1151 - Das Babel-Syndrom
dich mitnehmen und irgendwo absetzen?"
Lassel Domaschek nickte.
„Vor dem Kommunikationszentrum. Ich habe dort eine Konferenz mit dem Weifei-Komitee."
2.
Als Domaschek den kleinen Konferenzraum betrat, warteten die anderen vier Komitee-Mitglieder bereits auf ihn: Radak Tertia, ein Ertruser, der als Braumeister in einer großen Bierbrauerei in Terrania arbeitete, Lellöy Nüttlün, ein Blue, der stets etwas schief angesehen wurde, weil ein Illusionssalon mit dem Vorurteil der Unseriosität behaftet war, Digitalis Aura, ein Siganese, der als seine Berufe Poet und Kampfmittelkonstrukteur angab und bisher noch nie anders gekleidet gesehen worden war als mit einem archaischen Kampfanzug, der einer Ritterrüstung ähnelte, sowie Septhar Greer, ein dürrer blasser Ara, der in Garnaru als Psychotherapeut praktizierte.
Nüttlün blickte demonstrativ auf die Zeitanzeige seines Vielzweckarmbands.
Schnaufend ließ Lassel sich in einen Sessel fallen und verwünschte wieder einmal sein Übergewicht.
„Entschuldigt, bitte!" stieß er kurzatmig hervor. „Der Ordnungsdienst hatte mich für eine Aussage gebraucht. Ich war im Crest-Park einem Geisteskranken begegnet."
„Einem Sittlichkeitsverbrecher?" erkundigte sich Tertia mit funkelnden Augen. „Hat er dir die Unschuld geraubt?"
Der etwa daumengroße Digitalis Aura fuhr aus seinem auf dem Tisch befestigten Sessel hoch, stemmte die Fäuste in die Hüften und schüttelte die Schultern, so daß sein kurzer roter Umhang über dem schwarzen Kampfanzug flatterte.
„Eines Tages werde ich dir deine ordinäre Zunge abschneiden, Ertruser!" dröhnte es aus dem Stimmverstärker vor seiner Brust. Er verneigte sich vor Domaschek. „In unserer aller Namen bitte ich dich um Verzeihung für diese Anpöbelung, verehrter Lassel."
Domaschek winkte begütigend ab und schnaufte noch ein paar Mal, dann erklärte er: „Vergessen wir das, Freunde! Wir haben uns zusammengefunden, um darüber zu beraten."
„Korrektur!" unterbrach Nüttlün ihn. „Wir haben uns nicht gefunden, sondern verabredet."
Domaschek knirschte mit den Zähnen.
„Schön, wir haben uns zusammengeredet... Oh, verdammt! Das kommt davon, wenn jemand dazwischenredet! Kurzum, wir schreiben den zweiundzwanzigsten Dezember.
Das heißt, in zwei Tagen beginnt das traditionelle terranische Weihnachtsfest. Wir als Weifei-Komitee von Garnaru sind verantwortlich für die Vorbereitungen der Weihnachtsfeier für die Außerirdischen, deren soziales Wohl uns anvertraut ist."
Leicht irritiert registrierte er, daß ihn die übrigen Komitee-Mitglieder anstarrten, als verstünden sie kein Interkosmo.
Verbissen fuhr er fort: „In dieser schweren Zeit, in der die Bedrohung durch Vishna gleich einer finsteren Wolke über Terra schwebt..."
Septhar Greer berührte einen Sensorpunkt auf der kleinen Schaltkonsole vor sich. Die bisher dunkle Trivideowand erhellte sich und zeigte das dreidimensionale farbige Abbild eines Ausschnitts von Terrania. Der Nebel hatte sich unterdessen ganz verflüchtigt. Über der Megalopolis spannte sich ein tiefblauer, wolkenloser Himmel.
„Keine Wolke", stellte der Ara lakonisch fest.
„Und Zeit ist masselos und kann daher kein Gewicht haben", fiel Radak Tertia ein.
„Aber sie vergeht, und ich will noch ein paar Stunden schlafen, bevor ich meinen Salon öffne", erklärte Lellöy Nüttlün ärgerlich.
„Die Zeit ist kein Ereignis, sondern ein Phänomen und kann deshalb nicht vergehen", korrigierte Lassel Domaschek und ärgerte sich darüber, weil er sich vom Thema hatte abbringen lassen. Mühsam fand er den roten Faden seiner Rede wieder. „Also, ich denke, daß wir wieder den großen Festsaal des KoZe herrichten. Äh, Lellöy, kannst du auch diesmal für die Illumination sorgen?"
Der Blue sah ihn verständnislos an.
„Warum sollte ich mir Sorgen machen, Lassel?"
Domaschek öffnete seinen obersten Hemdkragen.
„Du sollst dir keine Sorgen machen, sondern uns die Illumination für die Weifei besorgen. Meinetwegen wieder die schlanke Pyramide aus blinkenden Raumschiffs-Positionslampen. Das hat beim letzten Mal unsere Gäste ziemlich beeindruckt."
Der Blue verdrehte ungläubig seinen langen dünnen Hals.
„Wieso sprichst du vom letzten Mal, Lassel? Soll in diesem Jahr keine Weifei stattfinden?"
„Finden?" hörte Domaschek sich fragen. „Wieso müssen wir eine Stadt finden? Glaubt er, wir wären in seinem Illusionssalon?"
Plötzlich redeten alle Anwesenden durcheinander.
Was ist das
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