1150 - Die Dunklen Apostel
Verhalten der Zombies. Sie hätten sich längst auf uns stürzen müssen. Da brauche ich dich nur an Zombieville zu erinnern. Da hat es anders ausgesehen.«
»Du wirst lachen. Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Hier ist eben alles anders.«
Klar, nur wollte ich das nicht einsehen. Hinter allen Vorgängen steckt ein Motiv. Es gab gewisse Regeln, die auch von der anderen Seite eingehalten wurden. Nun aber standen wir da und starrten ins Leere oder waren in unsere Gedanken versunken, die sich auf kein bestimmtes Ziel einigen konnten.
Die lebenden Leichen waren aus dem See gekommen. Jemand wollte sie nicht mehr haben, doch es waren nicht die gleichen Personen, die sie geholt hatten. Das konnte ich mir einfach nicht vorstellen.
Ich ärgerte mich darüber und gelangte zu dem Schluss, dass der wahre Grund, der zugleich unser wahrer Gegner war, sich im See verborgen hielt. Dort konnten wir die Ursache des Dilemmas finden. Über diesen Weg mussten wir wieder zurück. Es gab keinen anderen.
Karina Grischin hatte mich während meiner Überlegungen von der Seite angeschaut. »Bereust du den Weg jetzt, den wir gegangen sind, John?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, nicht direkt. Das ist kein Bereuen, weil es keine andere Möglichkeit gab. Ich habe nur daran gedacht, dass wir die gesamte Strecke wieder zurück müssen.«
»Und dann taucht dieses geheimnisvolle U-Boot auf, nicht?«
Ich schluckte. »Mal den Teufel nicht an die Wand, Karina.«
»Mittlerweile rechne ich mit allem. Die andere Seite weiß, dass sich hier zwei Beuteopfer aus Fleisch und Blut auf dem Eiland befinden. Sie wird schon das Richtige unternehmen.«
»Zunächst einmal müssen wir etwas tun. Unser Plan ist gescheitert. Wir haben die Dunklen Apostel nicht als Helfer gewinnen können und sehen nur einen, der noch auf unserer Seite steht. Ich denke, dass Dimitri bei uns bleibt, wenn wir den Ausbruch wagen. Und wir sollten uns auf keinen Fall trennen.«
»Wenn ich dich richtig verstanden habe, willst du Dimitri mit auf das Boot nehmen.«
»Ja, so wie er seinen Sarg bei unserer Ankunft mit in dieses Haus nahm. Was soll er hier allein zurückbleiben? Ich sehe darin keinen Sinn. Uns könnte er behilflich sein.«
»Und wenn er nicht will?«
»Es ist deine Sache, ihn zu überzeugen.«
»Klar, prima. Immer ich.«
Sie sprach mit ihm. Sie redete leise, und ich versuchte an Dimitris Reaktion abzulesen, was er dachte. Er blieb ziemlich ruhig. Auch sein düsteres Gesicht hellte sich nicht auf. Nur hin und wieder gab er eine krächzende Antwort.
»Er wird mit uns gehen«, sagte Karina.
»Wunderbar.«
»Aber er will weiterhin in der Einsamkeit bleiben, wenn alles vorbei ist. Er kann sich nicht mehr an die normalen Menschen gewöhnen. Ich glaube, das ist zu verstehen.«
»Er wird nicht zu meinem Problem werden.«
»Zu meinem denn?«
»Ich weiß es nicht.«
»Hör auf, John. Wenn das Wladimir Golenkow erfährt, wird er aus dem Staunen nicht herauskommen. Nur sind wir hier in Russland.«
»Was meinst du?«
»Ich habe sogar ein Handy bei mir. Aber es ist kein Satelliten-Telefon. Also kann ich ihm nicht Bescheid geben. Ein normales Netz ist nur nahe der großen Städte aufgebaut worden. Hier müssen wir uns selbst durchschlagen.«
»Das bin ich gewohnt.«
Karina wollte noch etwas sagen, doch das Geräusch an der Tür lenkte sie ab. Von der anderen Seite hatte jemand dagegen geschlagen. Nicht sehr fest, aber die Tür zitterte schon etwas.
»Also ist der Erste da!«, flüsterte Karina.
Sie wollte zur Tür gehen, aber Dimitri war schneller. Er überraschte uns beide damit. Bevor wir ihn zurückhalten konnten, hatte er schon den Riegel zurückgezogen. Dann riss er die Tür schwungvoll auf.
Vor ihm stand der lebende Tote!
Eine große Gestalt mit einem fast kahlen Kopf. Sein Körper war von dunklen Flecken bedeckt, die aussahen wie Wunden, die ihm irgendwelche Dornen gerissen hatten. Er bewegte sich auch nicht so langsam wie mancher Zombie. Seine Hände schnellten nach vorn, um Dimitri zu packen.
Der aber war schneller.
Mit einer blitzschnellen Bewegung stieß er der lebenden Leiche das Schwert in die Brust…
***
Wir brauchten nicht einzugreifen. Wir waren Zeugen und sahen, was passierte.
Die Klinge steckte tief im Körper der Gestalt. Wahrscheinlich war sie an der Rückseite sogar ausgetreten. Bei einem normalen Menschen wäre der Tod längst eingetreten. Der Zombie hier zappelte nur auf der Klinge, und dann packte Dimitri seine Waffe mit beiden
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