113 - Bote der Nacht
Dämonenhände gegangen, bis es dem Ex-Dämon Mr. Silver gehört hatte.
Einmal hatte es Mago gestohlen, weil es Mr. Silver nicht sicher genug aufbewahrt hatte. Wie es dem Schwarzmagier diesmal gelungen war, an Shavenaar heranzukommen, war mir allerdings ein Rätsel.
Ein Rätsel, das ich nie mehr würde lösen können, denn Mago hatte einen schrecklichen Triumph über mich gefeiert.
Wir hatten uns in das Beerdigungsinstitut ›Seelenfrieden‹ begeben – der Besitzer Oscar Quarshie, Mr. Silver und ich.
Plötzlich war Mago aufgetaucht und hatte uns einen Totenschädel vor die Füße gerollt. Ich hatte gespürt, daß Mr. Silver den Leichenbestatter und mich mit seiner Silbermagie schützen wollte, aber es war ihm nicht geglückt.
Mago hatte den Ex-Dämon auf eine falsche Fährte gelockt, um mit Quarshie und mir allein zu sein. Ich hatte zusehen müssen, wie der Dämon den Leichenbestatter mit dem Höllenschwert hinrichtete, und er hatte angekündigt, daß er mit mir genauso verfahren würde.
Und er hatte Wort gehalten…
Das Höllenschwert war herabgesaust und hatte meinen Kopf vom Rumpf getrennt. Bis zuletzt hatte ich gehofft, daß sich Shavenaar weigern würde, das zu tun – schließlich hatten es Mr. Silver und ich als unseren Verbündeten angesehen –, aber man durfte dieser starken, eigenwilligen Waffe nicht trauen. Sie machte, was ihr gefiel. Niemand konnte sie völlig beherrschen. Sie war immer für eine unangenehme Überraschung gut.
Ich ›erlebte‹ den absoluten Horror!
Mago hatte mich geköpft, und er hatte es irgendwie so eingerichtet, daß ich gleichzeitig Zuschauer und Delinquent war. Ich sah alles, was geschah: Ich kniete vor einem Sarg. Mein Körper sackte langsam in sich zusammen. Mein Kopf rollte an Magos Fußspitzen vorbei und blieb liegen…
Ich hatte keine Schmerzen. Es war sehr schnell gegangen. Ein glatter Hieb… Nun war ich tot, lebte aber gleichzeitig immer noch.
Mago verhinderte mit seiner schwarzen Kraft, daß der Tod für mich jener Zustand war, wie normale Menschen ihn kennen.
Er spielte mit mir. Seine Magie umklammerte und belebte mich, so daß ich auch nach meinem Tod noch mitbekam, was passierte.
Höhnisch lachend lehnte der Dämon das Höllenschwert an die Wand. Dann bückte er sich und krallte seine grauen, dürren Finger in mein Haar. Er hob meinen Kopf auf und grinste mir ins Gesicht.
Ich war gezwungen, ihn anzusehen.
»Nun gehörst du mir, Tony Ballard!« behauptete er.
Ich wußte nicht, was er damit meinte.
Er drehte meinen Kopf, und ich sah meinen Körper, den Mago in diesem Augenblick mit seiner schwarzen Kraft veranlaßte, aufzustehen. Es war grauenvoll für mich, mich ohne Kopf sehen zu müssen, aber ich konnte den Kopf nicht zur Seite drehen, ja es war mir nicht einmal möglich, die Augen zu schließen. Mago beherrschte mich.
Ungelenk erhob sich mein Körper und torkelte durch den Raum.
Sein Ziel war ein offener Sarg. Sobald er dessen Fußende erreichte, ließ er sich nach vorn fallen. Er drehte sich dabei, so daß er rücklings in die Totenkiste fiel.
Die Erschütterung des Aufpralls bewegte den Deckel, der mit Scharnieren befestigt war. Mit einem dumpfen Knall klappte der Deckel zu. Ich konnte meinen Körper nicht mehr sehen.
Nach wie vor waren Magos Finger in mein Haar gekrallt.
»Nun, Tony Ballard, wie hat dir das gefallen?« fragte mich der Dämon mit hohntriefender Stimme.
»Ich hasse dich!« schrie ich.
Ich konnte reden! Wahnsinn!
»Du bist mir ausgeliefert, gehörst jetzt mir. Du wirst mich überallhin begleiten. Dein Kopf wird immer bei mir sein, und du wirst sehen, was ich tue. Es wird dich quälen, weil du mit meinen Taten nicht einverstanden sein wirst. Du wirst sie vereiteln wollen, jedoch nicht können. Ich habe dich zum Zusehen verdammt, Tony Ballard, weil ich weiß, daß es keine schlimmere Strafe für dich gibt. Irgendwann wirst du darüber den Verstand verlieren, und wenn du verrückt geworden bist, werfe ich deinen Kopf achtlos fort. Aber bis dahin wird noch viel Zeit vergehen. Eine Zeit, die wir zusammen verbringen werden.«
Was Mago mir antat, war schlimmer als der Tod. Die Hölle selbst konnte nicht furchtbarer sein.
***
Der üppige Dschungel hatte Frank Esslin, Kayba und Ledagh aufgenommen. Es war nicht immer leicht, einen Weg zu finden, und Frank Esslins Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt.
Befanden sich die Amucas in der Nähe? Lagen die Herzjäger bereits auf der Lauer?
»Warum rauben sie ihren Feinden die
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