1150 - Die Dunklen Apostel
interessiert mich nur, wie sie es geschafft haben.«
»Hat er uns das nicht erklärt?«
»Reicht es dir denn?«
»Nein, sicherlich nicht. Aber ich kann ihn auch nicht zwingen. Sie haben hier eine Magie aufgebaut. Sie wollten etwas für die Ewigkeit schaffen und sind in den Kreislauf dieser verdammten Zombies hineingeraten. Hinzu kam die starke Kraft deines Kreuzes, die alles andere überlagern konnte.«
Es war kein Vorwurf, und ich fühlte mich auch nicht schuldig. Ich hatte einfach getan, was getan werden musste. Dabei war es mir nicht möglich gewesen, die Folgen zu überblicken.
Wollte oder konnte Dimitri nichts sagen?
Ich beobachtete ihn. Nein, es war keine Reaktion festzustellen. Er stand da wie eine Eins. Keine Bewegung. Er atmete kaum und starrte nur die Wand an.
Bis er plötzlich zusammenzuckte, als hätte er irgendeine Botschaft erhalten. Er drehte den Kopf und schaute so gespannt zur Tür hin, dass ich ebenfalls in diese Richtung blickte.
Sein Verhalten war Karina Grischin aufgefallen. »Ist was mit ihm?« fragte sie mich.
»Wende dich an ihn.«
»Klar.«
Beide flüsterten wieder. Ich bemerkte, dass sich der Ausdruck in Dimitris Gesicht veränderte. Meinem Eindruck nach hatte sich ein dünner Schleier der Furcht über sein Gesicht gelegt. Dieser Mann war sensibler als Karina und ich. Obwohl uns Mauern von der Außenwelt trennten, musste er spüren, dass es dort eine Veränderung gegeben hatte. Das entsprach auch den Tatsachen, denn Karina war sofort wieder bei mir und sagte mit leiser Stimme: »Sie sind da. Dimitri spürt ihre Nähe.«
»Gut.«
»Jetzt sind wir gefordert. Was tun wir?«
Ich blieb ruhig. »Erst einmal nachschauen.« Ich deutete auf die Fenster an den verschiedenen Wandseiten. »Sieh du links nach, ich werde mir die rechte Seite vornehmen.«
Karina Grischin warf noch einen letzten Blick auf Dimitri, bevor sie sich abwandte. An der Tür war noch nichts zu hören. Auch wenn der Riegel innen vorgeschoben war, beim ersten Ansturm würde er vermutlich brechen. Was dann passierte, lag auf der Hand. Ein Überfall der lebenden Leichen. Ich fragte mich, ob wir nicht besser daran getan hätten, draußen zu bleiben. Hier war unsere Bewegungsfreiheit doch recht eingeschränkt. Andererseits hatten wir damit gerechnet, dass uns die Apostel unterstützen würden. Sie aber lagen nach wie vor in ihren Särgen.
Draußen war schon eine Veränderung eingetreten. Damit hatten die Zombies nichts zu tun. Es lag einzig allein am Fortgang der Zeit, denn allmählich schwand das Tageslicht, und die Dämmerung senkte sich wie der Schatten eines Riesen-Ufos über die Insel. So weichten die ansonsten scharfen Konturen allmählich auf.
Ich entdeckte nichts, so sehr ich mich auch anstrengte.
Als ich Karinas schweren Atemzug hörte, drehte ich mich um. Sie stand am Fenster und wippte leicht auf den Zehenspitzen. »Ich sehe einen, John.«
»Und weiter?«
»Er bewegt sich auf das Haus zu.«
»Wirklich nur einer?«
»Ja und nein. Da sind auch andere, aber sie gehen in eine andere Richtung. Ich weiß nicht genau, was sie vorhaben, aber gut sieht mir das nicht aus. Es kann sein, dass sie unser Haus hier umstellen. Sie haben Zeit. Die können uns hier aushungern und verdursten lassen. Egal, wir werden es schaffen.« Sie verließ ihren Platz am Fenster und überlegte, ob sie Dimitri ansprechen sollte. Da sich der Apostel nicht bewegte, ließ sie es bleiben. Er traf zudem keine Anstalten, sich um die anderen Brüder zu kümmern, die als Skelette in den offenen Särgen lagen, wie Skulpturen einer vergangenen Zeit.
Hier war tatsächlich eines anders geworden. Mir schoss ein Vergleich durch den Kopf. Ich dachte an einen Global Player der Schwarzen Magie. Etwas hatte die Insel in Besitz genommen. Etwas hatte dafür gesorgt, dass dies alles passieren konnte, doch weder Karina noch ich wussten, wer tatsächlich im Hintergrund die Fäden zog. Nur vom Teufel zu sprechen, wäre zu einfach gewesen, nein, hier gab es andere Gewalten, die das Eiland unter Kontrolle hielten.
Es gab keine Heizquelle in diesem Haus. Die Kälte war klamm. Irgendwie fühlte sie sich feucht an.
Manchmal schimmerte es, hell an einigen Stellen der Wand. Dort hatte sich Eis bilden können und sich in Ritzen festgesetzt.
Karina Grischin wandte sich wieder an den Dunklen Apostel. Sie sprach mit leiser Stimme hektisch auf ihn ein. Ich hörte einige Male das Wort Zombies, ohne dass es bei Dimitri eine Reaktion gab.
»Was wolltest du von ihm
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