Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1150 - Die grosse Vision

Titel: 1150 - Die grosse Vision Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Sache nicht völlig sicher, also gehe ich kein Risiko ein."
    „Wir könnten wenigstens nach ihnen rufen", beharrte der Waffenmeister.
    „Von mir aus tu das, auf dem Weg nach oben", gestand ihm Perry zu. „Sag ihnen, daß ich vermute, oben auf dem Gipfel den Anfang eines Weges zu finden, der weiter in die Tiefe führt. Genug jetzt mit dem Gerede. Los geht's!"
    Er übernahm die Führung. In einem Abstand von vierzig Metern glitten sie über den Hang hinweg. Im Helmempfänger hörte er Leo Dürks raue Stimme. Er schrie, bat, bettelte, fluchte - aber von den acht Technikern, die in die Ebene hinab geflohen waren, antwortete ihm keiner. Sie waren mit ihren eigenen Sorgen beschäftigt.
    Die Lufttemperatur betrug neunzig Grad Celsius. Echt genug für einen Effekt, der nur ein suggestiver Trick ist, dachte er. Von dem breiten, rotglühenden Magmastrom schoß die erhitzte Luft in heftigen, reißenden Böen nach oben. Die Stabilisatoren hatten Mühe, die Fluglage der SERUNS einigermaßen konstant zu halten. Perry kramte in den geräumigen Taschen seiner Montur und fand mit den sensitivierten Fingerspitzen seines Handschuhs ein kleines Allzweckgerät - Schraubenzieher, Hammer, Säge, alles in einem -, das er entbehren zu können glaubte. Er zog es hervor und ließ es fallen. Der Wind trug es seitwärts, aber er verfolgte seinen Sturz, bis es auf dem Magmastrom traf. Ein helles Aufblitzen, und das Gerät war verschwunden - vergangen in der mörderischen Hitze der glutflüssigen Gesteinsmassen. Und damit wolltest du deine Theorie beweisen? Er fragte sich, was geschehen würde, wenn sein Gravo-Pak und er selbst statt des Allzweckgeräts hinab ins Magma stürzte. Wie sehr hatte der Armadaprophet die Lage unter Kontrolle?
    Würde die Suggestivszene sofort verpuffen, wenn anstelle eines mechanischen Objekts ein Mensch in Gefahr geriet? Lohnte es sich, mit der Idee zu experimentieren?
    Nach zwanzig Minuten hatten sie den Gipfel erreicht. Der Sturm zerrte an ihren Schutzanzügen. Perry spähte in die Tiefe. Unter ihm lag ein kreisförmiger Krater von fünfzig Metern Durchmesser. Glühendes Magma brodelte in der weiten Öffnung. Der Kraterrand war, soweit er von seinem Standort aus erkennen konnte, völlig eben, und doch hatte sich das glutflüssige Gestein nur nach einer Richtung hin einen Weg gebahnt; den Südhang hinab, auf dem sich das Lager der Expedition befand. Er fand es schwer, sich vorzustellen, daß es sich dabei um einen natürlichen Vorgang handele. Jemand steuerte das Magma. Der Glutfluß war mit Absicht in Richtung des Lagers gelenkt worden.
    Das Ganze war ein Bestandteil der Prüfung. Der Armadaprophet wollte wissen, wie seine Besucher sich verhielten, wenn sie im Schlaf von einem Vulkanausbruch überrascht wurden.
    Die Luft hatte sich mit Qualm gefüllt, den der Sturm in wirbelnden Schwaden vor sich her trieb. Die Sicht wurde schlechter. Er mußte sich beeilen. Es war keine fünf Minuten her, da hatte er mit der Idee gespielt, durch ein Experiment herauszufinden, ob das brodelnde Gestein ihm gefährlich werden könne. Jetzt blieb ihm keine Wahl mehr.
    „Ich gehe nach unten", sagte er. „Wartet hier und folgt mir, sobald ich das Signal gebe."
    „Was willst du dort?" fragte Leo Dürk mißtrauisch. „Wir sollten uns lieber auf die Socken machen und den verdammten Vulkan sich selbst überlassen."
    „Geduld, Leo", antwortete Perry. „Du wirst es bald erfahren - so oder so."
    Er vektorierte das Gravo-Pak. Der Abstieg begann.
     
    *
     
    Die Ziffern der Temperaturanzeige rollten. 800 ... 1000 ... 1350 Grad. Unter ihm brodelte die Hölle. Er hatte das Schirmfeld aktiviert. Je weiter er vordrang, desto deutlicher wurde das Flackern der energetischen Hülle, hervorgerufen durch den immer intensiver werdenden Zufluß thermischer Energie, die sie zu neutralisieren hatte. Er begann, an seiner Theorie zu zweifeln. Die Szene, die sich wenige Meter unter ihm ausbreitete, wirkte zu echt. Vorläufig drohte ihm keine Gefahr - außer der, daß er sich lächerlich machte. Das Schirmfeld kam mit Temperaturen bis 4000 Grad zurecht. Wie aber sollte es weitergehen, wenn unter ihm nicht der Beginn eines Weges in die Tiefe, sondern tatsächlich der kochende Krater eines aktiven Vulkans lag?
    Leo Dürk hatte minutenlang gezetert, bis er schließlich von Alaska Saedelaere zur Ruhe gebracht worden war.
    Zweitausend Grad. Er schwebte unmittelbar über der Magmaoberfläche. Er kam sich lächerlich vor. Wenn er weiter sank, würde das

Weitere Kostenlose Bücher