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116 - Der Mitternachtsteufel

116 - Der Mitternachtsteufel

Titel: 116 - Der Mitternachtsteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Leute blickten aber wieder weg und nahmen ihre Gespräche auf, als Kiwibin in ihre Richtung geschaut hatte. Wahrscheinlich kannten sie ihn, wußten, daß er unter dem Patronat des KGB arbeitete oder sogar dazugehörte.
    Eine Kellnerin mit Wollrock, Schürze und bestickter Bluse kam. Die Speisekarte, in kyrillischen Buchstaben geschrieben, sagte mir gar nichts. Kiwibin gab mir und Tirso Empfehlungen. Ich bestellte Soljanka, eine Suppe mit Geräuchertem, und Pelmeni, mit Fleisch gefüllte und gekochte Klößchen. Es war eine umfangreiche, schwere Mahlzeit, wie man sie bei den Temperaturen hier brauchen konnte.
    „Was machen Sie eigentlich hier, Mr. Kiwibin?" fragte ich, als ich mir nach dem Essen eine Zigarette angesteckt hatte.
    Kiwibin bestellte Zuckergebäck zum Nachtisch und georgischen Wein.
    „Ich bin vom KGB als Beobachter zum Parapsychologischen Institut abgestellt", sagte er und untertrieb seine Rolle dabei zweifellos. „Akademgorodok hat vierzigtausend Einwohner, fast ausschließlich Wissenschaftler mit ihren Familien. Es ist das neue Forschungszentrum der Sowjetunion. Die Leute, die Sie hier im Restaurant sehen, sind allesamt Kapazitäten - Professoren, Doktoren und berühmte Wissenschaftler."
    Ich war beeindruckt. Eine besonders gute Bildung hatte ich in Dänemark nie erhalten. Aber dann sagte ich mir, daß diese Leute ihren Job hatten und ich meinen.
    „Das Alexander-Newskij-Institut beschäftigt sich mit den Geisteswissenschaften, seit ein paar Jahren auch mit Parapsychologie", fuhr Kiwibin fort. „Eines der Phänomene, die in der Parapsychologischen Abteilung, auch Institut genannt, erforscht werden sollen, ist das des Dorfes Dscheskajan und seiner Bewohner."
    „Was sollen wir denn nun genau machen?"
    „Am frühen Abend wird ein Experiment durchgeführt", sagte Kiwibin. „Dann erfahren Sie alles weitere. Es ist eine Sache, von der wir uns viel versprechen."
    Mehr war Kiwibin nicht zu entlocken. Er erzählte Tirso von der Sowjetunion, von der unermeßlichen Weite und Schönheit dieses Landes. Politische Themen vermied er geflissentlich. Aber über Rußland, das größte Land der Erde, gab es auch sonst eine Menge zu erzählen. Kiwibin sprach von den Wäldern und Tundren, von den Meeren und großen, sich träge dahinwälzenden Strömen; von den eisigen Wintern mit ihren Stürmen, von Sibirien, wo Kraftwerke entstanden, Bergwerkstädte und Siedlungen, wo aber immer noch Zehntausende von Quadratkilometern den Wölfen., Bären und Rentieren allein gehörten; von der wildreichen Taiga und den gewaltigen Gebirgen.
    Tirso hörte mit glänzenden Augen zu; und ich merkte, daß Kiwibin sein Land von ganzem Herzen liebte, was mich bei ihm überraschte.
    Als wir zu dem Gebäude zurückgingen, in dem wir untergebracht waren, machte ich mir viele Gedanken und , erwartete mit Spannung den Abend.

    Es wurde früh dunkel. Die Institutsfenster waren hell erleuchtet. Es schneite noch immer. Wir waren weder im Institut herumgeführt worden noch konnten wir uns umsehen, wie wir wollten. Wir blieben auf den Trakt beschränkt, in dem wir untergebracht waren.
    Seit wir vom Essen zurückgekommen waren, standen Milizsoldaten mit pelzbesetzten Mützen und Schnellfeuerkarabinern an den Ausgängen. Keiner von ihnen sprach ein Wort Englisch. Als ich einmal eine Etage tiefer wollte, hörte ich nur „Njet" und einen russischen Wortschwall.
    Mich wunderte, daß man mir meine Schußwaffe gelassen hatte. Phillip, Tirso und ich befanden uns auf einer Etage, die für die Institutsgäste bestimmt war; für die Forschungsobjekte des Parapsychologischen Instituts, um genauer zu sein. Außer uns befand sich zur Zeit niemand hier.
    Um neunzehn Uhr Ortszeit - hatte ich meine Uhr gegenüber Moskauer Zeit um vier Stunden vorstellen müssen - kam Kiwibin und holte uns ab: Phillip, Tirso und mich. Jetzt ließen die Milizsoldaten uns vorbei. Kiwibin führte uns durch lange Korridore und über ein paar Treppen.
    Dann waren wir endlich an unserem Bestimmungsort.
    Eine siebenköpfige Kommission erwartete uns: vier Männer und drei Frauen. Kiwibin nannte die Namen. Ich merkte mir nur zwei - den von Dr. Wassilij Wassiliew, dem Leiter der Kommission, und den von Professor Dr. Olga Gallinowa, einer bildschönen Frau mit aschblondem Haar. Sie war noch sehr jung für ihre akademischen Grade, sechsundzwanzig vielleicht; in meinem Alter also. Sie war auch die einzige, die Tirso liebevoll betrachtete. Die beiden anderen Frauen waren älter. Sie schaute

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