Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1146 - Angriff der Barbaren

Titel: 1146 - Angriff der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Zwiespältigkeit ihrer Empfindungen. Einmal meinte sie den Untergang ihres Volkes bereits besiegelt, dann wieder erwachte zögernder Optimismus in ihr. Woher nahm sie ihn noch?
    Sie hastete weiter. Der Schutzanzug, den sie trug, arbeitete nach einem ähnlichen System wie der organische Fortbewegungsapparat der Kapseloden-Strahlen. Solange die energetischen Rückstoßdüsen nicht benutzt wurden, saugte die Konstruktion Luft an und stieß sie in komprimierter Form wieder aus. Der Träger wurde dadurch angehoben und konnte sich aufgrund des geringen Körpergewichts schwebend nach vorn bewegen.
    Endlos lang schien Reihumgrün der Weg zu den Hangars. In der Korridordecke funktionierten nur noch wenige Lichtplatten, die zudem hin und wieder flackerten. Alles war in düsteres Halbdunkel getaucht. Von irgendwoher drangen verwaschene Nebelschwaden in ihr Blickfeld, und weiter vorn lautete etwas in gespenstischem Rot.
    Der Brand!
    Bis in die Nähe der Kreuzung mußte er sich schon vorgefressen haben!
    Reihumgrün ahnte, daß für die unlöschbare Glut nicht allein der Treffer der Torkroten verantwortlich war. Ein Strahlschuß fetzte Löcher in die Außenhülle, sprengte Material und zerstörte wichtige Maschinen. Damit erschöpfte sich seine Wirkung. Ein Raumschiff fing nicht einfach an zu brennen! Außerdem war das entstandene Leck sofort abgedichtet und die entsprechende Sektion verriegelt worden - bevor die Sicherheitsautomatiken ausfielen.
    Nein, die eigentliche Ursache für die Katastrophe lag an ihrer Stelle, dessen war Reihumgrün sicher. Der Treffer hatte Teile der Experimentallabors in Mitleidenschaft gezogen. Dort, bei den chemischen und atomaren Versuchungsanlagen, mußte eine Sekundärreaktion eingetreten sein. Etwas war außer Kontrolle geraten und hatte das Schiff in Brand gesetzt.
    Aber es blieb müßig, über die Gründe zu spekulieren. Die Wirkung ließ sich nicht mehr rückgängig machen. Je näher sie der Einmündung des Querrumpfes kam, desto dichter wurde der Nebel. Auf den Anzeigen des Schutzanzugs konnte sie ablesen, daß die Temperatur ständig stieg. Ab einem bestimmten Punkt glühten die Wände.
    Reihumgrün wollte ein höheres Tempo vorlegen, doch die Aggregate ihrer Montur ließen das nicht mehr zu. Die Kühlschlangen und Luftfilter arbeiteten auf Hochtouren und zogen einen Großteil der energetischen Sicherheitsreserven ab. Die Notanzüge der Kapseloden-Strahlen waren ohnehin nicht besonders leistungsstark ausgelegt; auch im freien Raum konnten sie ihre Träger nur eine kurze Zeit schützen - ein Mangel, der sich auf schnelle und dramatische Weise rächen mochte. Die eigentlichen Raumanzüge befanden sich, ihrem Einsatzzweck entsprechend, in besonderen Kammern in der Nähe der Luftschleusen. Dort würde Reihumgrün sich umziehen können, aber sie fürchtete, daß ihr dazu keine Zeit mehr blieb - wenn sie überhaupt noch hingelangte.
    Auf der Höhe des Querrumpfes wagte sie einen Blick in das Inferno. Hier kochte die Luft. Durch den dichten Qualm drang irrlichternde Helligkeit. Ab und zu riß der Nebel auf; dann sah sie rotglühende, verformte und teilweise schmelzende Wände. Von der Decke tropfte verflüssigtes Material in zähen, dampfenden Schwaden herab. Überall leckten winzige Flämmchen empor. Die Mikrofone des Schutzanzugs übertrugen brodelnde und zischende Geräusche. Mehrere Armadamonteure versuchten vergeblich das Feuer einzudämmen.
    Reihumgrün schüttelte sich entsetzt. Unter diesen Umständen schien es ihr fast wie ein Wunder, daß der Schmelzbrand die Außenhülle des Schiffes noch nicht durchdrungen hatte. Aber lange konnte es nicht mehr dauern, bis die erste Lücke klaffte und die Atmosphäre entwich.
    Neben ihr blitzte es auf und krachte dröhnend. Sie fuhr zusammen, wurde von einer Druckwelle gepackt und zur Seite gerissen. Eine Feuerlanze war durch den Korridor gebrochen und hatte eine glühende Kerbe in den Boden gegraben. Wenn sie nur einen Meter weiter vorn gestanden hätte, wäre von Reihumgrün nur noch ein Häufchen Asche übriggeblieben.
    Sie raffte sich auf, schwebte über die Brandspur hinweg und beeilte sich, weiter vorwärts zu kommen. Jetzt, nachdem sie das ganze Ausmaß der Katastrophe überblickte, griff die Angst nach ihr. Ihre Freunde mußten die IRWANSAR bereits verlassen haben; sie hoffte es wenigstens. Als Kommandantin stand ihr ein eigenes Fluchtfahrzeug zur Verfügung.
    Niemand brauchte also auf sie zu warten. Sie war die letzte, und mit jeder Minute

Weitere Kostenlose Bücher