1147 - Die Spur zu Ordoban
mehr nehmen können. SENECA wird das einmal erkannte Ziel unbeirrbar ansteuern."
Zyita schüttelte den Kopf. Selten hatte man sie so niedergeschlagen erlebt.
„Wir sitzen in der Falle ..."
„Ja", sagte Tomason leise, „so kannst du es ausdrücken."
*
Wie Atlan die Manipulation bewerkstelligt hatte, blieb sein Geheimnis. Sooft Tomason mit ihm redete, ihn bedrängte und beschwor - er war nicht dazu bereit, eine Erklärung abzugeben, und er weigerte sich beharrlich, den Eingriff in die Biopositronik rückgängig zu machen.
Auch der Einsatz eines Spezialistenteams blieb erfolglos. Selbst die Fachleute bissen sich an SENECAS Blockade die Zahne aus. Weder mit technischen Tricks noch mit verwirrenden verbalen Anweisungen oder logistischen Wort- und Befehlskonstruktionen gelang es ihnen, den Zugang zum Programmbereich wieder zu öffnen - und ebenso unmöglich war es, den Autopiloten vom Steuersystem des Schiffes zu trennen.
Auf Gedeih und Verderb schienen die Solaner von der Bordpositronik abhängig. Schon immer war das Schicksal der SOL eng mit SENECAS Funktionstüchtigkeit verknüpft gewesen. Die Geschichte des Schiffes hatte darüber viele betrübliche Kapitel geschrieben. Jetzt wurde es erneut in erschreckender Weise deutlich.
Tomason bemühte sich, der Entwicklung so wenig Publizität wie möglich zu verschaffen.
Daß sich die Nachricht dennoch wie ein Lauffeuer unter der Besatzung verbreitete, konnte er freilich nicht verhindern. Von Zyita Ivory und Nyhlat, der ihn auf der SZ-2 vertrat, nahm er das Versprechen ab, gerade jetzt Besonnenheit zu demonstrieren und die Unruhe bei den Leuten einzudämmen. Alles Lamentieren hatte keinen Zweck mehr. Es ließ sich nichts ändern.
Der Krane war keiner, der zum Durchsetzen bestimmter Forderungen Drohungen oder Gewalt befürwortete. Er hätte versuchen können, Atlan zu einer Aussage zu zwingen, aber ein solches Vorgehen lehnte er schon aus Prinzip ab - ungeachtet dessen, galt der Arkonide nicht als ein Mann, der sich ohne weiteres einschüchtern ließ. In manchen Kreisen der Solaner wurden zwar bereits wieder Stimmen laut, die ihrem Unmut dadurch Luft machten, daß sie eine härtere Gangart gegenüber Atlan forderten, doch war Tomason weit davon entfernt, ihnen Gehör zu schenken. Das Gebot der Stunde bestand vielmehr darin, die Mannschaften auf das baldige Erreichen des unbekannten Zieles vorzubereiten.
Immerhin kam es zu keinen neuen Ausschreitungen mehr. Die Tatsache, daß ein Abbruch des Fluges oder eine Kursänderung sich momentan durch nichts bewerkstelligen ließ, bremste sogar die hitzigsten Gemüter. Selbst solche, die vor Stunden noch zu Entführung und Erpressung bereit waren, verfielen in eine Art lauernden Abwartens. Erst am Ende der Reise würde die Besatzung wieder handlungsfähig sein, und jeder wußte das. Die Aufrührer und Gewaltverfechter bildeten eine verschwindende Minderheit. Ihr Verhalten blieb kontrollierbar.
In der Zentrale der SOL machte sich trotzdem steigende Nervosität breit. Sie hatte jedoch andere Gründe. SENECA mochte zwar auf Atlans Programm festgelegt sein, aber er hielt mit Informationen nicht hinter dem Berg. Der Wiedereintritt in den Linearraum war bereits vor mehreren Stunden erfolgt - und nach den Aussagen der Biopositronik war die SOL damit zu ihrer letzten Etappe aufgebrochen. Nach den vielen Orientierungsstopps und Kurswechseln der ersten Tage, steuerte das Schiff nunmehr direkt auf das von Atlan ermittelte Ziel zu ...!
„Das Armadaherz ...", murmelte Tomason und blickte versonnen auf das Chronometer.
Er wußte nicht, zum wievielten Mal er die Zeit verglich. Er tat es dauernd, nur um überhaupt etwas zu tun. In allen anderen Belangen waren ihm die Hände gebunden. Er wandte sich zur Seite und sah Erdeg Teral fragend an. „Ob wir Ordoban wirklich dort finden?"
Der Pilot schürzte die Lippen.
„Ordoban? Keine Ahnung. Niemand weiß, ob er überhaupt noch existiert."
„Angeblich ist er seit dem Start der Endlosen Armada mit dabei", erinnerte sich der Krane. „Es heißt, er sei nur noch eine Prothese. Seine richtigen Organe treiben irgendwo zwischen den Armadaeinheiten. Sie sind entartet und ins Gigantische gewuchert. Nur sein Geist ist noch derselbe, seit Jahrmillionen oder länger."
Einen Moment schwieg er nachdenklich. Er versuchte, die gewaltige Zeitspanne zu begreifen, die seit dem Aufbruch der Armada vergangen war, doch dabei versagte sein Vorstellungsvermögen.
„Womöglich ist er nichts als eine
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