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1155 - Der Erwecker

Titel: 1155 - Der Erwecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ihm gesprochen. Er wußte von Ortnets Tod, aber er hatte keine Zeit, per Transmitter für ein oder zwei Stunden herüberzukommen. Er behauptete, zu tief in der Arbeit zu stecken, aber sie wußte, daß das nur einer von zwei Gründen war. Kourl wollte keinen Transmitter benutzen, weil er mit Zwischenfällen rechnete, die vom Grauen Korridor verursacht wurden.
    „Da hat es früher einmal ein furchtbares Unglück gegeben", hatte er vor sechs Wochen gesagt. „Da ist ein Mann in einen Transmitter gegangen und in der Empfangsstation mit einem Klumpen im Gesicht herausgekommen, dessen Anblick die Menschen wahnsinnig machte. Der Mann lebt heute noch. Er heißt Alaska Saedelaere und ist unter der Bezeichnung Transmittergeschädigter oder Maskenmann bekannt. Ich will nicht, daß mir so etwas passiert!"
    Es war alles schrecklich genug. Eine weitere Plage hatte sich angekündigt. Überall auf der Erde hatten die Menschen es wahrgenommen. Sie bangten um ihr Leben und verkrochen sich in den Häusern und den unterirdischen Anlagen.
    Holyn richtete sich abrupt im Bett auf.
    „Da ist etwas!" stieß er hervor. Seine Stimme klang rau und heiser. „Es hat mit Ortnet zu tun! Und es bedroht mich! Es würgt mich. Ich bin in Gefahr. Hilf mir, Daly!"
    „Du phantasierst!" Dalya drückte ihren Jüngsten in die Kissen zurück. Die Hitze auf seiner Stirn nahm zu. „Du wirst gleich sehen, es ist alles in Ordnung!"
    Kaum hatte sie es gesagt, hörte sie die Wohnungstür gehen. Berauls Stimme drang an ihre Ohren, eine zweite, männliche Stimme antwortete. Sie kannte diese Stimme genau.
    Es riß Dalya Mattras förmlich von ihrem Stuhl empor. Sie stürzte hinaus ins Wohnzimmer.
    Mein Gott, dachte sie. Ich muß mich täuschen!
    „Daly!" rief Beraul ihr entgegen. „Es ist etwas Unglaubliches geschehen. Ein Wunder!
    Jemand hat ein Wunder vollbracht!"
    Dalya Mattras starrte den Mann hinter ihrem Sohn an. Sie spürte, wie ihre Knie weich wurden und nachgaben. Sie konnte im Augenblick an gar nichts denken, nur starren und sich krampfhaft am Wandschrank festhalten.
    „Ortnet!" hauchte sie. „Onkel Ortnet!"
    Beraul begann zu erzählen, aber sie hörte es nur von fern.
     
    *
     
    Es wurde noch ruhiger als bisher. Die Menschen auf dem Friedhof von Cascoose Spring hielten den Atem an. Ihre Augen wurden von der hohen, hageren Gestalt magisch angezogen, und die wenigen Worte, die der Fremde gesprochen hatte, schlugen sie in ihren Bann.
    Le So Te. Ein Mann mit asiatisch geschnittenem Gesicht und auffallend großen, europäisch wirkenden Augen. Ein hellgelbes, furchiges Gesicht mit regelmäßigen Linien und leicht vorstehenden Wangenknochen. Und doch gleichmäßig und zurückhaltend. Und übermäßig freundlich. Der Mann besaß positive Eigenschaften, wie sie nur ein Mönch haben konnte.
    „Ihr habt Wochen des Grauens erlebt", stellte Le So Te fest „Ihr habt Opfer zu beklagen, und überall auf dem Erdball vernehme ich das Jammern von Frauen und Kindern, das Klagen um die Angehörigen. Der Tod hat reichliche Ernte gehalten. Nun bin ich da, und ich bin nicht nur gekommen, um zu trösten. Nein, ich will helfen. Ich will wunde Seelen heilen und zerstörte Familien wieder aufbauen!"
    Die klangvolle Stimme brach ab, und die Augen wanderten über die Menge hinweg. Le So Te deutete auf den Sarg des Verstorbenen und senkte den Kopf.
    Er spricht wie der Pfarrer, dachten die Menschen.
    Sie wußten nicht, woher der Fremde kam. Sie hatten ihn noch nie gesehen. Plötzlich war er in der Prozession aufgetaucht.
    „Es gibt keinen Wiederaufbau. Das nächste Unheil hat sich bereits angekündigt", rief jemand. „Du stiehlst uns unsere Zeit!"
    Für einen kurzen Moment zeigte das Gesicht des Fremden Betroffenheit. Seine Augen schlossen sich, er schien nach innen zu lauschen. Als er sie öffnete, suchten seine Finger tastend nach dem Holz des Sarges. Sie fanden es und verkrallten sich an einer Kante.
    „Wenn ihr dies sagt, dann glaubt ihr nicht", verkündete er. „Ihr geht den falschen Weg.
    Ich jedoch weise euch den rechten. Ich stehle euch keine Zeit, ich bringe sie euch!"
    Der Pfarrer wurde unruhig. Er stellte fest, daß die beiden Matten-Willys verschwunden waren. Ein Gong in der Empfangsstation sagte ihm, daß sie sich abgesetzt hatten. Dafür mußte es einen Grund geben.
    „Ich dachte, du wolltest ein paar Worte an einen alten Freund richten", rief der Pfarrer aus. „Ich habe mich geirrt. Ich werde jetzt die Grabrede halten. Laßt den Sarg hinab!"
    Erneut

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