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1130 - Aufstand im Vier-Sonnen-Reich

Titel: 1130 - Aufstand im Vier-Sonnen-Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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dem Monitor der Kommunikationskonsole auf. Die Funksprüche der Fremden waren von dem Computer der vruggschen Orbitalstation bereits analysiert worden. Seit dem Aufbau der Funkbrücke zur Weltraumplattform KURBOSCH-74 hatten sich die Impulse nicht verändert.
    Die Sendung, stellte Boon fest, bestand aus drei Teilen.
    Der erste Teil war eine unvollkommene Nachahmung, der ID-Impulse, die jeder sooldocksche Allroundgleiter und die Containerfrachter ausstrahlten, wenn sie in Planetennähe kamen und sich der Fernsteuerung der jeweiligen Orbitalstation unterwarfen.
    Teil zwei war eine Reproduktion bunt zusammengewürfelter Radioaufrufe der vruggschen regierungseigenen Sender, die während des Bürgerkriegs zur Mäßigung und Einstellung der Kämpfe aufgefordert hatten. In zyklischen Abständen tauchten zudem Lautsymbole auf, die im Sooldock-Idiom sowohl Frieden, als auch Liebe und Verständigung bedeuteten.
    Die Tatsache, daß die Wortmodulation so ungenau war und mehrere Interpretationsmöglichkeiten bot, deutete nach der linguistischen Analyse darauf hin, daß die Fremden für den einheitlichen Begriff Frieden/Liebe/Verständigung mehrere Ausdrücke besaßen.
    Carzel Boon war überrascht.
    Für einen Sooldock ließ sich Frieden von Liebe oder Verständigung begrifflich nicht trennen; chizriei - das einheitliche Lautsymbol im Sooldock-Idiom - charakterisierte die positiven Beziehungen zwischen Individuen und zwischen Gruppen und darüber hinaus die konfliktfreie Kommunikation im persönlichen und im gesellschaftlichen Bereich.
    Daß die Fremden in ihrer Sprache diese - für Boon natürliche - Einheit trennten, verriet, daß es sich bei ihnen um extrem individualistische Wesen handeln mußte. Konfliktfreiheit zwischen Einzelpersonen und Konfliktfreiheit zwischen Gruppen besaß sonderbarerweise bei ihnen eine andere Qualität.
    Wie unter derartigen Umständen eine hochentwickelte Gesellschaft funktionieren .konnte, blieb Boon unverständlich.
    Gab es bei den Sooldocks Auseinandersetzungen zwischen Gruppen, dann wurden auch die persönlichen Beziehungen in Mitleidenschaft gezogen und umgekehrt. Allein die Existenz der Mann- und Frauberater sorgte für die Beibehaltung des Gleichgewichts; nur eine persönliche und gesellschaftliche Katastrophe wie das Verstummen von Seth-Apophis hatte auch die Bernons und Cheercys überfordern können.
    Boon kam ein absurder Gedanke.
    Konnte es möglich sein, daß die Fremden keine Berater besaßen? Unsinn! Eine derart unvollkommene Zivilisation mußte binnen weniger Generationen zusammenbrechen. Wo das stabilisierende Element der Berater fehlte, gab es auch keine Chance, Konflikte zur Zufriedenheit aller Beteiligten zu lösen. Chaos mußte die Folge sein.
    Ein Chaos wie das des Immerwährenden Krieges oder des Bruderkampfs der letzten Wochen.
    Der Raummeister verdrängte die unfruchtbaren Überlegungen und konzentrierte sich auf den dritten Teil der Funkbotschaft.
    Sie war noch um einiges interessanter und ließ weitere Rückschlüsse auf die Mentalität der Fremden zu.
    Teil drei war in holprigem Sooldock-Dialekt gehalten und mußte demnach später als die beiden ersten Teile entstanden sein; zweifellos hatten die Fremden den Funkverkehr im Vier-Sonnen-Reich abgehört und so ihre Sprachkenntnisse erweitert. Zusammenfassend ging hervor, daß die Fremden in Freundschaft kamen und Kontakt mit den Sooldocks aufnehmen wollten, um für beide Seiten nützliche Beziehungen zu knüpfen und einander Gelegenheit zum fruchtbaren Gedankenaustausch zu geben.
    Einige Details aber stellten Boon -und auch die linguistischen Computer Vruggs, die von der Orbitalstation zur Auswertung herangezogen worden waren - vor ein Rätsel.
    Beispielsweise hatten die Fremden dem sooldockschen Begriff für Freundschaft noch zwei weitere Lautsymbole hinzugefügt - die Symbole für dauerhaft und völkerverbindend.
    Das Symbol völkerverbindend ließ sich noch durch die Trennung erklären, die die Fremden offenbar zwischen Einzel- und Gruppenbeziehungen vollzogen. Aber warum sie die angebotene Freundschaft auch noch als dauerhaft bezeichneten, blieb für Boon ein Mysterium.
    Für einen Sooldock war Freundschaft per Definition etwas Dauerhaftes - im Gegensatz zu den tieferen emotionalen Verbindungen zwischen männlichen und weiblichen Personen, die grundsätzlich zeitlich begrenzt waren.
    Möglicherweise, dachte Carzel Boon scharfsinnig, ist es bei ihnen genau umgekehrt. Bei den Fremden sind Freundschaften terminiert und

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