1131 - Terror in der Totenstadt
Oleg!«
Der Aufpasser gehorchte aufs Wort. Als er sich drehte, zog Jaschin wieder seine eigene Waffe und zielte damit auf Golenkow. »Bilde dir jetzt nur nichts ein.«
»Schon gut.«
Beide kümmerten sich nicht um sich selbst, denn der Besuch war viel interessanter. Während Leonid Jaschin lachte, wurde sein Gegenüber bleich wie eine Leiche…
***
Tränen der Wut und Enttäuschung schossen in Karinas Augen, aber sie halfen ihr auch nichts. Sie hatte verloren, daran gab es nichts zu rütteln. Vier Mündungen glotzten sie von verschiedenen Seiten an. Die vier Männer, die diese Waffen festhielten, sahen nicht so aus, als wären sie zum Spaß gekommen.
Der Mann, den Karina überwältigt hatte, schüttelte sich, wobei er sich drehte. Er schien es kaum zu glauben, was er da zu sehen bekam, bis er lachte, aber auch dies nur kurz, denn Sekunden später erlitt er einen Wutanfall. Er wäre fast jeden einzelnen angesprungen, als er sie anfauchte und sich fluchend darüber beschwerte, daß seine Helfer so spät gekommen waren.
»Es ist nur eine Frau«, sagte jemand.
»Ja, aber eine Tigerin!«
Der Kerl fluchte noch einmal und drehte sich um. Starr blieb er stehen, den Blick auf Karina Grischin gerichtet, die, augenblicklich wußte, daß ihr nichts Gutes bevorstand.
Einer wie er wollte Rache. Er wollte Genugtuung. Er war ein Macho, er hatte gelitten, und es hätte ihm nichts ausgemacht, ihr eine Kugel durch den Kopf zu jagen.
Plötzlich ging er schneller und holte schon auf dem Weg zu Karina aus. Der Schlag sollte sie zu Boden schmettern, aber sie reagierte reflexhaft. Blitzartig tauchte sie weg. Die Faust, die ihr Gesicht getroffen hätte, jagte über ihren Kopf hinweg. Gleichzeitig rammte sie die Hände in die Höhe und wuchtete sie gegen die Brust und auch gegen die Magengrube des Angreifers. Mit einem Tritt hebelte sie ihm noch die Beine weg, er fiel zu Boden, doch danach war es aus mit der Herrlichkeit. Die kalte Waffenmündung preßt sich gegen ihren Nacken.
»Eine Bewegung noch«, sagte seine Flüsterstimme, »und dich gibt es nicht mehr.«
Karina hob die Arme. »Ja, schon gut, ihr habt gewonnen. Ihr seid die Macht!«
»Das sind wir letztendlich immer. Aber Kompliment, du bist gut. Wir könnten dich gebrauchen.«
»Ich verzichte.«
»Dann wirst du sterben!«
»Noch lebe ich.«
»Soll ich Mansur freie Bahn lassen?«
»Heißt er so?«
»Er wird dich zerteilen!«
»Vielleicht, doch das würde dem Oberst nicht gefallen. Er erwartet mich.«
»Tatsächlich? Komisch, davon hat er mir nichts gesagt.«
»Der Oberst sagt euch nicht alles.«
»Ja, kann sein.«
Karina war nicht unbedingt erpicht darauf, ihn zu sehen, aber es war zumindest eine Chance, das Leben zu verlängern. Zudem lauerten John Sinclair und Suko noch im Hintergrund.
Mansur kam wieder auf die Beine. Er blieb geduckt stehen und hatte mit sich selbst zu tun. Die Treffer hatten ihm schwer zugesetzt. Er konnte auch nicht mehr normal gehen und bewegte sich gebückt.
»Bring mich zu ihm!« Karina wollte dort sein, bevor Mansur sich wieder fing.
»Also gut, gehen wir!«
Eine Chance zur Flucht bekam sie nicht. Vier Maschinenpistolen zielten auf sie, und Karina kam sich vor wie eine Person, die zur Hinrichtung geführt wurde.
Aber sie ging aufrecht, und sie ließ ihre Blicke schweifen, denn noch immer hatte sie keinen der verdammten Zombies zu Gesicht bekommen. Die Männer schienen sie aus ihrer ureigenen Stadt vertrieben zu haben. Sie passierten den größten Bau und bewegten sich auf die Kommando-Zentrale zu.
Einer ging vor. Er öffnete eine schmale Tür. Licht fiel aus einem kahlen Gang ins Freie.
Der Mann winkte mit der Hand, dann durfte sich Karina wieder in Bewegung setzen. Sie war gespannt darauf, den Mann zu erleben, der schon in den alten Zeiten so etwas wie eine Legende gewesen war. Oberst Jaschin, das Reptil.
Kalt rann es ihren Rücken hinab. Nicht allein wegen Jaschin, denn es gab noch eine zweite Person, die sie in seiner Nähe vermutete. Den Verräter Wladimir Golenkow. Eine andere Möglichkeit kam ihr zu diesem Zeitpunkt nicht in den Sinn.
Sekunden später betrat Karina zusammen mit den anderen die Kommando-Zentrale…
***
Auf Suko konnte ich mich verlassen. Wenn er behauptete, daß die beiden Wächter für einige Zeit ausgeschaltet waren, dann stimmte es. Außerdem war es noch nicht so kalt, daß sie hätten erfrieren können. Trotzdem hätte ich die Männer gern versteckt. So frei liegend, konnten sie leicht zu einer Beute
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