1163 - Der Blut-Galan
der Dunkelheit ins Leere zu treten. Allein aus diesem Grunde bewegte sich Judy nur vorsichtig voran, um nur nichts verkehrt zu machen.
Mit der linken Körperseite streiftesie an den Enden der Zweige entlang, schaute wieder zu Bill, der wie ein Wächter mit gezogener Waffe auf dem Fleck stand - und sah, dass sich hinter dem Reporter etwas bewegte.
Judy Carver blieb stehen.
Das war keine Täuschung. Die Zweige waren nicht vom Wind bewegt worden. Es gab dafür nur eine unnatürliche Ursache, und die sah Judy im nächsten Moment mit eigenen Augen.
Da wuchs hinter dem Reporter eine schattenhafte Gestalt hoch, als wäre sie aus dem Boden gekommen.
»Bill!«, schrie sie. »Hinter…«
Was dann passierte, war der reinste Horror…
***
Bill Conolly hatte den Warnschrei gehört. Auch er war in den Sekunden davor von einem warnenden Gefühl gepackt worden, doch erst als ihn der Warnschrei erreichte, fuhr er herum.
Was dann ablief, geschah alles innerhalb von Sekunden.
Es war kein Schatten. Es war eine Gestalt, ein ganz in Schwarz gekleideter Mann mit langen, ebenfalls schwarzen Haaren, der wie ein Teufel aus der Hölle erschienen war.
Bill starrte auch in das Gesicht hinein, das irgendwie versteinert wirkte. Die Gestalt hatte ihren Mund weit aufgerissen, und so konnte Bill auch die helle Zahnreihe sehen, wobei zwei Zähne etwas gekrümmt waren und hervorstachen.
Ein Vampir!
Es war der richtige Gedanke, der in Bill hochschoss. Zu mehr kam er nicht. Er konnte seine Waffe nicht mehr hochbringen, um auf die Gestalt zu schießen, denn ein harter Schlag oder auch Tritt erwischte ihn voll an der Brust.
Der Schwung schleuderte ihn nach hinten. Bill verlor den Boden unter den Füßen. Die Luft wurde ihm knapp. Er war nur froh, dass sein Gesicht nicht getroffen worden war, dann war sein Fall beendet und er prallte rücklings auf den recht weichen Boden. Hohes Gras und Farne schlugen über ihm zusammen, so dass sie ihm für einen Moment die Sicht auf die fremde Gestalt nahmen.
Er hielt die Waffe fest. Er hatte das Gefühl, von einem auf der Brust liegenden Stein zu Boden gedrückt zu werden, und er bekam auch nur schwerlich Luft.
Dann vibrierte der Boden.
Bill war klar, dass die Gestalt jetzt auf ihn zukam und sich richtig um ihn kümmern wollte. Er hörte sogar das böse Lachen und merkte dann den Druck der Waffe in seiner rechten Hand. Die Beretta hatte er auch beim Sturz festgehalten. Sie war in diesem Augenblick seine Medizin, um überleben zu können.
Es war zu dunkel. Die Gräser tanzten vor seinem Gesicht und streiften es mit ihren Spitzen. Bill wurde abgelenkt, als hinter diesem Gebilde vor seinem Gesicht sich die Gestalt wieder bewegte.
Das war doch ein Ziel.
Der Reporter hob die Beretta an. Dann schoss er.
Der Abschussknall war laut.
Etwas bewegte sich wieder in seiner Nähe. Zugleich hörte er den gellenden Schrei von Judy Carver.
Ihm war jetzt alles egal. Auch wenn es ihm schwer fiel und er noch nicht fähig war, richtig Luft zu holen, wuchtete er den Oberkörper hoch.
Darauf hatte der andere gewartet. Er stand an der Seite. Diesmal nutzte auch Judys Warnschrei nichts. Der Schlag mit dem Ast erwischte den Reporter von der Seite her am Kopf. Er hatte das Gefühl, zu explodieren, dann wirbelten zuckende Sterne oder Licht heran, bevor die große Schwäche kam und ihn tief in ihr Inneres zog.
Bill Conollys Bewusstsein entschwand…
***
Für Judy Carver waren die letzten Sekunden die schrecklichsten in ihrem Leben gewesen. Einmal hatte sie Bill Conolly warnen können. Er hatte sogar geschossen. Aber leider nicht getroffen, denn die Kugel war am Kopf der Gestalt vorbeigezischt. Mit einer zuckenden Bewegung hatte sie sich in Sicherheit bringen können und Bill keine Chance zu einem zweiten Schuss gelassen.
Bill war niedergeschlagen worden. Blitzschnell. Ohne dass man ihm die Chance zur Gegenwehr gelassen hatte. Sie hatte ihn noch kurz aus dem hohen Gras auftauchen sehen, sie hatte auch geschrien, aber der andere war schneller gewesen.
Einmal zugeschlagen, das reichte aus!
Bill war nicht mehr zu sehen. Das hohe Gras hatte ihn verschluckt. Jetzt konnte die fremde Gestalt machen, was sie wollte, sogar töten. Damit rechnete Judy sogar.
Der andere richtete sich auf. Er drehte den Kopf und schaute zu ihr. Judy konnte sich nicht erklären, wer diese Person war. Jedenfalls männlich, aber sie war zugleich auch ein Gespenst aus dem verdammten Hochmoor-Wald.
Er grinste sie an.
Trotz der Dunkelheit, in der er
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