Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1151 - Das Babel-Syndrom

Titel: 1151 - Das Babel-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
bloß? grübelte Lassel. Warum lenken denn alle immer wieder vom Thema ab? Worüber reden wir eigentlich?
    „Wozu sollen wir diesmal in einer anderen Stadt feiern?" übertönte die Stimme Tertlas alle anderen Stimmen. „Da würde doch kein Einwohner von Garnaru hingehen."
    „Gehen würde sowieso niemand", erwiderte Domaschek, dann fiel ihm das Thema wieder ein. „Wir nehmen also den großen Festsaal."
    „Warum so umständlich?" schrillte der auf höchste Lautstärke geschaltete Stimmverstärker Auras. „Lassen wir den Saal doch, wo er ist! Weshalb fortnehmen?"
    „Ich meinte, daß wir ihn benutzen!" schrie Domaschek verzweifelt. „Das hast du aber nicht gesagt", entgegnete der Siganese. „Wie sollen wir etwas beschließen, wenn du dauernd Mißverständnisse hervorrufst, Lassel?"
    „Eine gute Idee!" rief Nüttlün. „Schließen wir die Versammlung!" Er erhob sich und ging zur Tür. Lassel Domaschek hieb mit der Faust auf den Tisch.
    „Jetzt reicht es mir aber!" tobte er wütend. „Du kehrst sofort zurück, Lellöy!"
    Der Blue blieb stehen und tippte mit einem der sieben Finger seiner linken Hand auf eine Stelle der Rückseite seines Tellerkopfs, die genau zwischen den beiden rückwärtigen Augen lag.
    „Kehren!" zirpte er entrüstet. „Bei allen grünen Sandkreaturen! Jetzt fangt ihr Terraner schon damit an, bei den Ausgaben für die Reinigungsroboter zu streichen! Kehren! Einen Nügytschüy werde ich!"
    Lassel war aufgesprungen. Als der Blue den Raum verlassen hatte, sank er auf seinen Sessel zurück. Er fühlte sich wie ein Ballon, aus dem das Gas entwich. Auch Radak Tertia verließ die Konferenz. Er brummte dabei etwas von Bürokratie und Sparmaßnahmen, die die Weifei verhindern sollten. Septhar Greer schloß sich ihm schweigend an.
    Einzig und allein Digitalis Aura blieb zurück und steuerte seinen Schwebesessel näher an den Sozialingenieur heran.
    „Ich weiß nicht, was ich davon halten soll", sagte er. „Aber die Worte scheinen ihren Sinn verloren zu haben. Entschuldige, bitte, Lassel, aber ich muß mich zurückziehen und darüber nachdenken, ob sich darüber ein Poem schreiben läßt."
    Teilnahmslos blickte Domaschek den in seinem winzigen Sessel entschwebenden Siganesen nach ...
     
    *
     
    Erst nach längerer Zeit gelang es Lassel Domaschek, seine Teilnahmslosigkeit abzuschütteln.
    Er beschloß, seine Freundin anzurufen, egal, ob sie durch das Visiphonsignal geweckt werden würde oder nicht. Er brauchte jemanden, mit dem er vernünftig reden konnte. Es war ihm immer noch unerklärlich, warum ihm das mit den anderen vier Komitee-Mitgliedern nicht gelungen war.
    Ächzend stemmte er sich aus seinem Sessel. Vorübergehend drehte sich alles vor seinen Augen. Er fuhr mit der Hand darüber.
    Unglaublich!
    Oder fast unglaublich, denn er hatte es ja erlebt. Aber wie alles, mußte auch das seinen Grund haben. War es vielleicht von den anderen Komitee-Mitgliedern so geplant gewesen? Hatten sie sich auf diese Weise vor der Verantwortung und vor der Arbeit gedrückt, die mit den Vorbereitungen für die Weihnachtsfeier nun einmal verbunden war?
    So undenkbar war das gar nicht. Was bedeutete für Außerirdische schon das Weihnachtsfest? Schon die von ihnen verwendete Abkürzung Weifei verriet, daß sie das, was wahrend der Weihnachtszeit geschah, völlig unsentimental als eines von vielen Spektakeln betrachteten.
    Domaschek kratzte sich am Hinterkopf und gestand sich selbstkritisch ein, daß ein Außerirdischer kaum anders denken konnte angesichts der fast totalen Kommerzialisierung eines Festes, dessen ursprünglicher Sinn, nämlich die Besinnung auf Versöhnung und Frieden, nur in den Herzen der Menschen erfüllt wurde. Nach außen hin ging das im Lärm der Feten und im Konkurrieren mit großzügigen Geschenken unter.
    Um so notwendiger aber war es, den Außerirdischen von Garnaru den eigentlichen Sinn näherzubringen, auch wenn man ihnen gegenüber verschwieg, daß in ferner Vergangenheit damit die Geburt eines Verkünders gefeiert worden war.
    Resigniert sah Domaschek ein, daß er in diesem Jahr alles ganz allein würde vorbereiten müssen. Als Sozialingenieur von Garnaru gehörte das schließlich zu seinen beruflichen Pflichten.
    Wehmütig an die ihm entgehende Freizeit denkend, schlenderte er zum Getränkeautomaten, kramte eine Münzmarke aus einer seiner Anzugtaschen, warf sie ein und drückte auf die Tasten für KAFFEE, SAHNE und ZUCKER.
    Sein Blick war bereits auf das Visiphon in einer Wandnische

Weitere Kostenlose Bücher