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1159 - Seth-Apophis

Titel: 1159 - Seth-Apophis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ein Ereignis, das sich in Hunderten von Lichtjahren Entfernung abspielte, wurde von Seth-Apophis ohne meßbaren Zeitverlust wahrgenommen. Da Seth-Apophis selbst sich jedoch im vierdimensionalen Kontinuum aufhielt, das den Gesetzen der allgemeinen Relativität unterliegt, ergaben sich hieraus des öfteren Schwierigkeiten. Die kausale Zuordnung zweier räumlich voneinander getrennter Ereignisse war nicht mehr möglich. Es geschah mehr als einmal, daß ein Planet von der Schockfront, die Seth-Apophis vorhergesagt hatte, verschont blieb, wahrend ein anderer, der scheinbar „hinter" der Front lag, schwere Verwüstungen erlitt. Später löste Seth-Apophis dieses Problem auf denkbar einfache Weise, aber bis dahin sollten noch ein paar Jahrhunderte vergehen.
    Mit den Fähigkeiten, die der Jetstrahl der Schöpferin der Ordnung verlieh, waren die Gesandtenkolonien auf Aitheran überflüssig geworden. Milliarden von Wesen aus fast allen raumfahrenden Zivilisationen der Galaxis Sethdepot wurden nicht mehr gebraucht.
    Seth-Apophis entledigte sich der unnütz Gewordenen auf elegante Art und Weise: Sie verzichtete darauf, für verstorbene Gesandte Ersatz anzufordern. Wenn auch die Lebensdauer vieler Spezies Hunderte von Jahren betrug, so verwaiste doch eine Gesandtschaft nach der anderen, Stadtteile zerfielen und wurden von der Natur nach einer Pause von mehr als eintausend Jahren wieder mit Beschlag belegt und die Hektik, die bisher auf Aitheran geherrscht hatte, legte sich allmählich. In einigen Fällen allerdings half Seth-Apophis der Natur nach. Es gab etliche unter den Gesandten, die über besonderes Wissen oder nützliche Fähigkeiten verfügten. Diese zog die Schöpferin der Ordnung aus dem Verkehr, indem sie ihr Bewußtsein übernahm. Infolgedessen wuchs die Zahl der Bewußtseine und Bewußtseinssplitter, die sie in ihrer Mentalsphäre gespeichert hatte, auf mehr als dreißigtausend.
     
    *
     
    Manchmal machte ihr das geistige Potential, das sie mit sich herumtrug, Schwierigkeiten. In solchen Augenblicken wurde ihr deutlich, daß sie mit der Übernahme weiterer Bewußtseine nicht unbegrenzt fortfahren könne, daß ihre Kapazität möglicherweise jetzt schon überschritten sei. Darüber beriet sie sich mit Simsin, aber der uralte Anxime kannte kein Mittel, mit dem ihr hätte geholfen werden können.
    Die Möglichkeit, Bewußtseine abzustoßen, gab es nicht. Was sie einmal in sich aufgenommen hatte, blieb in ihr. Das Wissen, das sie sich aufgeladen hatte, wurde nun zur Last. Sie meinte, es müsse sich eine Lösung finden lassen, die etwas mit der Wirkungsweise des Jetstrahls zu tun hatte. Beim Einsatz des Jetstrahls spaltete sich die Menge der Bewußtseine, die in ihr wohnte - ein Teil ging mit auf die Reise, der Rest blieb mit dem Körper zurück. Sie hatte mittlerweile gelernt, die Aufteilung zu kontrollieren, so daß sie von Fall zu Fall darüber entscheiden konnte, welcher Bruchteil der Gesamtsubstanz die Jetstrahl-Reise mitmachte. Die Lösung, die ihr vorschwebte, hatte damit zu tun, daß sie mit Hilfe des Strahls etliche tausend gespeicherte Bewußtseine fortschickte und ihnen die Rückkehr verweigerte. Weiter war sie in ihren Überlegungen noch nicht gekommen. Sie würde experimentieren müssen.
    Sie hatte sich, obwohl der synthetische Androidenkörper der Ruhe kaum bedurfte, den Tag so eingerichtet, daß ihr ein paar Stunden der Entspannung und des Nichtstuns blieben. Simsin verabschiedete sich gewöhnlich kurz nach Sonnenuntergang. Dann zog sie sich in einen Raum zurück, der tief unten in dem riesigen Gebilde lag, das einst den Verkünder beherbergt hatte und jetzt den Namen der goldene Palast trug. Niemand wußte, wo sich das kleine, mit primitiver Behaglichkeit ausgestattete Gemach befand.
    Das Bedürfnis, sich in ein Versteck zurückzuziehen, war ein atavistisches Relikt, das aus dem Instinktverhalten des Heels auf sie überkommen war. Das wußte sie. Es störte sie nicht. Lange Jahre hindurch hatte sie mit aller Kraft versucht zu unterdrücken, was sie an ihr früheres Dasein erinnerte. Es war ihr nicht gelungen. Spuren des Heels blieben an ihr haften. Ein kleiner Teil ihrer selbst würde bis in alle Ewigkeit das niedrige, übelriechende, aasfressende Tier bleiben. Sie hatte sich damit abgefunden. Manchmal fragte sie sich, ob ihr unbezähmbarer Drang, immer mehr Macht an sich zu reißen, von dem Bedürfnis ausgelöst würde, ihre niedere Herkunft zu kompensieren. Sie war sich ihrer Sache nicht sicher.
    Sie

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