1148 - Der Butler
Stimme mit. Er war eiskalt, und er war nicht zu töten.
Das musste der Wirt erst noch begreifen. Es war so gut wie unmöglich, doch als er es dann halb begriffen hatte, war es bereits zu spät. Da hatte der andere die Theke bereits erreicht. Er stand so nah an ihr und griff mit der verletzten Hand nach der Pistole.
Die Augen des Wirts weiteten sich. Er musste zuschauen, wie die Waffe über den Tresen in die Nähe des Butlers gezogen wurde. Der sagte kein Wort mehr. Er hob seinen rechten Arm mit der Waffe an und zielte auf den Kopf des Wirts.
Da wurde dem Wirt klar, dass er einen tödlichen Fehler begangen hatte.
Er hob automatisch die Hände, er wich auch zurück und er sah, wie stark sein Sichtfeld eingeschränkt war. Denn er sah nur den Butler und die Waffe, die ihm riesengroß erschien.
Edward schoss!
Nur einmal drückte er ab. Das reichte. Die Kugel traf dort, wo er es hatte haben wollen.
Genau zwischen die Augen!
Edward schaute noch zu, was da passierte. Er schien sich daran zu ergötzen, dass das Leben blitzartig den Körper des Mannes verlassen hatte. Er war von der Einschlagwucht bis gegen das Regal mit den Flaschen und Gläsern geworfen worden. Dort blieb er für einen Moment stehen, dann brach sein Blick und nichts war mehr da, was seinen Körper in der Senkrechten hielt.
Er sackte zusammen und verschwand aus dem Blickfeld des Butlers. Der hörte noch, wie er aufschlug, dann war für ihn die Sache erledigt. Mit einer ruhigen Bewegung steckte er die Luger in seine Manteltasche. Er würde die Pistole sicherlich gebrauchen können. Zunächst einmal musste er sich um andere Dinge kümmern.
Der schräge Blick nach rechts zum Tisch ließ ihn lächeln. Dort hockten die jungen Gäste, die noch lebten und nicht wagten, einen kleinen Finger zu rühren. Ihre Gesichter waren durch den Schweiß gezeichnet, und auch in ihren Augen bewegte sich nichts.
An der Tür stand Chris. Er hielt sich nur mühsam auf den Füßen, deshalb musste er sich auch mit dem Rücken an der Wand abstützen. Auch sein Gesicht war so erschreckend bleich, und darin regte sich kein Muskel.
»Kommst du jetzt, Chris?«
Nein, antworten konnte er nicht. Er bewegte sich auch nicht. Der Butler lächelte, als er auf ihn zuging. »Es wird schon wieder werden, mein Junge, glaube es mir.«
Chris reagierte nicht. Er war auch nicht mehr fähig, richtig zu denken und tat alles automatisch.
Edward brauchte nur einen leichten Druck auszuüben, und schon hatte er Chris in die gewünschte Richtung gedreht. Den nächsten Druck erlebte der junge Mann in seinem Rücken. So wurde er auf die Tür zugeschoben, die der Butler für ihn aufzog.
Sie gingen nach draußen. Chris spürte nichts. Die Kälte glitt einfach an seinem Gesicht vorbei. Er glaubte, sich in einer anderen Welt zu befinden, obwohl er die Umgebung hier kannte.
Edward setzte seinen Helm auf den Kopf. Er löste den Ständer und bedeutete seinem Schützling, auf dem Rücksitz des Rollers Platz zu nehmen. Chris tat alles. Er merkte es nur nicht. Er fühlte sich wie unter Drogen stehend. Automatisch umschlang er mit seinen Armen den Vordermann.
Der Butler startete.
Eine Qualmwolke drang aus dem Auspuffrohr, und es knatterte ein paarmal.
Edward gab Gas.
Dann fuhren beide davon.
Der Butler hatte seine Pflicht erfüllt, aber er hatte auch zwei Leichen hinterlassen…
***
Das Rot der Ampel leuchtete wie ein glühendes Auge in der Dunkelheit. Es herrschte um diese Zeit kurz nach Mitternacht selbst in London recht wenig Verkehr, doch auf die Ampeln achtete jeder Fahrer, und auch Johnny Conolly stoppte den Golf, den ihm seine Mutter überlassen hatte. Sie konnte sich auf ihren Sohn verlassen. Wenn er den Wagen nahm, dann trank er keinen Alkohol, was bei Johnny sowieso nicht oft vorkam. So richtig abgestürzt war er noch nie.
Er wartete. Neben ihm bewegte sich Kiddy auf dem Sitz. Kiddy wurde so genannt, weil er Kidman hieß, wie der berühmte Filmstar. Beide Jungen kannten sich, und beide hatten sich einen Film angeschaut. Sleepy Hollow von Tim Burton war im Moment in, und ihnen hatte die düstere Geschichte gut gefallen.
»Hast du was, Kiddy?«
»Ich denke an die Grammys in den Staaten.«
»Und?«
»Carlos Santana hat einen gekriegt.«
»Der Rock-Opa.«
»Ha, ha, der ist aber super.«
»Ich stehe mehr auf Tina Turner.«
»Klar, die Rock-Oma.«
»Aber beide zusammen bringen noch alles.« Johnny wollte das Radio einschalten. Er hatte eine Kassette von Tina eingelegt, aber seine Hand
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