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1154 - Dämonen-Trauer

1154 - Dämonen-Trauer

Titel: 1154 - Dämonen-Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Gerechte hob die Klinge mit einer zackigen Bewegung an und führte sie über seinen Kopf. Das Material schimmerte heller in der Dunkelheit. Es kam mir vor wie ein Blitz, der auf dem Weg zur Erde eingefroren war.
    Raniel schlug noch nicht zu.
    Er schaute erst.
    Zwei, drei oder auch vier Sekunden ließ er vergehen. Dann schlug er mit seiner Waffe zu.
    Es sah so aus, als wollte Raniel die Gestalt mit einem Hieb der Länge nach in zwei Teile schlagen.
    Unterwegs aber veränderte er die Schlagrichtung, so dass die Spitze jetzt genau nach unten wies.
    Und so stieß sie auch in die Brust der Gestalt!
    In der Tat. Es war kaum zu fassen. Das »Glas« hätte eigentlich zerspringen müssen, denn es war längst nicht so hart wie der Stein. Das passierte jedoch nicht, denn die Klinge verschwand im Körper des Versteinerten und blieb darin stecken.
    Der Gerechte ließ den Griff los. Er trat mit einem federleichten Schritt zurück und nickte mir zu.
    »Erledigt?«, fragte ich leise.
    »Fast.«
    Nach dieser Antwort wechselte ich meine Blickrichtung und konzentrierte mich wieder auf den Versteinerten.
    Dann erlebte ich, welch eine Kraft in dieser Waffe steckte. Es war einfach unglaublich. Das tief in der Brust steckende Schwert leuchtete plötzlich auf. Bis zum Griff hin wurde es hell, und zugleich gab es sein Leuchten auch an die Gestalt ab.
    An der Brust fing es an. Dort malte sich ein breiter, zittriger Fleck ab, der wie helles Wasser schimmerte. Er blieb nicht auf diesen Körperteil beschränkt. Er bekam einen immer größeren Umriss und glitt bald vom Kopf her bis zu den Füßen hin.
    Der Vernichtete wurde nicht einmal durchsichtig. Er war einfach nur ein Stück Licht, das auf dem Boden nachzitterte, aber auch nicht in der Erde verschwand.
    Er löste sich auf, und die Gegend sah wieder so aus wie immer. Da wies nichts darauf hin, was hier geschehen war. Auch Raniel veränderte sich. Mit einer lockeren Bewegung steckte er das Schwert zurück, und seine Augen schauten mich wieder aus den üblichen dunklen Pupillen an.
    Ich grinste schief und fragte. »Ist es das gewesen?«
    »Ich denke schon.«
    »Toll. Das hätte ich dir nicht zugetraut. Oder vielmehr deinem Schwert. Aber meine Fragen sind nicht weniger geworden, wie du dir denken kannst.«
    »Das verstehe ich.«
    »Und weiter?«
    »Denk nur nicht, dass du aus dem Rennen bist, John. Das war nur einer von ihnen.«
    »Wie viele gibt es denn?«
    »Ich habe keine Ahnung, wer es alles geschafft hat, die Totenwelt zu verlassen.«
    »Gott, Totenwelt!« rief ich und verdrehte die Augen. »Himmel, um beim Thema zu bleiben. Was ist das für eine Totenwelt? Ist es die, in die jeder Mensch hineingeht? Ist es der Weg zum Licht oder der in die Finsternis?«
    »Du wirst sie kennen, John.«
    Da musste ich lachen. »Ausgerechnet ich? Tut mir leid, aber ich war noch nicht dort.«
    »Trotzdem kennst du sie.«
    »Komm, das ist mir zu wenig, Raniel. Raus damit!«
    Er war und blieb stur, er schüttelte den Kopf.
    Ich ballte die Hände zu Fäusten. »Mal ehrlich gefragt, Raniel, empfindest du das als gerecht?«
    »Wenn du damit auf meinen Namen anspielst, so wird dir das nicht viel nützen. Ich gehe von meiner eigenen Gerechtigkeit aus. Ich weiß um die Gefahr, aber mir ist leider nicht bekannt, wie viele es von ihnen gibt. Sie können überall sein, denn sie haben sich eine Lücke geschaffen. Trotzdem sind sie traurig und mit ihrem Schicksal unzufrieden. Aber so wie es jetzt ist, können sie uns zumindest keine großen Schwierigkeiten mehr bereiten.«
    »Könntest du mir denn einen Tipp geben, wo ich hingehen muss, um sie zu finden?«
    »Nicht in ihre Welt.«
    »Das ist schon mal etwas.«
    »Hör dich um. Ich suche ebenfalls nach ihnen. Sie müssen Zeichen setzen. Sie können nicht anders. Es ist ein verdammtes Schicksal, das sie zu beweinen haben. Sie sind weder Menschen noch Dämonen. Weder tot noch lebendig, und genau das ist ihre Tragik.«
    »Ist ja einfach Wahnsinn. Aber gehörst du nicht auch irgendwo dazu? Bist du Engel, Mensch, oder bist du beides? Ich weiß es nicht. Wir kennen uns schon länger, doch es umgibt dich auch weiterhin eine gewisse Aura, an die ich leider nicht herankomme. Oder möchtest du mich in deine ureigensten Geheimnisse einweihen?«
    »Das ist möglich. Aber nicht jetzt. Ich suche mir den Zeitpunkt selbst aus. Betrachte dieses Treffen als eine vorläufige Lehrstunde. Du weißt jetzt, wie man mit den Trauernden umgehen muss. Sie sind auf der Suche nach ihrem wahren Ich.

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