1159 - Seth-Apophis
verabschiedet sich von dir für immer dein stets getreuer ..."
Seth-Apophis hob das Behältnis auf und schleuderte es voller Wucht gegen die Wand.
Es zersprang mit klirrendem Geräusch. Ein halblautes Schnarren ertönte, als sei eine metallene Feder gesprungen. Dann war es still.
In dieser Nacht fiel das anximische Raumschiff, das ursprünglich als Denkmal bis in alle Ewigkeit hatte überdauern sollen, einer Explosion zum Opfer.
*
Zwei Erkenntnisse ergaben sich für Seth-Apophis aus dem Erlebnis dieser Nacht. Ihr Mißtrauen war ein zuverlässiger Instinkt, dem sie niemals die Beachtung verweigern durfte. Mehr als einmal hatte es sie vor Simsin gewarnt; stets hatte sie die Warnung zurückgewiesen. Wozu brauchte sie, die Zivilisierte, die unkontrollierbaren Signale des Unterbewußtseins? So hatte sie gedacht. Jetzt war sie eines Besseren belehrt.
Zweitens: Sie mußte Vorkehrungen treffen, um sich derer zu erwehren, die durch die geheimen Symbole der Mentalbotschaft angelockt wurden. Es galt, den Sender sofort stillzulegen, so daß seine Nachricht nirgendwo mehr empfangen werden konnte, und Fallen einzurichten, die dem fremden Gegner zum Verhängnis wurden, falls er es tatsächlich wagte, die Hand nach der Schöpferin der Ordnung auszustrecken.
Sie ging systematisch vor. Zuerst wurde der Sender abgeschaltet. Nur ein einziger Block von Aggregaten blieb noch in Betrieb: jener, der Energie aus der Sonne sog und sie in psionisches Potential verwandelte. Damit war gewährleistet, daß sie den Jetstrahl jederzeit einsetzen konnte. Ihre Hilfsvölker, deren es in Sethdepot inzwischen mehrere tausend gab, wurden sorgfältig katalogisiert: nach Stand der technologischen Entwicklung, nach Spezialgebiet und nach Ergebenheit. Mit Hilfe des Jetstrahls bewegte sie die Satellitenzivilisationen dazu, aufwendige Expeditionen auszurüsten und die Sternenfelder der Galaxis zu durchforschen. Die Expeditionen wußten nicht, wonach sie suchten. Sie waren jedoch gehalten, in regelmäßigen Abständen ausführliche Berichte abzugeben, aus denen Seth-Apophis entnehmen konnte, ob etwas Brauchbares gefunden worden war.
Auf diese Weise erarbeitete sie eine Reihe von Prinzipien, die sie ihrem Frühwarn- und Abwehrsystem zugrunde zu legen gedachte. Es gab zahlreiche Methoden, mit denen ein potentieller Angreifer abgelenkt, unschädlich gemacht oder vernichtet werden konnte.
Aber je intensiver sich Seth-Apophis mit ihren Hilfsvölkern beschäftigte, desto offenbarer wurde ihr, daß es eine Kategorie hyperenergetischer Phänomene gab, über die selbst in den am weitesten fortgeschrittenen Zivilisationen weitgehende Unkenntnis bestand, und es schien ihr ratsam, eben aus dieser Kategorie die Mechanismen zu nehmen, die ihrem Sicherheitsnetz ein Maximum an Wirksamkeit verleihen sollten. Das Wissen um die Gesetze der psionischen Kräfte schien im Universum nicht weit verbreitet - kaum daß hier oder da eine Spezies von der Natur mit psionischen Fähigkeiten über das normale Funktionieren des Verstandes hinaus ausgestattet war.
Psi-Kräfte waren es also, auf die Seth-Apophis sich bei der Abwehr des unbekannten Gegners verlassen wollte. Ihre Fallen würden sein Bewußtsein verwirren, ihm Dinge vorgaukeln, die es nicht gab, und ihn ins Verderben locken. Die erforderliche Psi-Energie mußte aus natürlichen Quellen bezogen werden. Synthetische Herstellung hätte einen technischen Aufwand erfordert, der dem Angreifer womöglich aufgefallen wäre. Schon früh konzentrierte sich Seth-Apophis' Interesse auf ein kleines, am Rand des zivilisatorischen Entwicklungsstroms dahinvegetierendes Völkchen, das sich für die Funktion des Fallenwärters in idealer Weise eignete. In physischer Hinsicht war die Spezies von der Natur vernachlässigt worden. Der Leib hatte die Form eines gedrungenen Schlauches, der beidseitig in einer stumpfen Rundung endete. Es gab zwei Extremitäten, die wahlweise als Greifarme und Fortbewegungswerkzeuge verwendet wurden. Dafür besaßen die Schlauchwesen ein erstaunlich ausgeprägtes psionisches Potential, das sie jedoch nicht zielbewußt einsetzten. Es gab einzelne Fälle paranormaler Begabung und Aktivitäten, aber meistens verwendeten diese Wesen ihre Fähigkeiten nur zur Schaffung von Traumwelten, in die sie sich aus dem trostlosen Alltag zurückzogen.
Die Oberfläche ihrer Heimatwelt war eine blühende Landschaft. Seth-Apophis hatte endlich die idealen Fallenwärter gefunden. Sie gab diesen Wesen den Namen
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