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1139 - Unheimliches Erwachen

Titel: 1139 - Unheimliches Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gelernt.
    Dieses Talent ließ er aber später wieder einschlafen, weil er erkannte, daß es eigentlich gar nichts brachte, wenn man anderen stets zu Gefallen war. Er dosierte seine Gefühle statt dessen auf andere Art.
    Das war, als er herausfand, daß nicht nur Emotionen Impulse in seinem Gehirn freisetzten, sondern daß das auch beim Denken geschah, und er auch darauf Einfluß nehmen konnte. Diese Impulse elektromagnetischer Wellen konnten als Enzephalogramme aufgezeichnet werden und wurden landläufig als Individual- oder als Gehirnwellenmuster bezeichnet.
    Brian prägte später bei sich die Bezeichnung „vegetative Ratio", also Denkvorgänge, auf die man keinen Einfluß nehmen konnte. Er, Brian, konnte es. Er drang aber nie tiefer in diese Materie ein, weil er sich vor diesem unbekannten Land seiner Seele fürchtete.
    Er vermochte heute nicht mehr zu sagen, ob er einen solchen Seelentrip wirklich einmal gewagt hatte, oder ob sein Forscherdrang in bezug auf sein Ich durch irgendeinen Alptraum gebremst wurde.
    Jedenfalls rührte er an diese Dinge nicht, und er dachte auch gar nicht daran, andere heranzulassen.
    Es ergab sich einfach von selbst, daß er seine Fähigkeit in eine bestimmte Richtung steuerte und sie bis zur Perfektion trainierte. Er konnte seine vegetative Ratio so steuern, daß es ihm gelang, einem Kontrollroboter, der ihn entsprechend prüfte, einzureden, er sei ein Siganese.
    Solche Scherze liebte er.
    Sein Spezialgebiet war aber die Verfälschung von Testergebnissen. Ein Terraner hat sich im Lauf seines Lebens einer Unmenge von Tests zu unterziehen, von denen die meisten gar nicht als solche deklariert sind.
    Es beginnt schon nach der Geburt, wenn das Baby auf seinen psychosomatischen Gesundheitszustand geprüft wird und man sogar die Signale seines Gehirns anmißt. Brian wurde als Neugeborenes zuerst als debil eingestuft, weil man an seiner Gehirntätigkeit einige unerklärliche Phasensprünge feststellte. Sicherlich das erste Aufblitzen seines PSI-Talents! Offenbar hatte die Natur aber ein Einsehen mit ihm gehabt und die Entfaltung seines Talents so lange gebremst, bis er es bewußt handhaben konnte, denn spätere Tests bescheinigten dem älter werdenden Erdenbürger absolute Normalität.
    Um bei den Tests zu bleiben, denen sich Terraner im Lauf ihres Lebens zu unterziehen haben: Sie werden in jedem Lebensalter nicht nur auf „Herz und Nieren" untersucht, sondern auch auf geistige Gesundheit und darauf, daß sich nicht irgendwelche negativen Erbanlagen entwickeln können. Der Erfolg dieser praktizierten Psycho-Hygiene ist das Verschwinden praktisch jeglicher Kriminalität auf Erden.
    Bei Brian mußte der Erfolg jedoch ausbleiben, denn er verstand es, durch Steuern seiner vegetativen Ratio geradezu Superwerte bei all diesen Tests zu erzielen. Als ihm die zuteil werdende Aufmerksamkeit unheimlich zu werden begann, pendelte er sich bei Normwerten ein. Er fiel nicht mehr auf, versank im Mittelmaß und lachte sich ins Fäustchen. Damit war sein Weg als Außenseiter aber auch schon vorgezeichnet.
    Auf den Trick mit den ID-Karten kam er durch puren Zufall. Er war vierzehn und hoffnungslos verliebt. Sie hieß Claire, ein wirklich süßes Mädchen, und sie hatten beschlossen, eine gemeinsame Nacht zu verbringen. Brian wollte Claire zu diesem Anlaß ein ganz besonders wertvolles Geschenk machen, aber unter den Gütern, die Jungen dieses. Alters besitzen, war nichts, was einem Mädchen imponiert hätte. Brian dachte an einen Howalgonium-Klunker, oder so etwas in der Art. Aber wie an so etwas herankommen?
    Brian fand einen Ausweg. Er veränderte seine vegetative Ratio einfach so, daß sie sich von der seines Vaters nicht unterschied, borgte sich dessen ID-Karte, suchte den nächsten Juwelier auf und erstand einen winzigen Howalgonium-Splitter.
    Aus der programmierten Liebesnacht wurde zwar nichts, aber mit dem Geschenk machte er Claire glücklich genug.
    Es gab Schwierigkeiten, als sein Vater feststellte, daß auf seinem Konto einige hundert Galax fehlten, und noch komplizierter wurde es, als es sich herausstellte, daß sie für einen Howalgonium-Kristall ausgegeben wurden und Mutter Vater deswegen zur Rede stellte ...
    Später erkannte Brian, daß er auch Kontakt zur Ratio von anderen Menschen nehmen und sie sogar verändern konnte. Aber das tat er nur einmal, und er meinte, daß er heute diese Spielart seines Talents nicht mehr beherrschte.
    Mit solchen Gedanken vertrieb er sich die Zeit, bis sich

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