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1164 - Vishna-Fieber

Titel: 1164 - Vishna-Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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der Erste Terraner!"
    klang Tifflors Stimme auf. Sie zitterte ein wenig und stabilisierte sich dann. „Ich spreche zu allen Menschen dieser Erde!"
     
    4.
     
    Chthons erste Reaktion war Entsetzen, das ihn bis in die letzten Moleküle seines Schattendaseins erfüllte. Er sah Bull eintreten und erkannte im selben Augenblick die Gefahr.
    Er wollte Bull einen Warnruf zukommen lassen, einen deutlichen, verständlichen Gedankenimpuls, aber er brachte es nicht fertig. Seine Existenz war von einer Lähmung befallen, die tödlich sein mußte.
    Gleichzeitig begriff der Schatten, daß er viel zu leichtsinnig gewesen war. Er hätte es sich denken können, daß die Herrin des Grauen Korridors nicht tatenlos zusehen würde, wie er ihre Bemühungen zunichte machte.
    Vishna hatte ihm einen Jäger geschickt.
    Die Aura des Fremden war nicht bösartig, aber von wilder Entschlossenheit.
    Er wollte Chthon eliminieren.
    Die Gewißheit des sicheren Todes und die damit verbundene Gefährdung eines wesentlich wichtigeren Ziels ließ die Lähmung mit einem Schlag weichen. Chthon wandte sich um und verschwand aus dem Zimmer, indem er seine halbstoffliche Struktur lockerte und damit unsichtbar wurde.
    Für den Jäger bildete das kein Hindernis, aber es verwirrte ihn für kurze Zeit.
    Chthon erkannte, daß der andere sich Voyde H'ot nannte, ein Begriff, der ihm nichts sagte. In Chthons ursprünglicher Sprache gab es nichts, was ähnlich geklungen hätte, und der Schatten vermutete, daß Vishna dieses Wesen rein zufällig in die Hand bekommen hatte.
    Es war höchstens konditioniert, niemals aber eingeweiht.
    Chthon ließ sich an der Peripherie Terranias erscheinen. Sein Nebelwams wirkte trüb, er spürte eine plötzliche Schwäche in sich und schob sie der vorübergehenden Unsichtbarkeit zu. Mehrmals durfte er so etwas nicht tun, denn es schwächte seine ohnehin angeschlagene Existenz zusätzlich.
    Mehrere Terraner befanden sich auf der Straße, als er sichtbar wurde. Sie zuckten zusammen und wichen zurück. Er hob beruhigend einen Arm und ließ seine Mentalstimme erklingen.
    „Ich bin es, Chthon!" sagte er, aber sie hörten nicht darauf. Ihre Blicke gingen an ihm vorbei, und eine Frau stieß einen schrillen Schrei aus. Die Menschen rannten davon.
    Chthon brauchte sich nicht umzudrehen, um das drachenähnliche Gespinst wahrzunehmen. Er spürte das psychische Spektrum dieses Wesens. Es befand sich nicht weit entfernt.
    „Schatten!" brandete ein intensives gedankliches Signal auf. „Du kannst dem Voyde H'ot nicht entkommen. Bleib, wo du bist und rühre dich nicht!"
    Chthon beobachtete sein Nebelwams, das in Wirklichkeit ein hyperphysikalisch aufgebauter Überlebenskokon war, eine Garantie für seine Existenz in diesem Universum.
    Ohne den Kokon hätte sich sein Bewußtsein und das immaterielle Bindungsgewebe in den Hyperraum verflüchtigt. Das Nebelwams war eine Art Barriere aus Energie, die es verhinderte.
    Im Grauen Korridor jedoch besaß der Schatten keine Möglichkeit, Energie aufzufrischen oder zu konservieren.
    Er wurde immer schwächer. Der Zeitpunkt der Selbstauflösung würde irgendwann in naher Zukunft kommen.
    Auch ein Ausweichen in der Perforationszone war sinnlos. Die dortigen Instabilitäten schadeten ihm.
    Jetzt kam der Voyde H'ot dazu, der ihn jagte und weitere Kraft kostete.
    „Was willst du?" lenkte Chthon ab. Der Voyde H'ot leuchtete jetzt als schlangenähnliches, durchscheinendes Gebilde. Er schnellte sich heran.
    Erneut ergriff Chthon die Flucht. Er verschwand in der Wand des neben ihm stehenden Bauwerks und blieb in ihrer Substanz auf Warteposition. Der Voyde H'ot folgte ihm, nur ein paar Meter entfernt, aber er durchschnitt die Wand und begann, im Innern des Gebäudes zu suchen.
    Inzwischen diffundierte Chthon in der Mauer abwärts, bis er eine der Röhrenbahnen erreicht hatte. Er wartete auf einen vorbeikommenden Zug und drang in ihn ein. Er regulierte sein Gravitationsfeld im Nebelwams so, daß er in dem rasenden Gefährt blieb.
    Mehreren Funksignalen entnahm er, daß es den Weg zur asiatischen Ostküste eingeschlagen hatte.
    Kurz vor Peking verließ Chthon die Röhrenbahn und diffundierte an die Erdoberfläche hinauf.
    Erneut überkam ihn Furcht.
    Der Voyde H'ot erwartete ihn bereits. Er hatte die Gestalt eines überdimensionalen Tausendfüßlers angenommen, wie sie es in winziger Ausführung auf der Erde gab. Aus seinem Kopf loderten glühende Flammen, und sie verbreiteten immaterielle Hitze und fegten den Schatten

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