1151 - Das Babel-Syndrom
gesprochen."
„Nun, ich bin sehr für Humor", meinte Vagnan. „Aber wir wollen dem guten Lassel nicht unterstellen, er besäße im Crest-Park Handlungen, beispielsweise für Obst und Gemüse."
Er lachte knapp.
„Und ich habe auch nichts hinterlassen", ergänzte Lassel. „Noch bin ich nicht verscharrt."
„Verscharrt?" erkundigte sich ein anderer Ordnungsdienstler. „Hat man dir mit Mord gedroht, Lassel?"
„Bleiben wir bei der Sache!" mahnte Vagnan.
„Bei Welcher Sache?" fragte Sukther verständnislos. „Es handelt sich doch um eine Person und nicht um eine Sache."
„Bleiben wir also bei der Person!" lenkte Vagnan ein. „Lassel, äußere dich bitte!"
Lassel Domaschek fand die Ausdrucksweise des Direktors zwar ungewohnt ordinär, doch da er loswerden wollte, was ihm auf der Seele lag, redete er.
„Er sprach mich an und sagte, er hätte sich verirrt. Dann forderte er mich auf, ihn zu Perry Rhodan zu bringen. Die Erde wäre dem Untergang geweiht, behauptete er.
Ich habe sofort gemerkt, was mit ihm los ist. Er ist hochgradig schizophren und noch dazu ein Telepath und Gedankensender. Da er Anstaltskleidung trägt, muß er aus einem Sanatorium oder einer Spezialklinik ausgebrochen sein. Bestimmt ist er gefährlich."
Orlok Sukther schüttelte den massigen Kopf.
„Da war niemand, Chef. Sonst hätten die Spürroboter doch seine dreidimensionale Infrarotform aufgezeichnet. Sie haben aber noch nicht einmal Fußabdrücke entdeckt."
Lassel fühlte sich immer unbehaglicher. Er hatte es bisher strikt vermieden, die Körperlosigkeit des Armes zu erwähnen, weil er voraussah, wie die Gehirne von Ordnungsdienstlern darauf reagieren würden. Doch jetzt war er in die Enge getrieben und sah keinen Ausweg mehr.
„Er war offenbar nicht völlig materiell", sagte er vorsichtig.
Kaefeer Vagnan runzelte die Stirn.
„Nicht völlig materiell", wiederholte er, und es war ihm anzumerken, daß er sich nur weiter mit diesem Fall befaßte, weil er Lassel Domaschek gut genug kannte, um zu wissen, daß er sich keine Schauermärchen aus den Fingern sog. „Wie sollen wir das verstehen, Lassel?"
Domaschek geriet ins Schwitzen. Er versuchte angestrengt, sich die Erscheinung Chthons so genau wie möglich vorzustellen.
„Es ist eigenartig", sagte er mehr zu sich selbst. „Zuerst hielt ich ihn für meine Freundin."
Einige Ordnungsdienstler lachten, verstummten jedoch unter Vagnans verweisendem Blick wieder.
„Nun, ja, daran war vielleicht der Nebel schuld", fuhr Domaschek fort. Er sah, daß der Nebel sich inzwischen fast völlig aufgelöst hatte und beeilte sich, zu erklären: „Er war viel dichter als jetzt. Nun, ich sah jedenfalls bald, daß ich es mit einem Fremden zu tun hatte.
Mir fielen besonders die Augäpfel auf. Sie waren schwarz. Die Pupillen dagegen waren weiß. Jetzt erinnere ich mich auch daran, daß seine Haut und sein Haar farblos waren."
Er kniff die Augen zusammen.
„Rauch! Ja, das ist es! Sein Overall war nicht nur rauchgrau; er wallte auch wie Rauch - oder wie Nebel."
„Hältst du es für möglich, daß die ganze Erscheinung nur eine ungewöhnlich geformte Nebelballung war?" erkundigte sich Vagnan.
„Nein!" widersprach Lassel heftig. „Er hat doch zu mir gesprochen! Nein, das ist nicht völlig exakt. Er hat mir seine Gedanken übertragen."
„Gedanken sind nichtstofflich", warf ein Ordnungsdienstler ein. „Also kann man sie nicht tragen."
Vagnan ging nicht darauf ein. Er war ganz in Gedanken versunken. Nach einer Weile hob er den Kopf und blickte den Sozialingenieur eindringlich an.
„Wie funktioniert Gedankenübertragung?" fragte er.
„Die Gedanken des Senders formen sich im Bewußtsein des Empfängers", erklärte Domaschek.
„Aha! Es ist also so, als ob man sie selbst gedacht hätte, nicht wahr?"
„Ganz richtig, das ist nicht wahr", erwiderte Lassel. „Jedenfalls erkennt man bei schwerwiegenden Aussagen meist sofort, daß sie nicht das Produkt der eigenen Gedanken sind, weil man sich sonst an den Denkvorgang erinnern würde, deren Produkt sie sind."
„Es sei denn, diese Erinnerung würde unbewußt unterdrückt", ergänzte Vagnan. „Diese Formulierung stammt aus einem deiner Vorträge in unseren Schulungskursen, Lassel.
Wie, sagtest du, nannte sich der Fremde?"
„Chthon", antwortete Domaschek.
„Gut, wir werden nach einem Mann dieses Namens forschen. Du solltest dir aber keine Gedanken mehr über die Begegnung machen.
Ich muß jetzt zu meiner Dienststelle zurück. Kann ich
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