungewöhnliche und nie erlebte Kälte auf, die Alain umgab, aber auch in ihm steckte. Es war ein Gefühl, wie sie es noch nie erlebt hatte. Er war zum Greifen nah, aber er konnte nicht angefaßt werden.
    Und so stolperte sie nach vorn und verließ das Kälte-Gefängnis. Mit dem rechten Fuß rutschte sie aus. Sie wollte Halt an der Hauswand finden.
    Die Hand verfehlte die Stütze, so landete Michelle auf dem Boden.
    »Alain… bitte …«
    Er hatte sich gedreht. »Du mußt noch einmal zu mir kommen, kleine Schwester.«
    »Ich bin doch bei dir…«
    »Lauf mir nach. Der andere kommt. Er ist nicht gut für dich. Er hat etwas, das ich hasse…«
    Weitere Erklärungen gab ihr der tote Bruder nicht. Er schwang einfach nur herum und machte sich davon. Seine Gestalt wehte in den Nebel hinein, und die Wesen in ihren roten Kutten wurden wieder zu seinen Begleitern.
    Enttäuscht blieb Michelle Maron sitzen. So dicht am Ziel war sie gewesen, und jetzt passierte das. Die Enttäuschung war so groß, daß sich ihre Augen mit Tränen füllten. Aber sie hatte die Worte des Bruders nicht vergessen.
    Michelle stand auf. Der Dunst schluckte die meisten Geräusche. Er nahm ihr auch die Sicht. Doch sie hatte gemerkt, wohin ihr Bruder so plötzlich enteilt war. In diese

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