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1151 - Mandragoros Monsterwelt

1151 - Mandragoros Monsterwelt

Titel: 1151 - Mandragoros Monsterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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und drehte sich mir zu. »Es sieht aus wie ein Schatten, John.«
    Im Prinzip hatte sie Recht. Nur handelte es sich in diesem Fall um besondere Schatten, die dreidimensional waren und sich anfassen ließen. Ich reckte wieder meinen Arm über die Bordwand hinweg, tauchte die Hand in das Wasser und bekam so einen der Schatten zu fassen, der nass und glitschig über meine Handfläche hinwegglitt wie ein Seil oder eine Schlange. Ich holte das Fundstück hervor und drehte mich damit zu Karina um.
    »Was ist das für ein Zeug?« Sie blickte mich fragend an.
    »Ein langes Blatt, eine Liane oder irgendein Tang, was weiß ich.«
    Sie verzog die Lippen. »Das Zeug hast du aus dem See geholt. Aus einem Wasser, das nicht gefroren ist.« Sie hob die Schultern. »Schon das war den Menschen drüben im Ort immer ein Rätsel. Jetzt dieses Gewächs. Es hätte auf dem Grund sein müssen.«
    »Im Prinzip schon«, stimmte ich der Russin zu und legte das nasse Fundstück über die Bordwand.
    Auch Dimitri trat interessiert näher, während Karina den feuchten Lappen anleuchtete und dabei immer wieder den Kopf schüttelte.
    Dimitri sagte etwas mit leiser Stimme zu ihr. Ich verstand ihn nicht, aber Karina schien damit nicht einverstanden zu sein. »Meinst du, dass es so etwas einmal hier früher gegeben hat?«, erkundigte sie sich.
    »Ja.«
    Sie wandte sich an mich. »Dimitri meint, dass dieser See vor langer Zeit einmal sehr heiß gewesen ist. Kochendes Wasser wie bei einem Geysir, verstehst du? Und viel abgekühlt hat er sich nicht. Das Wasser ist zwar nicht so heiß, aber etwas ist schon zurückgeblieben. Auch etwas, das ich mir nicht erklären kann, abgesehen von diesen verdammten lebenden Leichen.« Sie fuhr mit einer Handbewegung durch die Luft. »Wo können sie sich versteckt haben? In welch einer Tiefe? Haben sie dort unten bessere Bedingungen, um überleben zu können?« Sie schaute mich jetzt an. »Was meinst du, John?«
    »Es ist die einzige Erklärung, die ich mir vorstellen kann. In der Tiefe gibt es eine Welt für sich, die eben bewohnt ist. Hin und wieder verlassen die Bewohner den See, um sich unter die Lebenden zu mischen. Es ist nicht einfach, das nachzuvollziehen, und es sind die veränderten Menschen, die man sich geholt hat.«
    »Wer hat das getan?«
    »Karina«, sagte ich. »Es ist zwar wichtig, wenn wir darüber sprechen und auch zu einem Ergebnis kommen, doch viel wichtiger ist es, dass wir zusehen, wieder ans Ufer zu gelangen.« Ich schleuderte das nasse Pflanzenstück wieder ins Wasser hinein. »Darüber diskutieren können wir auch woanders.«
    »Du hast Recht. Willst du steuern?«
    »Ja, ich übernehme das kleine Ruder.«
    Als sich unsere Wege kreuzten und ich ihr Gesicht sah, entdeckte ich die Sorge in ihren Zügen.
    Karina Grischin war nicht nur die harte Frau, die einmal als Leibwächterin ausgebildet worden war und auch in diesem Job begonnen hatte. Jetzt sah ich ihr an, dass auch sie Angst empfand.
    »Und kümmere du dich etwas mehr um Dimitri. Kann sein, dass er mehr weiß.«
    »Mach ich, John.«
    Ich fand meinen Platz auf der schmalen Bank am Heck. Unser Boot war nicht eben ein Prachtstück.
    Es reichte den Fischern gerade aus. Nur dass es eben noch die vier Stangen gab, auf denen die Plane als Dach befestigt war. Neben mir lag noch ein zusammengerolltes Netz. Ansonsten hatte der Besitzer seine Behälter, in die er die Fische verstaute, von Bord genommen.
    Ich zog zweimal an der Reißleine, dann lief der Motor rund, und mir fiel ein kleiner Stein vom Herzen. Der Schweiß auf meiner Stirn war wieder getrocknet. Ich spürte den Wind jetzt kälter, und der Schauer auf meiner Haut wollte nicht weichen. In den letzten Minuten hatte ich vergessen, dass in diesem Teil Russlands noch immer tiefer Winter herrschte, auch wenn dieser See nicht zugefroren war.
    Es entsprach einer Laune der Natur.
    Ein warmes Gewässer und nicht einmal so ungewöhnlich, denn das kannte ich ebenfalls von Island her, wo es auch Seen gab und ebenfalls Geysire, die sehr heißes Wasser ausspieen.
    Wir fuhren über die Wellen hinweg. Unser Boot schwankte recht schwerfällig auf dem Wasser. Der Kurs war klar, auch wenn ich in der Dunkelheit nichts sah.
    Dimitri und Karina standen zusammen. Sie unterhielten sich leise. Ich dachte über den seltsamen Mann nach, der sich zusammen mit seinen Getreuen auf die Insel zurückgezogen hatte, um dort das Phänomen der Wiedergeburt zu erforschen.
    Sie hatten es geschafft, in diesen Kreislauf

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