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1148 - Die schwarze Pyramide

Titel: 1148 - Die schwarze Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hören, fühlen, sammeln, untersuchen - und lernen.
    Sein Blick schweifte in die Runde. Das Geflecht war nicht eben, sondern unregelmäßig gewellt. Es bestand aus Millionen und Abermillionen ineinander verwobener, silbriger Fäden. Es sah aus wie eine riesige Eisfläche, ein von einer Sekunde zur anderen mitten in der Bewegung erstarrtes Meer. Das schräg einfallende Licht der sinkenden Sonne erzeugte zauberhafte Reflexe und Farbeffekte. Nein, man konnte Les Zeron nicht übel nehmen, daß er fasziniert war.
    Bäume ragten hier und dort aus dem silbernen Meer empor. Die Phantasie hatte keine Mühe, in ihnen Klippen zu sehen, die die Oberfläche der erstarrten Flut durchbrachen. Les befand sich nur wenige Dutzend Meter von einem der seltsamen Gewächse entfernt. Er glitt hinüber. Ausgerechnet diesen Augenblick hatte die Natur der fremden Welt sich ausgesucht, um ihm vor Augen zu führen, daß es hier längst nicht so statisch zuging, wie es den Anschein hatte.
    Die Pflanze geriet in Bewegung. Sie schüttelte sich, als sei ihr der Sturm ins Blattwerk gefahren; dabei wehte hier oben nur eine linde, warme Brise. Ein ohrenbetäubender Knall erschütterte Les Zerons Trommelfell. Aus dem finsteren Laub schoß ein silberner Strang.
    Er fuhr wie ein Blitz in das rötliche Abendlicht hinaus, nicht mehr als zehn Meter an dem Nexialisten vorbei. Es war, als zöge eine unsichtbare Hand am Beginn eines leuchtenden Fadens und wickelte ihn mit rasender Geschwindigkeit von einer Spule ab, die sich irgendwo im Innern des Baumes befand.
    Staunend, und immer noch ein wenig unter dem Eindruck des ersten Schrecks, beobachtete Les, wie der Strang kilometerweit über das Gespinst dahinschoß, bis die kinetische Energie aufgezehrt war und er auf die Oberfläche des Geflechts hinabsank, um sich dort mit Millionen von Artgenossen zu vereinen - eine weitere Masche in dem silbernen Gewebe, das den gesamten Planten umgab.
    Der Nexialist atmete auf. Der Schreck war vergessen. Hier hatte er den Beweis für seine Hypothese, die ihm in den Sinn gekommen war, als er den Faden quer über die tiefe Schlucht schießen sah, durch die die Space-Jets sich der Schwarzen Pyramide näherten.
    Das Gespinst war nichts Eigenständiges. Es war ein Produkt - oder der Symbiont - der finsteren Pflanzen. Diese erzeugten in ihrem Innern die Substanz, aus der die silbernen Stränge bestanden, und feuerten sie sodann wie ein Geschoß ab. Das Geschoß aber war weiter nichts als der Strang selbst, der, wie Les soeben beobachtet hatte, mühelos Längen von mehreren Kilometern erreichte.
    Welch phantastische Szene! Seit wie viel Millionen Jahren mußte die Natur schon am Werk sein, um die unglaubliche Fülle von Fäden und Strängen erzeugt zu haben, die den Planeten einhüllten? Das Geflecht war selbst lebende Substanz. Im Lauf der Jahrtausende verloren die Fäden jedoch ihre Elastizität und wurden zu jener kristallinen, durch das Gewicht ihrer jüngeren Artgenossen zusammengepreßten Substanz, die man in der Tiefe fand.
    Jetzt war „Backenhörnchen" vollends aus dem Hauschen. Mochten Sie sich mit ihrer Schwarzen Pyramide herumschlagen - je länger, desto besser. Für ihn gab es hier Wichtigeres zu tun. Eigentlich hatte er vorgehabt, bei Anbruch der Dunkelheit zur SJ 17-1 zurückzukehren. Aber wozu trug er eine Helmlampe mit sich herum? Die Nacht hielt ihn nicht vom Forschen ab. Wenn sie ihn aus irgendeinem Grund brauchten, wurden sie ihn schon holen kommen. Schließlich wußte der Computer bis auf den Meter genau, wo er sich befand.
    So geschah es, daß Les Zeron mit seinem wissenschaftlichen Forschungseifer die Voraussetzungen schuf, denen Perry Rhodan letzten Endes die Befreiung aus einer unangenehmen Klemme zu verdanken haben würde.
     
    *
     
    Les hatte noch am späten Nachmittag die eigenartig geformten Boote der Langquarts aus der Ferne beobachtet. Er sah, daß sie im Krater der Schwarzen Pyramide landeten.
    Er war fast ein Dutzend Kilometer von ihnen entfernt und kam, nachdem er eine halbe Stunde lang aus sicherer Deckung in die Runde gespäht hatte, zu dem Schluß, daß sie für ihn keine Gefahr darstellten. Er wunderte sich zwar, daß die Fremden schon so früh auftauchten, aber mehr Gedanken verschwendete er nicht an sie. Seine Forschung war ihm wichtiger. Als die Dunkelheit hereinbrach und er mit Unterstützung der Helmlampe seine Botanisierarbeiten fortsetzte, hatte er die Langquarts längst vergessen - obwohl ihre Boote noch immer wie träger Regen aus dem

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