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1129 - Das Blutmesser

1129 - Das Blutmesser

Titel: 1129 - Das Blutmesser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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aufgetaucht.
    Und doch war ich auf der richtigen Fährte. Zunächst war ich mir nicht sicher, weil sich der Nebel seltsam bewegte. Als wäre an gewissen Stellen der Wind hineingefahren, aber das konnte nicht sein, da ich nichts spürte.
    Ich ging nicht mehr weiter. Meine Hand rutschte wieder in die rechte Jackentasche hinein.
    Das Kreuz war da.
    Hatte es sich erwärmt?
    Leider war es nicht so genau zu spüren, aber ich ließ es darauf ankommen und holte es hervor. Wie ein Pendel hielt ich es in der Hand, ließ es schwingen und drehte mich.
    Ein leichtes Schimmern war schon zu sehen. Für mich der Beweis, daß ich mich einer magischen Zone oder einer Insel genähert hatte. Sie war nicht zu sehen und mußte irgendwo vor mir im Nebel liegen. Versteckt, wie abgetaucht.
    Über meinen Rücken kroch die Kälte hinweg, und diesmal hatte sie nicht der Nebel verursacht. Sie war von innen her gekommen. Sie lauerten auf mich. Nicht weit entfernt, verborgen in der dunstigen Suppe, und ich konnte mir nicht vorstellen, daß es Alain war, der auf mich wartete.
    Wann kamen sie?
    Zu sehen waren sie nicht. Der Nebel versteckte alles.
    Ich stand plötzlich starr.
    Nicht, weil ich gegen ein Hindernis gelaufen wäre, man hatte mich anders gestoppt.
    Durch Stimmen!
    Es war schon schaurig, wie sie sich durch den dichten Nebel bewegten und meine Ohren erwischten. Raunen, Flüstern, manchmal leicht schrill oder von einem Lachen begleitet.
    Brachte es mir etwas, wenn ich die kleine Lampe hervorholte und die Umgebung ableuchtete?
    Ich versuchte es zumindest und mußte sofort erkennen, daß der Nebel den Lichtstrahl zerfaserte. Aber er zeigte anderen zumindest an, wo sie mich finden konnten.
    Und sie waren da.
    Sogar in der Nähe.
    Ich hatte sie nicht gesehen. Auch jetzt gerieten sie nicht vor meine Augen. Doch etwas anderes schaute aus dem Nebel hervor. Es waren die Stangen mit ihren runden Kuppen, die von allen vier Seiten auf mich zeigten und mich umgaben wie einen tödlichen Ring…
    ***
    Michelle Maron lief weiter. Sie konnte nicht anders. Auch der Ruf der dünn klingenden Stimme hatte ihr Vorhaben nicht beeinflussen können.
    Die Stimme hatte John Sinclair gehört. Sie war ihm auch dankbar, aber was war er schon im Vergleich zu ihrem Bruder, dessen Tod sie so stark mitgenommen hatte?
    Nun nicht mehr.
    Er war wieder da!
    Er lebte - wenn auch auf seine Art und Weise. Aber er hatte den Tod überwinden können. Wie hatte er einmal kurz vor seinem Ableben gesagt? Man muß sterben, um neu leben zu können.
    Das traf bei ihm zu, und auch Michelle würde diesen Zustand bald erreichen, vor dem sie sich überhaupt nicht fürchtete. Jetzt freute sie sich sogar auf das erneute Zusammentreffen mit Alain.
    Er wartete auf sie. Das spürte sie. Und deshalb lief sie weiter und ignorierte auch den zweiten Ruf. Sollte Sinclair denken, was er wollte, ihr Weg war ein anderer.
    Michelle fühlte sich wie von unsichtbaren Händen geleitet. Obwohl der Boden unter ihr sogar zu einer dunklen Fläche mit einem grauen wolkigen Streifen geworden war und sie manchmal die eigenen Füße nicht mehr sehen konnte, schaffte sie es doch, nicht einmal zu stolpern.
    Im letzten Augenblick wich sie einem Hindernis aus, als wäre ihr Körper mit einem Sensor versehen worden.
    »Michelle - Schwester…«
    Der Ruf erreichte sie wie ein Jubelschrei, und sie antwortete ebenfalls mit einem leisen Aufschrei.
    »Wo bist du, Alain?«
    »Vor dir.«
    »Ich sehe dich nicht.«
    »Lauf nur weiter, meine Liebe. Du kannst mich einfach nicht verfehlen.«
    »Ja - wunderbar.« Auf einmal war sie glücklich. Sie stellte sich vor, daß es wieder so wie früher werden würde. Nur sie beide, und sie hatten jetzt ein großes Haus, in dem sich auch Alain aufhalten konnte. Das wäre einfach traumhaft gewesen.
    Michelle weinte wieder. Diesmal waren es die Tränen des Glücks. Vergessen waren die letzten Tage, in denen sie immer wieder die quälenden Stimmen gehört hatte. Es war nur eine Vorbereitung auf das neue große Ziel gewesen, das in diesem Fall nun so nahe wie nie lag.
    Die letzten Schritte. Die weit geöffneten Augen, die in den Nebel hineinstarrten.
    Da stand er.
    Ja, er wartete auf sie. Er hatte nicht gelogen. Er lächelte. Er war eine Figur vor dem graubleichen Hintergrund, wie von den schützenden Wolken des Himmels umgeben.
    Als Kind hatte Michelle immer gern an Wunder geglaubt und diesen Geschichten auch mit großen Augen und weit geöffneten Ohren gelauscht.
    Nun war das Wunder eingetreten,

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