1150 - Die grosse Vision
..."
Aber Velda Zee war noch längst nicht alles losgeworden, was ihr auf die Seele drückte.
„Nenn' mich nicht ‚Mädchen’", unterbrach sie zornig. „Sag’ Velda zu mir oder Zee, oder meinetwegen Te-Esdrei. Ich habe einen Anspruch darauf, vernünftig angesprochen zu werden."
Ein Seufzen war zu hören. Dann: „Perry, was macht man mit einer solchen Frau?"
Perry unterdrückte ein Lachen. Er wußte, wie es Leo Dürk zumute war. Sein ganzes Weltbild war ins Schwanken geraten. Er schickte sich zu einer begütigenden Antwort an, aber bevor er das erste Wort über die Lippen brachte, rief Alaska Saedelaere: „Seht doch - die Sterne!"
*
Ein unwirklicher Anblick hatte sich vor ihnen aufgetan. In der Schwärze des Nichts waren die Lichtpunkte von Sternen erschienen. Sie glänzten starr und kalt durch das Vakuum, und ihre Zahl wuchs von einer Sekunde zur ändern, während immer mehr leuchtende Flecke in der Finsternis materialisierten. Unwillkürlich suchte Perry nach erkennbaren Konstellationen - selbst nach denen, die von BASIS-ONE aus zu sehen und die erst überschlägig katalogisiert worden waren. Aber dann rief er sich zur Ordnung. Was er vor sich sah, war eine Täuschung - ein weiteres Theaterkunststückchen des Armadapropheten. Warum sollte er seine Fiktivsterne nach dem Muster bekannter Sternbilder anordnen?
Veldas und Leos Zank war augenblicklich vergessen. Die Wirklichkeit machte ihre Meinungsverschiedenheit gegenstandslos. Die Wirklichkeit, dachte Perry Rhodan verdrossen. Die Wirklichkeit, daß wir auf die Probe gestellt werden - inmitten einer völlig unwirklichen Umgebung.
„Die Sterne sind in optischer Hinsicht absolut normal", meldete Alaska Saedelaere.
„Konventionelle Spektren. Die Hypergeräte sprechen nicht an. Daran hat sich nichts geändert."
Leo Dürk gab ein halblautes Knurren von sich. Er hatte ohne Zweifel einen seiner Kraftsprüche auf der Zunge gehabt, aber das Gespräch mit Velda war ihm noch gut in Erinnerung, deswegen behielt er den Spruch für sich. Ringsum wurde die Zahl der Lichtpunkte immer größer Die Simulation war offenbar bestrebt, eine galaktische Umgebung vorzutäuschen. Eine solche Sternfülle bekam nur der zu sehen, der sich nahe der Zentrumszone einer Galaxis aufhielt.
Ein langgezogenes, dunkles Feld erregte Perrys Aufmerksamkeit. Es handelte sich offenbar um eine kosmische Staubmasse, die die hinter ihr liegenden Sterne verdeckte.
Ihre Form kam ihm vertraut vor, aber er mußte noch ein paar Minuten warten, bis genügend Sterne entstanden waren, um die Kontur der Wolke mit ausreichender Deutlichkeit zu zeichnen. Sie bildete einen langen, sanft gewellten Schlauch, der sich an einem Ende zu einer Vielfalt an kurzen, gedrungenen Fäden verlief, die wie die Quaste eines Tierschwanzes wirkten. Den „Ochsenschwanznebel" hatte man das Gebilde an Bord der Schiffe der Galaktischen Flotte genannt. Er lag, von BASIS-ONE aus gesehen, ein paar tausend Lichtjahre diesseits des Zentrums von M82 und galt als ein Überbleibsel der gigantischen Explosion, die sich vor elfeinhalb Millionen Jahren im Kern der fremden Galaxis abgespielt hatte.
„Wir wissen also, was uns der Prophet vorspiegeln will", sagte Perry, nachdem er seine Begleiter auf die Dunkelwolke aufmerksam gemacht hatte. „Wir befinden uns im Innern von M82. Nach der Ausdehnung der Wolke zu urteilen, sind es von hier höchstens noch achttausend Lichtjahre bis zum Zentrum."
„Die Frage ist", antwortete Alaska, „ob es sich wirklich um eine Vorspiegelung handelt.
Der Asteroid des Armadapropheten, wo immer er ursprünglich herkommen mag, gehört zur Stunde ebenfalls zu dieser Galaxis. Dem Propheten stehen unbegrenzte, hochentwickelte technische Mittel zur Verfügung. Wer sagt, daß er uns nicht einfach aus seinem kosmischen Felsbrocken ausgestoßen hat? Vielleicht ist diese Umgebung Wirklichkeit?"
„Aber die Instrumente, die auf hyperenergetischer Basis funktionieren, zeigen noch immer nichts an?" hielt ihm Perry mit leisem Spott entgegen.
„Er kann sie lahmgelegt haben", verteidigte sich Alaska. „Womöglich ist es ein Bestandteil der Prüfung. Man will sehen, ob wir erkennen können, daß wir in die Wirklichkeit zurückgekehrt sind."
„Verzeihung", sagte in diesem Augenblick Velda Zee. „Ich kann bei euren theoretischen Überlegungen nicht mithalten, aber es scheint mir wichtig, daß wir eines nicht aus den Augen verlieren. Wir sind hier, urn eine Prüfung zu bestehen, nicht wahr?"
„Richtig,
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