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1162 - Kampf um Terra

Titel: 1162 - Kampf um Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hinauf, dann ging sie dicht heran und strich mit einer Hand über die Rinde. Sie fühlte sich an wie immer und Lai spürte das unter ihr aufsteigende Leben.
    Ihr Blick kam bei den Zweigen an.
    Da erkannte sie die Veränderung. Es war nicht mehr das immergrüne Laub, das dort wuchs und zwischen dem die schwarzblauen Oliven heranreiften. Größere, fleischige Blätter hatten sich dort entfaltet und entfalteten sich noch. Zum erstenmal fiel es Lai auf, wie unheimlich schnell die fremde Vegetation wuchs. Sie konnte sehen, wie die bestenfalls wenige Stunden alten Früchte größer wurden und sich verfärbten. Die größten waren so groß wie Pfirsiche.
    Aus einer Eingebung heraus reckte sich Lai und pflückte eine der anscheinend reifen Früchte ab. Sie roch daran. Der Geruch erinnerte sie an nichts, was sie jemals kennen gelernt hatte. Dennoch erschien er ihr nicht abstoßend.
    „Was rätst du mir?" fragte sie den Schatten. „Soll ich versuchen, ob mir diese Frucht bekommt?"
    „Ich muß davon abraten", antwortete Chthon.
    „Warum?" erkundigte sich Lai. „Die Funktion von Früchten besteht darin, mobile Lebewesen zum Verzehr anzuregen und dadurch für eine Verbreitung der darin enthaltenen Samen zu sorgen. Diese Funktion kann nicht erfüllt werden, wenn die Früchte giftig sind."
    Sie blickte den Unheimlichen fragend an, doch Chthon schwieg.
    Behutsam legte sie die Frucht auf den Boden. Dabei bemerkte sie, daß der karge Bewuchs von Gräsern und Kräutern auch hier verwelkt war. Schwammartiges gelbgrünes Moos oder Pseudomoos wucherte zwischen den abgestorbenen Stängeln und Halmen.
    Als Lai sich wieder aufrichtete, taumelte sie und wäre gestürzt, wenn es ihr nicht gelungen wäre, sich am Stamm des Olivenbaums festzuhalten.
    „Eine Vergiftungserscheinung?" riet Chthon.
    „Nein", antwortete Lai und schloß die Augen, weil sich alles um sie zu drehen schien.
    „Wahrscheinlich ein Sauerstoffrausch. Eigentlich ist es nur logisch, daß die Xenoflora mehr Sauerstoff produziert als die Terraflora. Sie wächst viel schneller. Folglich läuft ihr Stoffwechsel viel schneller ab."
    Allmählich klang das Schwindelgefühl wieder ab. Als Lai die Augen öffnete, sah sie, daß in wenigen hundert Metern Entfernung drei Frachtgleiter gelandet waren. Ihnen entstiegen Roboter mit Sprühgeräten und großen Behältern auf den Rücken.
    „Achtung! Achtung!" verkündete eine Lautsprecherstimme. „Alle Personen, die sich auf den Mediterranen Terrassen aufhalten, werden aufgefordert, dieses Gebiet umgehend zu verlassen! Es findet eine Sprühung mit Herbiziden und Fungiziden statt. Diese Stoffe sind für Menschen gesundheitsschädlich."
    Zornig stampfte Lai mit dem Fuß auf und rief: „Nein! Ich will das nicht!"
    Die Durchsage wurde stereotyp wiederholt. Daran merkte Lai, daß sie nur von einem Computer vorgenommen wurde. Offenbar gehörte zu diesem Sprühkommando kein einziger Mensch. Die Roboter bildeten eine langgezogene Kette und rückten vorwärts.
    Aus den Düsen ihrer Sprühgeräte schoß gelblichgrauer Nebel und legte sich über die Baumkronen und den Boden.
    „Ich gehe jedenfalls nicht weg", erklärte Lai trotzig.
    Sie konnte sicher sein, daß die Roboter sie nicht gefährden würden, aber sie wußte auch, daß früher oder später jemand kommen Würde, der sie zum Fortgehen bewog. So lange aber wollte sie ausharren.
    Als sich in den gelblichgrauen Sprühnebel dunkelgraue Wölkchen mischten, runzelte Lai verwundert die Stirn, denn diese Wölkchen kamen nicht aus den Sprühdüsen, sondern stiegen vom Boden auf. Bald jedoch begriff sie, was geschah.
    Zuerst stellten die Sprühgeräte der Roboter die Arbeit ein, dann geriet der Vormarsch der Roboter ins Stocken. Die Maschinen bewegten sich nicht mehr geradlinig vorwärts, sondern bogen nach links oder rechts ab. Einige gingen sogar zurück. Klirrend stießen zwei Roboter zusammen. Schließlich blieben sie alle stehen, sie selbst und ihre Geräte und Behälter von einer klebrigen dunkelgrauen Masse überzogen.
    „Es sind Wolken klebriger Sporen", stellte Chthon fest. „Sie haben die Roboter außer Betrieb gesetzt und können bestimmt auch Menschen gefährlich werden."
    „Aber hier wurden sie nicht eingesetzt", gab Lai Nurgowa zurück.
    Langsam ging sie auf die erstarrten Roboter zu. Die letzten dunkelgrauen Schwaden sanken zu Boden und bedeckten ihn als glänzende Schleimschicht. Vor Lais Füßen aber stülpte sich diese Schicht nach innen. Zum Vorschein kam wieder das

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