115 - Die Höhle des Chakra
bist verletzt, Unga", sagte der Zwergmann.
„Das sind nur ein paar Kratzer."
Manjushris Hände strichen über Ungas Wunden
.
Gleich wurden die Schmerzen gelindert.
„Wir müssen fort von hier", sagte Sri Mahadev. „Die Sirda Patel Road ist nicht sehr weit entfernt. Dort werden wir ein Taxi bekommen."
„Augenblick, Freundchen!" knurrte Unga, der jetzt keine Geduld mehr hatte. „Was ist mit Colonel Bixby? Ich will jetzt endlich zu ihm."
„Morgen reisen wir nach Ellora", sagte der Sikh. „Dort werden Sie den Mann treffen, den Sie Colonel Bixby nennen."
„Das will ich auch schwer hoffen", sagte der aufgebrachte Unga, „sonst werde ich nämlich dich treffen, Sri Mahadev Singh, und zwar ziemlich kräftig."
Manjushri verband in einer dunklen Ecke Ungas Wunden notdürftig. Der Cro Magnon wollte keinen Arzt.
„Mir hat mal ein Säbelzahntiger die ganze rechte Seite aufgerissen", brummte er, „und ich überstand die Verletzung allein in einer Berghöhle."
Unga hatte die Reisetasche mit den Dämonenbannern, in der Don Chapman normalerweise befördert wurde, im Eifer des Gefechts im unterirdischen Tempel stehenlassen. Als sie die hell beleuchtete Sirda Patel Road betraten, schob Unga den Zwergmann unter die Jacke.
Sri Mahadev Singh winkte ein Taxi herbei. Es gab auch Fahrrad-Rikschas und solche, die zu Fuß gezogen wurden; aber das war etwas für Touristen, die Zeit hatten.
Der Taxifahrer schaute verdutzt drein, als Unga mit seinem zerrissenen und blutigen Anzug ins Taxi stieg. Manjushri setzte sich neben den schwarzhaarigen, wild dreinblickenden Hünen.
„Mein Freund hatte einen Unfall", sagte Sri Mahadev Singh, der vorn neben dem Fahrer Platz nahm.
„Es ist nichts Ernstes. Fahren Sie uns nur zum Hotel!"
Er sprach englisch mit dem Taxifahrer.
Der Taxifahrer fuhr nach Bandra. Beim Hotel „Rajah" stiegen Unga und die anderen aus. Sri Mahadev bezahlte den Fahrpreis. Die drei - eigentlich vier, wenn man Don Chapman unter Ungas Jackett mitrechnete - betraten das Hotel und fuhren mit dem Fahrstuhl zur Suite des Maharadscha von Jaipur hoch.
Manjushri schloß die Tür auf. Jetzt konnte Unga Don Chapman unter der Jacke hervorholen. Schweißperlen standen auf der Stirn des Cro Magnon. Er fühlte ein Hämmern und Stechen im linken Arm, wo der Totenkopf ihn gebissen hatte. Waren seine Zähne vergiftet gewesen?
Sri Mahadev und Don Chapman staunten, als sie die prachtvolle Ausstattung der Suite sahen. Wenn der Sikh auch über Don Chapman verblüfft war, so zeigte er es nicht.
Unga setzte sich im Foyer der Suite, die aus fünf Zimmern und einer Bedienstetenkammer bestand, nieder. Sein Blut tropfte auf den Boden. Manjushri holte aus einem der Räume einen Erste-HilfeKasten und Verbandszeug.
Unga zog mit Sri Mahadevs Hilfe Jacke und Hemd aus. Die Verletzung von dem Schwerthieb war nicht so schlimm; die Klinge hatte ihn nur gestreift. Aber die Bißwunde sah übel aus. Sie verfärbte sich dunkelgrün und schwarz. Ein fauliger Geruch stieg von ihr auf.
„Eine Vergiftung", sagte Don Chapman entsetzt. „Dagegen werden die üblichen Antibiotika kaum helfen."
„Ich werde die Wunde mit dem Kommandostab ausbrennen", sagte Unga mühsam. „Aber zuerst gibt es ein paar Fragen zu klären."
Manjushri verband die Verletzung an Ungas Seite, nachdem sie die Wundränder mit Penicillinsalbe bestrichen hatte. Sie legte den Verband geschickt an, so als hätte sie Übung in solchen Dingen.
Unga deutete mit der Spitze des Kommandostabs auf Sri Mahadev Singh.
„Wer sind die Feinde der PadmaAnhänger? Ich habe gehört, daß bei den Vorkommnissen beim Kailasanath-Tempel Chakravartin eine Rolle spielte. Wer ist das?"
„Niemand kennt Chakravartin, den Dunklen, der sich Weltbeherrscher nennt", sagte der Sikh. „Es gibt eine Sekte, die Chakras, die Chakravartin verehren wie wir Padmasambhawa Bodhisattwa. Die Chakra-Lehre ist eine finstere, schlimme Irrlehre. Sie steht in krassem Gegensatz zu den Veden und Upanischaden, den religiösen Schriften unserer großen Religionsgründer. Die Chakras vollführen scheußliche und schlimme Rituale. Es heißt, daß sie sogar einige Dinge von den furchtbaren Thugs übernommen haben, den Würgern der Kali Durga. Chakravartin verspricht ihnen das Paradies, wenn sie in seinem Dienste sterben. Es heißt, daß bald der große Tag des Chakravartin kommen soll, an dem er viele seiner Anhänger direkt in sein Paradies aufnehmen will."
Unga glaubte nicht, daß Chakravartin ein Dämon der Schwarzen
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