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1151 - Das Babel-Syndrom

Titel: 1151 - Das Babel-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gerichtet, während der Plastikbecher sich gurgelnd füllte und auch dann noch, als er ihn mit zwei Fingern am Rand anhob und danach zu dem Gerät ging und den Anschlußkode von Herzina Koos mit der freien Hand tastete.
    Er mußte fast eine ganze Minute lang warten, bis der Bildschirm hell wurde und wunderte sich deshalb nicht darüber, als er Herzina im Morgenmantel und mit zerzaustem Haar abbildete.
    „Ach, du!" murmelte sie verschlafen und gähnte.
    „Ja, ich", erwiderte Domaschek. „Einen schönen guten Morgen, Liebling! Wie hast du geschlafen?"
    Herzina runzelte die Stirn und versuchte, ihr weißblondes Haar mit den Fingern in die Form zu bringen, die er scherzhaft „Kakadu-Frisur" zu nennen pflegte.
    „Allein, natürlich." Unmut überschattete ihre Augen. „Oder verdächtigst du mich der Untreue?"
    Domaschek lächelte flüchtig.
    Sie redete immer so gestelzt daher, wenn sie sich über ihn ärgerte.
    „So war meine Frage nicht gemeint", erklärte er und fühlte die Hand mit dem Plastikbecher zum Mund.
    Herzinas Augen verengten sich.
    „Was hast du da für ein Zeug, Lassel?"
    „Kaffee, natürlich", antwortete er und nippte vorsichtig, um sich nicht die Zunge zu verbrennen.
    Aber der Geschmack, der sich daraufhin in seinem Mund ausbreitete, war nicht der von Kaffee mit Sahne und Zucker, ja nicht einmal der von schwarzem Kaffee. Es war ein völlig gänzlich unerwarteter, daß er erschrocken losprustete.
    Mit dem Ergebnis, daß die Oberfläche des Bildschirms sich mit sommersprossengroßen roten Flecken bedeckte.
    Blut!
    Mit einem Schreckensschrei schleuderte Domaschek den Becher weit von sich. Erst danach kam die Nachricht der Geschmacksrezeptoren in seinem Bewußtsein an, daß es sich bei der roten Flüssigkeit um gekühlten Tomatensaft gehandelt hatte.
    So verlegen, wie er eben noch erschrocken gewesen war, versuchte er den Tomatensaft mit dem rechten Jackenärmel vom Bildschirm zu wischen.
    „Bitte, hör auf damit!" sagte Herzina angewidert. „Das ist ausgesprochen unästhetisch.
    Falls du gedacht haben solltest, ich könnte das als Scherz aufnehmen, hast du dich geirrt."
    Domaschek hörte auf, den Bildschirm noch mehr zu verschmieren und versuchte statt dessen, durch den roten Film hindurch den Gesichtsausdruck seiner Freundin zu erkennen. Es sah ihr gar nicht ähnlich, damit zu spaßen, daß sie etwas über eine Visiphonverbindung körperlich aufnehmen sollte, wie den Tomatensaft. Aber genauso hatte sie sich ausgedrückt.
    Er beschloß, nicht darauf einzugehen und trat ein wenig zurück, als ein Servoroboter heransummte und den Bildschirm reinigte.
    „Es tut mir leid, aber ich dachte, ich hätte Kaffee getastet", erklärte er und hielt dem Servoroboter seinen beschmierten Ärmel vor die Sensoren, damit er ihn ebenfalls säuberte, so gut das ging. „Entschuldige bitte, Herzina."
    Nachdem der Servoroboter den Bildschirm gereinigt hatte, summte er an seinem ausgestrecktem Arm auf und ab - und spie den eben eingesogenen Tomatensaft darauf.
    Danach schwebte er davon.
    Fassungslos musterte Domaschek seinen tropfenden Ärmel.
    „Ich begreife das nicht", stammelte er.
    „Das wäre ja auch der Gipfel der Geschmacklosigkeit", sagte Herzina.
    „Darf ich dich fragen, aus welchem Grund du mich geweckt hast?"
    „Du hast ja schon gefragt", stellte Domaschek fest. „Und ich rufe nicht aus irgendeinem Grund an, sondern aus dem KoZe in Garnaru. Mir ist nämlich schon zweimal etwas ganz Komisches passiert, weißt du!"
    Abermals runzelte Herzina die Stirn.
    „Woher soll ich das wissen. Außerdem drückst du dich wieder einmal falsch aus. Erstens sagt man statt Passieren besser Durchseihen, und zweitens ist nicht etwas durchgeseiht, sondern du hast es entweder durchgeseiht oder durchseihen lassen." Sie hob die Stimme.
    „Aber wieso etwas Komisches?"
    Lassel Domaschek preßte die Lippen fest zusammen, weil ihm um ein Haar etwas Ordinäres entfahren wäre. Herzina hatte ja fast täglich etwas an ihm auszusetzen, seien es seine Tischmanieren oder seine Ausdrucksweise, aber sonst hatte sie es stets mit liebevoller Nachsicht getan. Diesmal aber schien sie einen Streit provozieren zu wollen.
    Weshalb sonst war sie so pedantisch und unterlegte seinen Worten außerdem einen Sinn, der nicht gemeint gewesen war?
    Plötzlich erschrak er.
    Was hatte Digitalis gesagt?
    Die Worte scheinen ihren Sinn verloren zu haben!
    Er hob die rechte Hand und biß sich in den Daumen, um zu prüfen, ob er das alles nur träumte. Der

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