1163 - Invasion der Fairy Queens
Fairy Queen?
„Bleib hier", befahl Lisovich dem Androiden. „Für den Fall, daß diese blaue Hexe zurück kommt." Dann rannte er zu den Telekomzellen neben dem Eingang und rief die nächste Klinik an. Zum Glück waren derartige Einrichtungen vollautomatisiert. Selbst der Ausfall der Ärzte führte nicht zum Zusammenbruch der Medi-Versorgung; ein Computer nahm den Notruf entgegen und leitete ihn an ein automatisches Medi-Team und einen robotgesteuerten Rettungsgleiter weiter. Nachdem er den positronischen Pförtner informiert und ihm Blinats genaue Position geschildert hatte, begab sich Laus Lisovich wieder zu Hirni.
Der Androide sah ihm freudlos entgegen. „Die Hexe ist fort", sagte er, „aber ihr Opfer liegt zu unseren Füßen. Der Totentanz beginnt. Gevatter Hein spielt mit knochiger Hand den Trauermarsch."
Blinat hatte sich noch immer nicht bewegt. Er atmete nicht. Aber ein Instinkt sagte Lisovich, daß er auch nicht tot war. Er schien sich in einer Art Trance zu befinden. Und wo steckte seine Fairy Queen? Dies war das erste Mal seit Beginn der Invasion, daß er einen Terraner ohne Fremdwesen sah.
„Komm", sagte er brüsk zu Hirni, stieg in den Antigravschacht und ließ sich hinauf zum Kuppelbüro des Direktors tragen. Er mußte feststellen, ob auch andere ein Schicksal wie Blinat erlitten hatten. Während Lisovich in dem Antischwerkraftfeld nach oben glitt, war es so still, daß er den Schlag seines Herzens hören konnte. Und da war noch ein Laut.
Dieses gespenstische Trippeln einer Fairy Queen ...
Lisovich schwang sich durch den Ausstieg. 14. Stock. Der verglaste Rundkorridor, der in jeder Etage den Turm wie einen Gürtel umschloß. Nicht weit vom Liftschaft entfernt lag Blar. Der Ara; Dolunders Stellvertreter. Schweißperlen glänzten auf dem Kahlkopf des Aras. Er hatte die Augen geschlossen und atmete schwer. Sinnlose Wortfetzen lösten sich von seinen aufgeplatzten Lippen. Delirium, diagnostizierte Lisovich, hervorgerufen durch Hunger und Durst, durch Schlafmangel und den Einfluß der Fairy Queen ...
Die Fairy Queen stand drei Meter neben Blar und sah Lisovich mit ihren Goldaugen feindselig an. Als er Hirnis Schritte hinter sich hörte, wurde ihm der Grund für diese Feindseligkeit klar. Sie spürte bereits das negative Programmbewußtsein des Androidengehirns.
Ein weiterer Blick auf Blars armseligen Zustand ließ Groll in Lisovich aufwallen; einen Groll, den er schon die ganze Zeit empfunden hatte und der jetzt ausbrach. Vor Zorn bebend, riß der alte Mann den Paralysator aus dem Gürtel, legte auf das blaue Geschöpf an und drückte ab.
Die Fairy Queen wurde von dem Lähmstrahl voll getroffen.
Ihre Umrisse verschwammen für einen Moment und stabilisierten sich dann wieder. Das war alles. Vor Verblüffung riß Lisovich den Mund weit auf.
„Ich habe doch gesagt", bemerkte Hirni, „daß das Experiment mißlingen wird."
„Aber..." Lisovich gestikulierte. Noch immer bereitete ihm das merkwürdige optische Phänomen Kopfzerbrechen. Und warum wurde die Fairy Queen nicht bewußtlos? War sie immun gegen Paralysestrahlen?
„Soll ich sie verscheuchen?" fragte der Androide plötzlich und deutete auf die Fairy Queen.
„Ja", knurrte Lisovich. „Ins Schwarze Loch mit ihr!"
Hirni ging auf die Fremde zu. Ihr Antlitz verzerrte sich, und sie wich zurück. Ihr Mund öffnete sich, aber kein Laut drang über ihre Lippen. Dann beschleunigte das VPAS seine Schritte. Die Fairy Queen fuhr herum und lief durch den Rundgang davon. Der Androide begann ebenfalls zu laufen und holte rasch auf. Mit einem Mal quoll Elfenhaar aus der Nackendrüse der Fairy Queen. Gleichzeitig wurden ihre Konturen blasser und blasser, und dann war sie verschwunden.
Laus Lisovich rieb nachdenklich sein Kinn. Er hatte dieses Phänomen schon mehrfach erlebt. Teleportation? fragte er sich. Oder verfügen sie über Minitransmitter? Und wohin verschwinden sie? Kehren sie heim in ihr Universum oder springen sie nur hundert oder tausend Meter weit, um genug Raum zwischen sich und der negativen Ausstrahlung Hirnis zu bringen?
Hirni kam zurück. „Sie ist fort", stellte er fest, „und sie ahnt nicht, daß es nirgendwo Rettung gibt. Für keinen."
„Sicher", sagte Lisovich geistesabwesend. Er zapfte an dem neben dem Lift angebrachten Spender einen Becher Wasser und flößte dem Ara vorsichtig einige Schlucke Flüssigkeit ein. Danach informierte er den positronischen Pförtner, auch Blar von dem Medi-Team in die nächste Klinik
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