1131 - Terror in der Totenstadt
nicht sehr großen Blättern.
Wir folgten den Reifenspuren. Hin und wieder malten sie sich auf dem feuchten Boden ab, und wir wurden noch vorsichtiger, als sich die Spur in eine Linkskurve legte. Wir hatten mittlerweile die Bauten erreicht. Sie lagen starr da wie Kästen. Es schimmerte kein Licht durch irgendwelche Lücken oder Fenster. Nach außen hin war die Stadt verlassen, und doch gab es hier Leben.
Dann sahen wir die Fahrzeuge!
Sie standen zusammen. Vier Wagen zählten wir, aber keiner davon wurde bewacht. Zumindest auf den ersten Blick war da nichts zu sehen. Wir entdeckten auch keine Zombies, aber wir hatten beide das Gefühl, an einem entscheidenden Ort zu stehen.
Die Stille wurde von einem dumpfen Geräusch unterbrochen. Sofort schauten wir nach rechts und blickten noch hin, als wir die Stimmen hörten. Danach vernahmen wir Schritte, und sie kamen direkt auf uns zu.
Suko und ich handelten blitzschnell. Es gab hier keine Verstecke in der Nähe. Zurückziehen wollten wir uns auch nicht, und so blieb uns nur der Weg nach vorn.
Wir huschten auf die Fahrzeuge zu und standen Sekunden später am Heck eines der größten. Der Laderaum war nur durch eine Plane gesichert, die man nicht festgezurrt hatte.
Suko hob sie an, während ich in das Dunkel mit der MPi hinein zielte.
Es hielt sich niemand dort auf. Der Weg für uns war frei. Wir kletterten in das Dunkel hinein und zerrten die Plane von innen zu.
Wir bewegten uns vorsichtig, um nicht gegen irgendwelche Hindernisse zu stoßen. Noch waren die Männer nicht eingetroffen. Ich riskierte es für einen Moment, meine Leuchte einzuschalten. Der schmale Lichtstrahl wanderte umher, und wir wußten Bescheid.
Zwei Rücken an Rücken stehende Sitzbänke konnten mehrere Personen aufnehmen. Wenn sie und auch die Bänke in den anderen Fahrzeugen alle besetzt waren, hatten wir es mit mehr als einer Handvoll normaler Feinde zu tun. An die Zombies wollte ich gar nicht denken. Wobei mir die Soldaten als gefährlicher erschienen, denn sie konnten denken. Sie waren auch in der Lage sich zu wehren, während die lebenden Leichen einfach nur ihrer Gier folgten.
Wir knieten uns zu beiden Seiten der Sitzbänke nieder. Auch mir wäre es lieber gewesen, wenn ich hätte stehen können, doch die Decke war leider nicht hoch genug.
Eine Plane ist keine Mauer oder Wand. Und so hörten wir die Stimmen recht deutlich, auch wenn die Männer nur leise sprachen. Ihre Anzahl hatten wir nicht herausfinden können, aber es waren mehr als zwei, das stellten wir schon fest.
Mein Russisch war nicht eben Spitze. Mehr holprig, und auch mit dem Verstehen hatte ich meine Mühe. Trotzdem bemühte ich mich, zumindest einige der Wortfetzen aufzufangen, um herauszufinden, worum es ging. Den Rest konnte ich mir zusammenreimen. Einer der Sprecher rauchte. Der strenge Geruch des Tabaks drang an unsere Nasen. Wir warteten voller Spannung ab und waren auch darauf gefaßt, daß einer der Männer plötzlich die Plane anhob.
Ein paarmal fiel der Name Jaschin. Auch von Karina wurde gesprochen. Das gefiel mir überhaupt nicht, denn so mußte sie ihnen in eine Falle gelaufen sein.
Ich wollte noch mehr erfahren. Leider begannen die Männer, sich zu streiten. Sie sprachen dabei sehr schnell, so daß ich kein Wort mehr verstehen konnte. Das war mehr als ärgerlich. Ich hörte auch Flüche, dann sprach jemand energisch dazwischen, und wenig später war es wieder ruhiger.
Ich robbte vor und lupfte die Plane ein wenig an. Jetzt sah ich die fünf Männer, die einen Kreis gebildet hatten. Sie waren mit ihrer Diskussion noch nicht fertig, aber einer von ihnen hielt ein flaches Sprechfunkgerät in der Hand. Vergeblich versuchte er, Verbindung mit jemand aufzunehmen.
Er war sauer. Beinahe hätte er das Ding zu Boden geschleudert. Mit rauher Stimme fuhr er seine eigenen Leute an und deutete dabei in die Richtung, aus der Suko und ich gekommen waren. Den Rest konnte ich mir zusammenreimen. Wahrscheinlich hatte der Mann versucht, mit den beiden Leuten Kontakt aufzunehmen, die wir schlafen gelegt hatten.
Der Mann mit dem Sprechgerät übernahm die Initiative. Er schnatterte seine Befehle herunter und meinte damit auch einen Mann, der nicht eben fit wirkte. Er schien eine Auseinandersetzung hinter sich zu haben, in der er nicht eben der Sieger gewesen war.
Der Sprecher setzte sich durch. Die anderen nannten ihn Gorki. Es gab noch einen Uhrenvergleich, dann verzogen sich vier Leute in verschiedene Richtungen.
Weitere Kostenlose Bücher